«Das eigene Leben nicht weiterempfehlen zu können, ist eine traurige Bilanz», heisst es am Anfang des Romans. Er handelt von einem Mann, verheddert in einem Gestrüpp verpasster Chancen: «Nun sass er da. In der Mitte des Lebens. Der Glanz in seinen Augen war erloschen. Was war nur aus seinen Träumen geworden? Wie konnte ihm das Leben so entrinnen?»

Es sind solche Sätze, die den Leser des Buches vom ersten Moment an packen. Mit dem «Mann, der auszog, um den Frühling zu suchen», hat Clara Maria Bagus eine Figur erschaffen, die mit Intensität vor Augen führt, wie schnell man das eigene Leben aus den Augen verlieren kann. Und wie viel man bei einem bewussten Ausbruch aus der Tristesse gewinnen kann. Wie der Mann im Buch, der seinen inneren Winter satthat und beschliesst, einem Vogel - Symbol für den Frühling und die Erneuerung - zu folgen. Er begibt sich wie eine Art Alice im Wunderland auf eine märchenhafte Reise, auf der er allerlei Figuren trifft - den Müller, den Fährmann, den Imker und so weiter.

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Was im Leben wirklich zählt

Diese Begegnungen bringen ihm - jede auf ihre Weise - die Weisheiten des Lebens näher. Am Ende ist nicht nur der Mann ein anderer, sondern auch der Leser. Denn Bagus lässt den Leser nicht entwischen. Hartnäckig mahnt sie Kapitel für Kapitel, aus stets wechselnder Perspektive auf das zu achten, was im Leben wirklich zählt.

Clara Maria Bagus' Roman macht Mut zur Veränderung und ist ein Weckruf, die eigene Lebenszeit nicht mit Unwichtigem zu verplempern. So entwickelt das Buch mehr Veränderungskraft als alle gut gemeinten Ratgeber über Work-Life-Balance zusammen, von denen sich sinnsuchende Manager sonst so gerne Hilfe erhoffen.

Künstlername von Sabine Dobelli

Clara Maria Bagus ist der Künstlername von Sabine Dobelli. Sie ist die Ehefrau von Schriftsteller Rolf Dobelli. Das gewählte Pseudonym ist der Mädchenname ihrer Mutter, die früh an Leukämie verstorben ist und zu der sie laut eigenen Angaben eine sehr intensive Beziehung hatte. Dobelli hat in Stanford und Konstanz klinische Psychologie studiert. Eine Zeit lang war sie in der Forschung tätig, hat unter anderem Gehirne seziert für Studien über Demenz und Depression. Später war sie mit eigener Firma in der psychologischen Beratung und Persönlichkeitsentwicklung tätig und war dort schon mit Fragen zur Sinnsuche konfrontiert. Sie ist Mutter von Zwillingsbuben und lebt mit ihrem Mann in Bern.

Das Buch, erschienen im Verlag Allegria, einer Tochter des deutschen Verlagsriesen Ullstein, hat für viel Lob aus berufenem Munde gesorgt: Von SRG-Generaldirektor Roger de Weck über Werber Jean-Remy von Matt bis zu «Bild»-Herausgeber Kai Diekmann zeigten sich bekannte Persönlichkeiten beeindruckt. Das dürfte auch der unaufdringlichen, ungekünstelten und doch immer wieder sehr poetischen Sprache zu verdanken sein, die das Buch trägt. Auch kommerziell ist der Roman ein grosser Erfolg, nicht zuletzt zur Überraschung der Autorin selbst: Mitte August erschienen, ist derzeit bereits die dritte Auflage im Druck. Amazon.de weist es gar als das am zweithäufigsten verschenkte Buch aus - direkt nach dem neuen «Harry Potter».

Erik Nolmans
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