Philipp who? war die erste Reaktion in der Branche, als Julius Bär die Wahl ihres neuen CEO bekannt gab. Man wusste zwar, dass Übergangslösung Bernhard Hodler irgendwann ersetzt werden musste, doch man hatte andere Namen auf dem Radar. Iqbal Khan etwa, den Ex-Private-Banking-Chef der CS.

Nun also Philipp Rickenbacher, ein Interner, seit 2004 bei der Bank und Stufe um Stufe emporgestiegen. Ein Nachteil ist, dass der 48-Jährige noch nie operativ im Kerngeschäft Vermögensverwaltung gearbeitet hat. Er hat Biotechnologie an der ETH studiert und war bei McKinsey, mehr Technologe als in der Wolle gefärbter Private Banker also. Hier wird er noch zulegen müssen. Denn obwohl im Private Banking technologische Lösungen viele Tätigkeiten der klassischen Kundenberater ersetzen, ist der persönliche Kontakt nach wie vor das A und O.

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Für Rickenbacher spricht, dass er von den vielfältigen Skandalen der Bank, etwa in Sachen Venezuela oder Fifa, nur am Rande betroffen ist, leitete er doch den Bereich externe Vermögensverwalter und das Custody-Geschäft. Hodler als ehemaliger Chief Risk hingegen stand direkt im Kreuzfeuer.

Die Familie

Philipp Rickenbacher ist in der Innerschweiz aufgewachsen – in Rickenbach, an der Rickenbach-Strasse (kein Witz). Geboren ist er 1971 in Fribourg, wo Vater Iwan Rickenbacher sein Studium beendete. Philipp Rickenbacher hat einen 17-jährigen Sohn sowie eine 13-jährige Tochter und lebt von seiner Frau getrennt in der Stadt Zürich. Er fährt Motorrad, macht im Sommer gerne mal einen Bergpass mit seiner BMW 1200 GS, für die Stadt hat er eine kleine Vespa.

Eine andere Leidenschaft ist die Musik: Er spielt Kontrabass und hat in klassischen Jugendorchestern mitgewirkt. Gerne besucht er klassische Konzerte, etwa am Luzerner KKL oder an der Elbphilharmonie in Hamburg. Er treibt etwas Sport, vor allem Fitness, Jogging und Skifahren. In Davos besitzt er eine Ferienwohnung.

Die Karriere

Nach der Matura am Kollegi Schwyz zog Rickenbacher für rund eineinhalb Jahre nach Paris, wo er studierte, ein wenig jobbte und unter anderem Lastwagenfahren lernte. Zurück daheim, gings an die ETH, wo er 1997 in Biotechnologie abschloss. Thema der Abschlussarbeit: Produktion von Bioplastik durch Bakterien.

Bis heute ist ihm Nachhaltigkeit wichtig, so amtet er bei Bär etwa als Chairman des Sustainability Committee. Noch während des Studiums arbeitete er als Werkstudent bei der UBS im Handelssupport. Dann zog es ihn zum Strategieberater McKinsey. Das Anstellungsgespräch führte Christian Casal, später Chef von McKinsey Schweiz und Leiter der Banken-Gruppe, mit dem er über Jahre eng zusammenarbeitete.

Christian Casal

Christian Casal.

Quelle: ZVG

Eine wichtige Bezugsperson war auch die heutige Roche-Verwaltungsrätin Claudia Süssmuth Dyckerhoff, Tochter der Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, aus der Pharma-Gruppe von McKinsey. 2004 bewarb er sich bei Julius Bär. Er überzeugte Antoinette Hunziker, damals Chefin Trading und Sales, die ihn als Leiter Business Development anstellte. Parallel zur Karriere bildete er sich weiter und absolvierte 2013 an der Harvard Business School ein Advanced Management Program. Sehr beeindruckt hat ihn Business-Professor Das Narayandas.

Portrait of Antoinette Hunziker-Ebneter, CEO of Forma Futura Invest AG, pictured on October 19, 2010, in Zurich, Switzerland. (KEYSTONE/Gaetan Bally)Portrait von Antoinette Hunziker-Ebneter, CEO der Forma Futura Invest AG, aufgenommen am 19. Oktober 2010 in Zuerich. (KEYSTONE/Gaetan Bally)

Antoinette Hunziker.

Quelle: Keystone

Der Polit-Clan

Er entstammt einer Politiker-Familie. Vater Iwan Rickenbacher (CVP) war eine der Schlüsselfiguren der nationalen Politik, von 1988 bis 1992 amtete er als Generalsekretär der CVP und war lange im Verwaltungsrat des Medienkonzerns Tamedia. Philipp Rickenbachers inzwischen verstorbener Onkel Bruno Rickenbacher (FDP), der jüngere Bruder des Vaters, war jahrelang Leiter der Parlamentsdienste des Zürcher Kantonsrats.

Er selber teilt die politische Verve seiner Familie nicht, hat bewusst eine Karriere fern der Politik gewählt und ist nicht Mitglied einer Partei. Intern arbeitet er aber eng mit Pascal Gentinetta zusammen, bei Bär für die Abteilung Public Policy verantwortlich und für den Kontakt zu den politischen Kreisen in Bern zuständig.

BRUNNEN SZ, 04.01.2018 - Der Kommunikationsberater und Tamedia-Verwaltungsrat Iwan Rickenbacher, fotografiert in seinem Buero in Brunnen SZ am Vierwaldstaettersee. (KEYSTONE/Pascal Mora)

Iwan Rickenbacher.

Quelle: Keystone

Dieser Text erschien in der August-Ausgabe 08/2019 der BILANZ.

Erik Nolmans
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