Ein Geburtstag steht an: Im kommenden Jahr feiert die Honda Gold Wing ihr 40-jähriges Jubiläum. Angetrieben von einem 82 PS starken Vierzylinder-Boxermotor war die GL1000 1975 das erste japanische Motorrad mit Kardanantrieb und das erste Bike mit drei Scheibenbremsen. In den Folgejahren wurde das Hubraumvolumen auf 1'100 und später 1'200 Kubikzentimeter angehoben. 1988 rollte die GL1500 an – die erste Gold Wing mit Sechszylindermotor und Rückwärtsgang.

Parallel zu den Aufstockungen des Motors wurde die Ausstattung immer umfangreicher – und die Gold Wing immer schwerer. Mit 295 Kilo war das unverschalte Urmodell eines der schwersten Motorräder seiner Zeit, doch im Vergleich zur aktuellen Touring-Version, die respekteinflössende 421 Kilo auf die Waage stemmt, dennoch ein Leichtgewicht. Jetzt stellt Honda diesem Fulldresser zwei abgespeckte Schwestermodelle zur Seite.

Imposanteste Gold Wing ist jedoch weiterhin das Flaggschiff GL1800 DX, dies besonders aufgrund der beeindruckenden Dimensionen und der lückenlosen Ausstattung. Vor zwei Jahren letztmals rundum überarbeitet, lässt der Luxustourer keine Wünsche offen. Der Stauraum ist riesig, der Wetterschutz perfekt. Ein iPod-kompatibles Surround-Audio-System gehört ebenso zum Serienstandard wie das Navigationssystem, der Retourgang und der weltweit erste, fest montierte Front-Airbag.

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Gleich teuer wie Mittelklasseauto

Der Fahrkomfort in den fauteuil-artig ausgeformten Sitzen ist schwer zu überbieten. Ähnliches gilt für den Preis: 38'620 Franken.

Einzigartig ist auch der Antrieb. Seit 25 Jahren permanent weiterentwickelt, begeistert der 1'800-Kubikzentimeter-Sechszylinder-Boxer mit Laufruhe und exzellenter Laufkultur. Aus tiefsten Drehzahlen wuchtet der Motor maximal 119 PS via Kurbelwelle ans Hinterrad – druckvoll, souverän und unaufgeregt. Zwischen 2'000 und 5'500 Touren fällt das Drehmoment nie unter 140 Newtonmeter, in der Spitze sind es sogar 167. Wie die Charakteristik passt auch der zurückhaltende, dumpfe Auspuffsound zum diskreten Understatement.

F6 steht für «Flat Six», die englische Bezeichnung für Boxermotoren mit sechs Zylindern, B für «Bagger», die derzeit trendigen Tourer mit Koffer (Bags), minimaler Windschutzscheibe und ohne Top-Case. Die 2013 lancierte F6B trägt die Designmerkmale des Flaggschiffs. Die gestutzte Windschutzscheibe und das fehlende TopCase unterscheiden sie jedoch optisch deutlich vom Fulldresser. Die um 36 Kilogramm abgespeckte Gold Wing verzichtet auf Rückwärtsgang, Airbag, Navi und Sozius-Rückenlehne. Tempomat, Sitzheizung und automatische Blinkrückstellung fehlen ebenso, wobei Letztere wohl eher den deutlich tieferen Preis von 26 950 Franken als die Gewichtsreduktion beeinflussen.

Der seidenweiche Sechszylinder bleibt dagegen unverändert. Mit 385 Kilo zwar noch immer alles andere als ein Leichtgewicht, ist die F6B deutlich agiler und handlicher zu fahren. Der Luxusliner begeistert jedoch mit identisch stabilem Geradeauslauf und satter Strassenlage. Es ist wirklich kaum zu glauben, wie wenig Druck am Lenker nötig ist, um das Riesenteil in die Kurve zu legen, und wie präzise die fette Fuhre auf Kurs bleibt.

Auf die F6C (C für «Custom»), das jüngste Modell der Gold-Wing-Familie, trifft das ganz genau so zu, wenngleich sich der coole Power-Cruiser optisch deutlich von den beiden anderen Modellen unterscheidet. Von der üppigen Ausstattung ist nicht viel geblieben. Dran ist nur, was nötig ist – mehr nicht. Mit 24'350 Franken ist sie zwar nicht günstig, aber immerhin die Preiswerteste des Trios. Verlängerter Radstand und flache, angewinkelte Gabel bewirken einen noch souveräneren Geradeauslauf. Schmalere Reifen und tiefe Sitzposition (734 Millimeter) begünstigen Agilität und Handlichkeit, wobei sich diese trotz erneuter Gewichtsreduktion um 44 Kilo auf noch immer beachtliche 341 Kilo vor allem beim Manövrieren relativiert. Der einzigartige «Flat Six» bleibt weitgehend unverändert. Ansprechverhalten, Gasannahme, Kraftentfaltung, Laufruhe und Souveränität begeistern – beim PowerCruiser F6C noch stärker und eindrücklicher als bei den beiden anderen GL1800-Gold-Wing-Modellen.

Blick zurück

1984 Erste Hubraumerweiterung auf 1200 Kubikzentimeter.
1988 Der 6-Zylinder-Boxer wird das neue Markenzeichen.
1996 Die Chopper-Version F6C bleibt ohne Erfolg.
2002 Mehr Hubraum (1800 Kubikzentimeter) und Luxusausstattung.
2003 Erstes Cruiser-Modell «Rune» für den US-Markt.