Ähnlich wie ihr Vorgänger David Cameron beim Brexit-Referendum hat sich auch Theresa May gründlich verzockt. Statt sich mit den vorgezogenen Parlamentswahlen wie geplant eine noch stabilere Mehrheit für die Verhandlungen über den EU-Austritt zu sichern, verlor sie nun die absolute Mehrheit. Hier ihre fünf grössten Fehler:

1. Der «Brenda-Faktor»

Obwohl sie Neuwahlen zuvor strikt ausgeschlossen hatte und noch drei Jahre mit absoluter Mehrheit hätte regieren können, setzte May - getragen von einem Umfragehoch - Mitte April vorgezogene Neuwahlen an. Ihre Gegner brandmarkten sie prompt als «Umfallerin».

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Nach der Parlamentswahl 2015 und dem Brexit-Referendum 2016 ein dritter Wahlgang binnen zwei Jahren - das war auch vielen Briten einfach zuviel. In sozialen Medien machte ein BBC-Video mit einer Frau namens Brenda die Runde: «Nicht noch eine Wahl! Um Himmels Willen! Ich kann das nicht mehr ertragen!», sagte sie in Bristol.

2. Die «Demenz-Steuer»

Bei der Vorstellung des Wahlprogramms der Tories sorgte Mays Plan für Empörung, ältere Menschen massgeblich für die Kosten ihrer Pflege aufkommen zu lassen. Selbst in der konservativen Presse stiess die als «Demenz-Steuer» angeprangerte Abgabe auf Ablehnung, schliesslich sollten Betroffene sogar ihr Haus verkaufen müssen. May zog den Plan, an dem sie selbst Tory-Minister offenbar nicht beteiligt hatte, wieder zurück.

3. Anschläge in London und Manchester

Nach drei Anschlägen mit 34 Toten und dutzenden Verletzten binnen weniger Wochen setzte May auf ihr Image als harte «Law and Order»-Politikerin. Doch der ehemaligen Innenministerin fielen die drastischen Stellenkürzungen bei der Polizei auf die Füsse, für die sie zwischen 2010 und 2016 verantwortlich war.

Als besonders herzlos wurde eine ihrer Äusserungen nach dem Anschlag von Manchester gewertet, bei dem vor allem Kinder und Jugendliche starben. Auf die Frage eines Polizisten, warum sie die Streichungen vorgenommen habe, entgegnete sie im Fernsehen, sie habe dafür sorgen müssen, dass Grossbritannien «nicht über seine Verhältnisse lebt».

4. Kein Fernsehduell im Wahlkampf

May verweigerte ein direktes TV-Duell mit ihrem Herausforderer Jeremy Corbyn von der Labour-Partei. Zur Begründung sagte sie, es gebe schon genug «Gezänk» im Wahlkampf. So stellte sie sich einer Befragung durch Zuschauer und Journalisten, erst danach kam auch Corbyn an die Reihe, der ihr prompt Feigheit vorwarf. In einer weiteren Fernsehrunde mit mehreren Politikern liess sie sich von Innenministerin Amber Rudd vertreten.

5. Der «Maybot»

Ihre gebetsmühlenartigen Wiederholungen, nur sie könne erfolgreich den Brexit verhandeln, gingen vielen Briten auf die Nerven. Ihr Wahlkampf-Mantra «Starke und stabile Führung» spulte sie immer wieder robotergleich ab - was ihr den Spitznamen «Maybot» einbrachte.

Direkte Begegnungen mit Bürgern mied die ohnehin kühl wirkende Politikerin weitgehend. Kam es doch dazu, wirkte die Pfarrerstochter aus Südengland steif und spröde - ganz im Gegensatz zu dem 68-jährigen Corbyn, der sich locker gab und den Austausch mit den Wählern genoss.

(sda/ccr)

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