Die US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Hillary Clinton haben sich in ihrem zweiten TV-Duell einen harten Schlagabtausch geliefert, der Züge einer Schlammschlacht trug. Trump drohte, Clinton ins Gefängnis zu werfen, sollte er Präsident werden. Die Demokratin sprach ihrem republikanischen Rivalen jegliche Eignung für das höchste Amt im Staate ab und warf ihm vor, die Gesellschaft zu spalten.

Im Fokus standen einen Monat vor der Wahl am 8. November Trumps sexistische Äusserungen über Frauen, die er zwar entschuldigte, aber als Umkleidekabinen-Geschwätz abtat. Im Gegenzug unterstellte er Clintons Ehemann Bill, Frauen viel schlimmere Dinge angetan zu haben.

Laut einer Blitzumfrage des Senders CNN gewann die Demokratin die Debatte mit 57 Prozent. Der Republikaner kam auf 34 Prozent. Clinton schnitt damit fünf Prozentpunkte schlechter ab als in der ersten Debatte. Sie lag zuletzt in Umfragen vorn.

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Clinton: Trump für Amt ungeeignet

Anlass für die Vorwürfe gegen Trump war ein Video aus dem Jahr 2005, das am Freitag veröffentlicht wurde und in dem zu hören ist, wie er vulgär über Frauen spricht. Das Video zeige genau, wer Trump wirklich sei, sagte Clinton.

Er habe nicht nur Frauen, sondern unter anderem auch Einwanderer, Muslime und Afroamerikaner beleidigt. Seine Äusserungen belegten, warum er für das Amt des Präsidenten nicht geeignet sei.

«Sie sollten sich schämen»

Trump griff Clinton seinerseits wegen ihrer E-Mail-Affäre an: «Sie sollten sich schämen», sagte er zu der Ex-Aussenministerin und kündigte an, einen Sonderstaatsanwalt einzusetzen, der sich den Fall genau vornehmen werde.

Clinton erwiderte, es sei gut, dass nicht jemand wie Donald Trump für das Gesetz zuständig sei. «Weil Sie dann im Gefängnis wären», fiel dieser ihr daraufhin ins Wort.

Keine Hinweise auf gehackten Server

Die Affäre rührt aus Clintons Zeit als Chefdiplomatin der USA unter Präsident Barack Obama. Damals unterhielt sie einen privaten E-Mail-Server. Es wurden Vorwürfe laut, dass dadurch Geheimnisse gefährdet gewesen seien. Clinton sagte, es gebe keine Hinweise, dass ihr Server gehackt worden sei und geheime Informationen in die falschen Hände gelandet seien.

Trump warf ihr vor, das Löschen von 33'000 E-Mails gutgeheissen zu haben. Clinton schüttelte den Kopf. «Das ist einfach nicht wahr.» Trump versuche nur, davon abzulenken, dass sein Wahlkampf vor dem Ende sei und sich Parteikollegen von ihm abwandten.

Trump in der Defensive

Am Wochenende hatten Dutzende Spitzen-Republikaner mit Trump gebrochen, nachdem das Video für eine Welle der Empörung gesorgt hatte. Mehrere von ihnen rieten sogar davon ab, Trump zu wählen.

Der politische Quereinsteiger, der bereits seit Beginn seiner Kampagne Gegner in der Partei hat, geriet dadurch so sehr wie noch nie im Laufe des Wahlkampfs in die Defensive.

Trumps Überraschung

Doch knapp zwei Stunden vor der TV-Debatte holte der Geschäftsmann zu einem Gegenschlag aus: Überraschend setzte er eine Pressekonferenz an, auf der er mit drei Frauen erschien, die Bill Clinton sexuelles Fehlverhalten vorwarfen. Eine vierte Frau richtete sich gegen Hillary Clinton, weil diese vor Jahren als Anwältin einen Mann verteidigte, der die Frau vergewaltigt haben soll.

Keiner der Vorwürfe ist neu. Bill Clinton wurde in keinem der Fälle angeklagt. Mit einer der Frauen, Paula Jones, einigte er sich zur Beilegung eines Rechtsstreits auf die Zahlung von 850'000 Dollar.

Dass Trump aber den Frauen kurzfristig erneut eine Bühne bot, liess ahnen, dass es bei dem landesweit und ins Ausland live übertragenen Duell härter zugehen würde, als noch vor zwei Wochen bei der ersten von insgesamt drei TV-Debatten.

«Drei gegen einen»

Beide Kandidaten begrüssten sich denn auch diesmal nicht per Handschlag. Bei einer ganzen Reihe von weiteren Themen von der Gesundheitsreform, über Steuern und Einwanderer bis hin zum Krieg in Syrien gerieten Clinton und Trump mehrfach aneinander.

Sie unterbrachen sich dabei gegenseitig, wobei der Geschäftsmann den zwei Moderatoren unterstellte, zu Clinton zu halten. «Drei gegen einen», sagte er an einer Stelle.

Clinton warf er vor, als Aussenministerin versagt zu haben. Fast alles, was sie in dieser Zeit geleistet habe, sei «ein Fehler und ein Desaster» gewesen.

Trump räumte überraschend aber auch ein, in der Syrien-Frage nicht mit seinem Vizepräsidentschaftskandidaten Mike Pence übereinzustimmen. Dieser hatte erklärt, die USA sollten sich darauf einstellen, in Syrien notfalls militärische Gewalt anzuwenden. «Er und ich haben nicht miteinander gesprochen und ich bin anderer Meinung.»

Versöhnlicher Schluss

Erst zum Schluss der 90-minütigen Debatte schlugen beide versöhnlichere Töne an. Clinton sagte, sie respektiere wie sehr Trumps Kinder dem Milliardär zugewandt seien. Das sage viel über Trump aus.

Der Immobilienmogul bezeichnete Clinton als Kämpferin. Er bewundere, dass sie niemals aufgebe. Als die Moderatoren das Ende der Debatte erklärten, wandten sich beide Kandidaten einander zu und verabschiedeten sich schliesslich doch noch per Handschlag.

Die dritte und letzte Debatte findet am 19. Oktober statt.

(awp/sda/reu/dpa/ccr)