Beginnen wir mit der Theorie, denn sie ist der Schlüssel, um den Koenigsegg One:1 zu verstehen. «Das Leistungsgewicht», sagen Fachbücher für Physik, «ist der Quotient aus der Masse und der Leistung eines Fahrzeugs. Bei Antrieben wird im Allgemeinen ein geringes Leistungsgewicht angestrebt, da eine kleinere Masse oder eine höhere Leistung eine höhere Beschleunigung und damit Gegenwirkung zu hinderlichen Naturkräften wie Massenträgheit, Schwerkraft oder dem Trägheitsmoment ermöglicht.»

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Die Leistung: eine glatte 1 – ein Megawatt

Das Leistungsgewicht ist das, was den Reiz dieses Koenigsegg ausmacht. Jede der 1367 Pferdestärken des One:1 hat ein leichtes Spiel, sie muss nicht mal ein Kilogramm beschleunigen – ein sensationeller Wert. Und umso erstaunlicher, wenn dazu der Bugatti Veyron ins Blickfeld rückt, das erklärte Prestigeobjekt des VW-Konzerns und von Ferdinand Piëch persönlich. Der ist nicht nur einer der begnadetsten Techniker unserer Zeit, sondern gilt auch als äusserst zäh, wenn es um die Beseitigung von Problemen geht.

Und der Veyron war kein einfaches Projekt. Sie hatten Probleme damals bei Bugatti, die Kühlung wollte nicht so recht, und auch die Aerodynamik konnte mit der hohen Leistung von Anfangs 1001 PS nicht mithalten. Das Ergebnis: Der Veyron war zwar lange das schnellste Serienauto der Welt, hat mit einem Gewicht von rund zwei Tonnen aber auch ein wenig zu viel Hüftspeck angesetzt. Das Schicksal eines jeden Supersportlers. Bis jetzt.

Christian von Koenigsegg will nämlich genau dieses Problem gelöst haben, vor dem selbst Piëch kapitulieren musste: ein Sportwagen, der zwar mit Leichtigkeit die Schallmauer von 1000 PS durchbricht, aber trotzdem nur so viel wiegt wie ein VW Golf. Dazu hat er den One:1 kräftig auf Diät gesetzt. Jedes Bauteil wurde optimiert. Das Auspuffendrohr zum Beispiel ist aus Titan und spart 400 Gramm im Vergleich zur Alu-Version. Besondere Leichtigkeit erhält der One:1 aber durch sein Carbon-Chassis, das rund 20 Prozent Gewicht gegenüber Aluminium sparen soll. Fast so wichtig wie das Gewicht ist aber der Motor.

Der Koenigsegg wird von einem Aluminium-V8 angetrieben. Allein die gegenüber dem Bugatti halbierte Zylinderzahl spart erstaunlich viel Gewicht. Der Motor hat 5032 Kubikzentimeter Hubraum, vier Ventile pro Zylinder und zwei Turbolader mit variabler Geometrie, die einen Vordruck von 1,8 Bar erzeugen können. Macht 1367 PS, die bei 7500 Umdrehungen abgegeben werden. Das höchste Drehmoment beträgt 1371 Newtonmeter bei 6000/min. Es wird über ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe mit Paddelschaltung und ein elektronisch geregeltes Differenzialgetriebe an die Hinterräder verteilt – Allradantrieb hätte zu viel Gewicht bedeutet.

Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen

Warum aber konnte Christian von Koenigsegg ein solches Auto auf die Räder stellen, an dem so viele vor ihm gescheitert sind? Es ist wohl so, wie es immer ist, wenn etwas Grosses geschieht – es steht eine hochbegabte, kreative Persönlichkeit hinter der ganzen Geschichte. Was wäre Ferrari ohne Enzo, Porsche ohne Ferdinand, Tesla ohne Elon Musk gewesen? Noch aber muss Christian von Koenigsegg beweisen, dass er in dieser Liga mitspielt. Er stammt aus einer alten schwedischen Adelsfamilie, ist eigentlich Designer, der sein Geld in jungen Jahren mit Import-Export-Geschäften gemacht hat. 1994 gründete er im Alter von 22 Jahren seine Firma, 2000 hat er die ersten Autos in Ängelholm in der Nähe von Helsingborg gebaut.

Überforderter Computer

Schon sein Erstlingswerk, der CC8S, erregte Aufsehen und wurde zum Lieblingsspielzeug der Superreichen. Auch der Agera, auf dem der One:1 basiert, ist ein, nun ja, Bestseller. Rund 30 Autos seit 2011 – in dieser Liga ein Erfolg. Mit seiner neuesten Kreation hat Koenigsegg nun den Thron der Supersportler erklommen, ist die Nummer eins, die es von der Konkurrenz zu schlagen gilt. Fehlerfrei ist aber auch er nicht: Bei der Zulassung des ersten One:1 gab es ein Problem. Der Computer konnte mit der Leistung von 1000 Kilowatt (ein Megawatt) nichts anfangen, weil die Software nur für dreistellige Werte ausgelegt ist – der Rechner stürzte ab. Ein Fahrzeug wie den Koenigsegg One:1 konnten sich die Programmierer einfach nicht vorstellen. Nicht einmal theoretisch.

Fazit: Nicht nur die exorbitante Leistung von einem Megawatt, sondern auch der radikale Leichtbau katapultieren den Koenigsegg One:1 an die Spitze der aktuellen Supersportwagen-Elite. Erbauer Christian von Koenigsegg spricht nicht zu Unrecht vom ersten «Megacar». Auf einen Test des One:1 sind wir mehr als nur gespannt.

Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwester-Publikation «Autobild».