Dieses Heck macht an. Von vorn wäre der X6 recht schnell mit dem X5 zu verwechseln. Die Bruderschaft ist erkennbar und auch kein Problem. Man weiss um die Qualitäten des Allradlers und um seine fast kultige Aura. Der X6 macht da keine Ausnahme, auch wenn im gebeutelten Europa ein Auto dieser Kategorie bei manchen Menschen ein Fragezeichen über die Nase zaubert. Man fragt sich, wie man in die Waschstrasse oder das Parkhaus ohne Spuren hinein und wieder hinaus kommt. Es geht, wenn man mit geübtem Auge und gebotener Ruhe unterwegs ist.
Aufstieg und Aussicht im X6
Zuerst steigt man ein wenig auf, nicht so deutlich wie in britischen Automobilen der gleichen Kategorie. Aber es ist ein Aufstieg, der dann mit einer Aussicht belohnt wird. Man kann vorausschauender unterwegs sein, was nicht zu den schlechtesten Dingen im Strassenverkehr zählt. Dass der X6 auch Rückspiegel-füllend ist, mag man nicht immer schön finden. Allerdings nur dann, wenn man in einem deutlich kleineren Auto unterwegs ist. Gute X6-Fahrer wissen das und denken auch deshalb über Abstand ein wenig länger nach.
Natürlich sitzt man hoch, sehr hoch. Man könnte über zwei Limousinen hinweg sehen, man könnte aus den Seitenfenstern die Landschaft noch ein wenig intensiver betrachten. Hier oben in Dänemark, nördlich von Flensburg stehen keine Berge im Weg. Kleine Buchten lassen Urlaubsstimmung aufkommen. Direkt hinter der Grenze, links ab und dann werden die Uhren langsamer. Die Tachonadel kann nur noch bis 120 zählen, man dreht das Radio lauter, die rechte Hand ruht ein wenig länger auf Alcantara, man sucht nach dem ersten Hot-Dog-Stand, alles ist irgendwie bunter. Man kennt das aus Ferienhaus-Katalogen und der silberne Bayer wird schlagartig zum Kontrast. Erstens wegen seiner Farbe und zweitens wegen seiner Grösse. Er wird breiter, länger und höher. Oder die Strassen hier in der Nähe von Odense sind einfach schmaler. Egal wie, der Gaumen freut sich auf Rød pølse und ein wenig Salz in der Luft. Der BMW kommt nach ein paar Metern Wiese mit Wind zur Ruhe. Es fehlen dreissig Zentimeter bis er nasse Füsse bekommt, der Sand wäre jetzt eine Falle, aus der man mit Standardantrieb nur schwer heraus käme. Auf allen Vieren kommt man locker voran.
Der X6: Genügsamer Verbrauch
Man kurvt, lenkt, schnuppert und schaut. Die Ostsee dümpelt vor sich hin, die meisten Touristen sind wieder im Büro, ein paar Fischkutter liegen an der Leine, oder genauer am Tampen. Man fährt von Ort zu Ort, Tankstellen braucht man nicht so schnell. Das grosse X ist bei langsamer Fahrt recht genügsam, so um acht bis neun Liter reichen ihm. Nachher gibt's Paddel-Unterricht ohne Boot.
Mit den Touristen haben wohl auch die Hot-Dog-Stände ihren Dienst eingestellt. Kurz hinter der Grenze winkt ein Autobahn-Schild, das augenscheinlich für den X6 und sein zweites Talent dort aufgestellt wurde. Die A20 Richtung Usedom. Sie ist neu, bestens in Schuss und sie führt zur A14, die man als Teststrecke für ein wenig hurtigere Fahrten ins Herz schliessen kann. Der X6 rollt bis zur Auffahrt gemächlich dahin, nicht ahnend, dass es gleich per Fingerarbeit ein deutlich fixer voran geht.
Fahrvergnügen mi 220 Stundenkilometer
Die Schaltpaddel, fest montiert, ruhen in sich selbst. Die letzten Tage waren Urlaub, oder besser Bereitschaftsdienst. Dieselmotoren sind bei 3.500 Umdrehungen gut dabei. Man rollt mit 160 dahin, ein Blick in den Rückspiegel, Leere. Abbremsen auf 60, der linke Paddel wird dreimal gezogen, klick, klick, klick. Und der Zeiger wandert mit Wucht nach rechts, 3.300 Umdrehungen, es wird lauter aber nicht krawallig. Gas geben, der linke Paddel wird gezogen bis 4.000 Umdrehungen, dann noch mal, noch mal, noch mal und der Tacho zeigt 220. Topspeed-Enthusiasten werden grinsen, aber der X6 3.0d ist kein Rennwagen. Runter von der Autobahn, Landstrasse, Leere, das Runter-Rauf-Spiel macht noch mehr Freude, der S-Knopf wird gedrückt. Das Fahrwerk wird straffer, die Lenkung spürbar direkter, der Motor hängt besser am Gas. Als hätte man seinem Gesprächspartner mitgeteilt, dass er gefälligst aufmerksamer zuhören soll. Er richtet sich auf, hebt den Kopf und öffnet die Augen so weit es nur geht. Jetzt hört er wirklich zu. Der X6 braucht keine mündliche Aufforderung. S-Knopf, Schaltpaddel und leere Strassen. Dann wird aus dem extraordinären SAV ein Sportler mit Wucht.
Die technischen Daten laut Hersteller:
MOTOR:
R6 Diesel Turbo, Hubraum: 2.993 ccm, Drehmoment: 540 Nm (1.750 – 3.000 U/min), Leistung: 180 kW/245 PS (bei 4.000 U/min), Antrieb: Allrad, Getriebe: 8-Gang-Automatik mit Schaltwippen
FAHRLEISTUNG:
Leistungsgewicht: 11,5 Kg/kW, 0 bis 100 km/h: 7,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
VERBRAUCH:
Mix EU-Zyklus: 7,4 l/100 km kombiniert,CO2 in g/km: 195 kombiniert, Einstufung: EU5
Preis: ab 65'000 Franken
Von weiten Wäldern und Motorenleistung: Der BMW X5 auf Testfahrt in Kanada.