Er ist der Zwilling des Rolls-Royce Shadow. Doch der Unterscheid zwischen den beiden Fahrzeugen lässt sich schnell beschreiben. Auf den frühen Modellen des Bentleys wurden noch Ventildeckel mit dem Bentley-Logo verbaut, später wurde aus Kostengründen darauf verzichtet. Die Kühlermaske des Bentleys ist an der oberen Kante deutlich abgerundet, auf dem Kühlergrill steht das «Flying B», den Rolls-Royce ziert natürlich die «Spirit of Ecstasy».

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Der Hauch von Luxus im Bentley T2

Drei Gänge, ungemein bequeme Sitze, eine endlos lange Motorhaube und der Hauch des Luxus der sechziger Jahre. Das Bentley T-Model wurde von 1965 bis 1980 gebaut, zunächst als T1 bis 1977, dann als T2 bis 1980. Insgesamt wurden vom T2 558 Exemplare verkauft, plus zehn Modelle mit langem Radstand. Unter der Haube arbeitet der legendäre V8 mit 6,75 ccm Hubraum. Ein Motor, den man noch heute, stark modernisiert, im aktuellen Flaggschiff, dem Mulsanne erleben kann. Sein seidenweicher Lauf, sein enormes Drehmoment begeisterte damals schon viele Fachleute.

Ein Auto, das man nicht Auto nennen will

Der Motor läuft, oder besser er verrichtet seinen Dienst ausserordentlich ruhig, man kann es auch vornehm nennen. Im Leerlauf werden die leichten Vibrationen und die Drehzahlanzeige zur Orientierung gebraucht. Das Kommando zur Anfahrt wird per Handschalter am Lenkrad, pardon Volant, gegeben. Die 3-Gang-Automtaik arbeitet mit einer für den ganzen Wagen und seinen Insassen leicht spürbaren Reaktion. Der leichte Ruck nach vorn signalisiert Bereitschaft zum Auslaufen und die zwei Tonnen britische Noblesse rollen los.

Nun wünscht man sich weissen Kies unter den Reifen. Dieses satte, ungemein coole Geräusch kennt man aus unzähligen Filmen, später steigt ein Herr in feinstes englisches Tuch gehüllt aus und zurück bleibt ein Auto, das man nicht Auto nennen will, weil es eher eine Loge auf Rädern ist, mit der man seine Aufwartung machen kann. Es geht immer teurer, aber stilvoller ist kaum möglich.

Der Bentley T: einst ein technisches Highlight

Zwischen Abfahrt und Ankunft liegen sehr viele Eindrücke. Der Bentley T war damals ein technisches Highlight. Scheibenbremsen, eine selbsttragende  Karosserie, vorn und hinten Einzelradaufhängung, eine enorm aufwändige Hydraulik mit Niveauregulierung. Dazu bei einer Länge von 5,10 Metern genug Raum für lange Beine, plus diese fast vulgär zu nennende Ruhe im Innenraum. Wer hinten sitzt, braucht keine Stimme für die nach vorn gerichteten Kommandos an den Chauffeur, es reicht ein lauter Gedanke. Wobei der Bentley kaum als Chauffeur-Wagen bezeichnet werden kann. Der Herr oder die Dame griff selbst ins Geschehen ein.

Wer einmal einen Bentley dieser Modellreihe bewegen durfte, weiss wovon die Rede ist. Mit seinen Kräften unter der Haube konnte und kann der Brite sehr sauber umgehen. Natürlich kann man die moderne Technik mit all ihren Zaubertricks vermissen. Die T-Modelle wie auch der Silver Shadow waren in ihren Jugendtagen wirklich sportliche und sehr sichere Fahrzeuge. Gut 200 km/h schaffte man locker, für den Sprint aus dem Stand bis Tempo 100 brauchte man elf Sekunden.

Dies alles ist und war natürlich nicht wirklich relevant. Es geht um den Auftritt, den Eindruck und Abgang. Auch heute noch, vielleicht sogar mehr als damals, ist der Bentley T2 eine Visitenkarte mit geschwungener Schrift und dieser zeitlosen Aura, die man bei modernen Autos dieser Kategorie etwas länger suchen muss.

Die Restaurierung eines Bentley T kann Unsummen verschlingen

Alexander Hahn, ein junger Mann und frisch gebackener Vater, ist ein Enthusiast und grosser Freund der Epoche rund um den Bentley T. Er restauriert und fährt mit grosser Leidenschaft den T2. Die Fragen nach Tipps zum Kauf dieser Modelle beantwortet er recht kurz und mit einem Satz, den man oft hört und der niemals so wertvoll war wie heute. Man kann einen Bentley T oder Silver Shadow schon für ein paar Tausend Euro kaufen. Das ist verlockend und nicht ohne Risiko. Die Restaurierung eines Klassikers dieser Kategorie kann Unsummen verschlingen. Deshalb gilt: «Nichts ist teurer als ein billiger Rolls-Royce oder Bentley».

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Schwester-Publikation «World's Luxury Guide».