Er ist Manager von rund drei Dutzend Spitzensportlern und vermarktet Sportanlässe wie die Tour de Suisse, das Tennisturnier von Monte Carlo, das European Golf Masters in Crans, den Reitanlass CSI Genf, das Lauberhornrennen und ab Saison 2001/2002 auch das Schweizer Eishockey: Marc Biver (49) ist hier zu Lande der absolute Topstar unter den Vermarktern von Sportlern wie von Sportevents. Neue Tätigkeitsfelder wie jetzt die Eishockeyszene steuert der gebürtige Luxemburger, dem selbst seine Gegner Fairness und Seriosität attestieren, geradezu mit Leidenschaft an. Und er hat fraglos das Know-how dazu – auch das finanzielle. Denn seit er vor acht Jahren seine Marc Biver Développement (MBD) an den weltgrössten Sportvermarkter International Management Group (IMG) verkaufte, spielt er in Hauterive als Generaldirektor von IMG (Schweiz) mit rund 25 Angestellten und einem Umsatz von gegen 100 Millionen Franken in der Champions League der Branche mit. Das war für Biver auch der Grund für den Verkauf seiner MDB, mit der er auf Dauer im Mittelmass, das er so hasst, stecken geblieben wäre. Im IMG-Head-Office ist man klug genug, dem Chef der Schweizer Niederlassung weitestgehend freie Hand zu lassen. Mit dieser Autonomie, der Marktmacht und den Beziehungen des US-Giganten im Rücken war unschwer abzusehen, dass der blitzgescheite Ökonom und Draufgänger Biver seine unternehmerischen Fähigkeiten voll ausspielen würde. Er wird es in Zukunft erst recht tun. Denn ein Biver ist nie am Ziel. Auch wenn er für einen, der einst als kleiner Zeitmesser bei der Uhrenfirma Omega begonnen hatte, weiss Gott schon viel erreicht hat.

Seine Starthelfer
Es funkte sofort, als Marc Biver vor fast 20 Jahren erstmals mit Pierre-Alain Blum, Chef der Uhrenfirma mit Ebel, zusammentraf: mit Blum beteiligte sich mit 40 Prozent an der 1982 von Biver gegründeten Marc Biver Développement (MBD) und schanzte ihm die exklusiven Ebel-Werberechte zu. Ebel wurde Bivers Sprungbrett zum Erfolg und gilt bis heute – vor allem dank dem Einstieg in den Tennis-Daviscup – als Paradebeispiel einer erfolgreichen Produkteprofilierung durch den Sport. 1991 trat Blum sein Aktienpaket an Biver ab und erwarb dafür dessen Anteile an der später Konkurs gegangenen Skifirma Authier. Im operativen Geschäft war es Franz Julen, der als Mann der ersten Stunde zu Bivers wichtigster Figur wurde und ihm den Einstieg in den Skisport ebnete. Nach wie vor verbindet Biver und Julen, der nach einem Abstecher zu Völkl als CEO zu Intersport International wechselte, eine enge Freundschaft, und die beiden pflegen auch geschäftliche Beziehungen. Bivers rechte Hand ist die für den Kunden- und VIP-Bereich zuständige Christine Jacot, eine Art Universalgenie, das nicht wegzudenken ist und das Business kaum weniger gut kennt als der Chef.

Seine Stars
Franz Julens Bruder Max Julen, 1984 Olympiasieger im Riesenslalom, wurde von Biver als erster Skirennfahrer unter Vertrag genommen. Pirmin Zurbriggen kam kurz darauf, und damit war der Durchbruch geschafft. Andere, darunter Vreni Schneider, folgten reihenweise. Im Tennis ging Bivers Stern mit dem Wimbledon-Sieg von Michael Stich auf, und im Radsport war Tony Rominger der Ankurbler. Rominger ist heute Renndirektor der Tour de Suisse, für deren Veranstaltung Biver vor einem Jahr die Lizenz erhalten hat. Romingers Stundenweltrekord und Zurbriggens Olympiasieg bezeichnet Biver heute als seine Highlights. Abzuwarten bleibt, ob Radrennfahrer wie Alex Zülle, Laurent Dufaux und die Brüder Zberg, Tennisspieler Roger Federer, die Ski-Asse Karin Roten und Bruno Kernen oder sonst jemand aus Bivers bunter Athletenschar zu ähnlichen Exploits fähig ist.

Seine Gegenspieler
Einer versucht mit aller Macht zu verhindern, dass Biver sich im Radsport ausbreitet: Hein Verbruggen, Präsident des Radsport-Weltverbandes. Dessen Ängste sind indes ähnlich antiquiert wie die Ansichten des früheren Rennfahrers und heutigen Experten für Trainingslehre Paul Köchli, der vor einem Jahr in der NZZ einen Rundumschlag gegen Bivers Engagement in der Tour de Suisse vollführte. Doch Biver ist kampferprobt. Seine früheren knallharten Fights um Werberechte mit der liechtensteinischen Agentur APF von Volker Schmid, für den heute auch Ex-Skistar Andy Wenzel tätig ist, sind Branchenlegende. Noch toller gar ging es jeweils zu, wenn Biver sich, vor allem im Ski- und Golfsektor, in den Haaren lag mit seinen heutigen Kollegen von der IMG.

Seine Freunde
«In diesem Geschäft hat man nicht viele Freunde», sagt Marc Biver. Aber es gibt sie natürlich. Franz Julen etwa oder Pirmin Zurbriggen zählen dazu. Ein enger Vertrauter und Freund ist auch Marc Bivers Bruder Jean-Claude Biver. Dieser kaufte der Omega einst für ein Butterbrot die in den Dornröschenschlaf verfallene Marke Blancpain ab. 1983 bot er die Uhren als wahre Kunstwerke erstmals wieder feil, und als er Blancpain später an die Swatch-Gruppe verkaufte, war die Marke ein hochprofitabler Renner im Luxussegment; dass Jean-Claude Biver seither auch im Swatch-Verwaltungsrat sitzt, kann für Bruder Marc nur von Vorteil sein. Zu Marc Bivers Freundeskreis zählen überdies die französische Skilegende Jean-Claude Killy (Société du Tour de France), Gian-Franco Kasper (Chef des Internationalen Skiverbandes FIS), Fritz Bösch (Schweizer Rad- und Motorfahrer-Bund SRB) und Hugo Steinegger, sein Vorgänger als Direktor der Tour de Suisse.

Seine Ambitionnen
Seinen grössten Coup landete Biver Ende August, als der Schweizerische Eishockey-Verband die TV- und Vermarktungsrechte an ihn abtrat. 64 Millionen Franken garantiert IMG dem Verband ab Saison 2001/2002 für fünf Jahre. Es ist das grösste Geschäft in der Geschichte des nationalen Eishockeys und bringt den Topvereinen mit rund 700000 Franken jährlich mehr als doppelt so viel ein wie bisher. Beim Deal kamen Biver die Beziehungen zu Verbandspräsident Werner Kohler zugute, und mit Dominik Senn holte er sich vom Verband gleich auch einen Profi für seine künftigen Eishockeyaktivitäten. Grosse Ambitionen hegt er weiterhin im Radsport. Die Übernahme der Spanienrundfahrt bezeichnet er zwar als «derzeit nicht aktuell», sie dürfte indes ein Thema bleiben. Ebenso die Fusion zwischen Tour de Suisse und Tour de Romandie. Es wäre ein Sprung aus der Zweitklassigkeit – ganz nach Bivers Geschmack eben.

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