Die amerikanische Fonds-Legende Bill Gross hat ihren Abschied vom Allianz -Vermögensverwalter Pimco schon Wochen im Voraus kommen sehen. «Pimco will mich nicht mehr», verriet der 70-jährige in einem Telefongespräch Mitte September dem Fondsmanager Jeffrey Gundlach, wie dieser der Nachrichtenagentur Reuters sagte.

Der 54-Jährige Gundlach war jahrelang einer von Gross' schärfsten Konkurrenten, beide waren als «Könige der US-Fondsbranche» bekannt. «Und dann sagte er mir: 'Die werden den Knopf drücken und mich feuern'», erzählte Gundlach. «Die» - damit meinte Gross die Führungsetage von Pimco unter der Leitung des neuen Vorstandschefs Doug Hodge.

Letztlich war Gross seiner Entlassung Ende September um wenige Stunden zuvorgekommen, indem er überraschend seinen Wechsel zur kleinen Fondsgesellschaft Janus Capital bekanntgab.

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Gross hatte Pimco vor vier Jahrzehnten selbst gegründet

Gross hatte Pimco vor vier Jahrzehnten selbst gegründet und vor allem dank des Erfolgs seinen «Total Return Fund» zu einem der grössten Vermögensverwalter weltweit ausgebaut. 1999 stieg der Münchener Versicherungsriese Allianz ein, doch Gross blieb der starke Mann bei dem kalifornischen Fondsriesen.

Rund zwei Billionen Dollar verwaltet Pimco, allein der Total Return Fund als weltgrösster Anleihefonds war vor eineinhalb Jahren noch 293 Milliarden Dollar schwer. Doch Gross agierte zuletzt glücklos, die Abflüsse aus dem Fonds mehrten sich. Und zu Jahresbeginn kam es zum grossen Zerwürfnis mit dem damaligen Pimco-Vorstandschef Mohamed El-Erian, der als Gross' Nachfolger auserkoren war.

Über zwei Jahrzehnte lang nie ein Wort gewechselt

Gross und Gundlach hatten über zwei Jahrzehnte lang nie ein Wort gewechselt, als an einem Tag Mitte September plötzlich das Telefon bei Gundlach klingelte. Der 54-Jährige führt DoubleLine Capital, einen der grössten Nutzniesser des abrupten Abgangs von Gross bei Pimco. «Er kam über die Vermittlung», sagte Gundlach, und sei erstmal am Empfang hängengeblieben. Er habe ihn erst Stunden später von zuhause zurückgerufen.

Gundlach hoffte darauf, womöglich mit Gross ins Geschäft zu kommen. «Ich dachte an eine Art von 'Dream-Team'-Konzept.» Die Fonds-Legende habe ihm am Telefon eröffnet, dass er nicht in Ruhestand gehen wolle, sondern weiter Geld verwalten - wenn auch weniger als bisher, erinnert Gundlach sich. Und Gross habe seit längerem mit dem Gedanken gespielt, Pimco zu verlassen. Sechs Monate zuvor habe er schon mit einem anderen Anbieter gesprochen. Am Ende des Telefongesprächs habe er ihn zu sich nach Hause eingeladen, sagte Gundlach.

Ein Gespräch bei Limonade, Wasser und Gemüse-Sticks

Tags darauf liess sich Gross von einem Fahrer an Gundlachs Haus mit Blick auf den Pazifik abliefern, eineinhalb Stunden entfernt von seinem eigenen Anwesen in Newport Beach bei Los Angeles. Die beiden Fonds-Gurus sprachen drei Stunden lang miteinander, bei Limonade, Wasser und Gemüse-Sticks, wie sich Gundlach erinnert.

Der Total Return Fonds sei zu gross geworden, um ihn zu managen, habe er der Pimco-Legende vorgehalten. «Ich sagte zu ihm: Du bewegst zu viel Geld. Bill gab mir recht und sagte: 'Absolut. Weniger ist besser'.» Er habe dem Pimco-Vorstand selbst schon vorgeschlagen, den Total Return Fund abzugeben und weniger Geld zu verwalten - nur noch etwa 40 bis 50 Milliarden Dollar. Doch Hodge und seine Mitstreiter hatten andere Pläne mit Gross, wie Gundlach aus der Unterredung berichtet: «Wir wollen, dass du bald gehst», habe der Pimco-Vorstand ihm gesagt.

Am Ende des Gesprächs vereinbarten beide, in Kontakt zu bleiben. Doch aus der Zusammenarbeit wurde nichts. Einen Tag bevor Gross die Bombe platzen liess, blieb nur eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Er werde weggehen von Pimco, sagte Gross dort laut Gundlach - aber zu einer anderen Firma.

(reuters/ccr)