Nach den Fehltritten der vergangenen Tage hat Donald Trump in Detroit seine Pläne für die Wirtschaft präsentiert: Durch Steuersenkungen und Deregulierung will der republikanische US-Präsidentschaftskandidat die US-Wirtschaft voranbringen. Er kündigte «die grösste Steuer-Revolution» seit Ronald Reagan in den 1980er Jahren an.

Seine Ansprache in der krisengeplagten Autostadt Detroit positionierte Trump als eine Rede für den «kleinen Mann», den amerikanischen Arbeiter. Der Milliardär verkündete neue Steuerpläne, die «Menschen wie mir wehtun mögen», aber vor allem Menschen mit kleineren und mittleren Einkommen helfen würden. In seiner Rede konkretisierte der Kandidat der Republikaner die Steuerpläne für Unternehmen und Einkommen und versprach Familien, dass sie Ausgaben für Kinder absetzen könnten.

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Spitzensteuer soll bei 33 Prozent bleiben

Die neue Ausrichtung der Einkommenssteuer war die grösste Überraschung in Trumps dargelegten Programm. Demnach sind nur noch drei Sätze vorgesehen: Der Spitzensteuersatz solle 33 Prozent betragen. In den niedrigeren Einkommensklassen würden noch 12 beziehungsweise 25 Prozent fällig werden. Zuvor hatte Trump die Abgaben für Top-Verdiener auf 25 Prozent senken wollen, was nach Einschätzung von Steuerexperten zu einer beträchtlichen Aufblähung des Haushaltsdefizits führen würde. Aktuell bezahlen Spitzenverdiener in den USA 39,6 Prozent.

Entscheidend am Wirtschaftsprogramm mitgearbeitet haben seine Wirtschaftsberater, die das absolute Gegenteil zum «kleinen Mann» darstellen. Denn sie sind grösstenteils wie er: weiss, alt und sehr reich. Frauen fehlen komplett auf der Liste, die Trump vor ein paar Tagen vorstellte. Mit vielen macht er schon seit Jahren Geschäfte, ihres Zeichen Hedgefondsmanager, Milliardäre und Investmentbanker - allesamt im Schnitt mehrere Hundert Millionen Dollar schwer. Trump ist bekannt dafür, dass er sich nur von Leuten beraten lässt, die er seit Langem kennt oder besser noch: mit denen er verwandt ist. Nur einer im Team ist akademischer Wirtschaftspolitik-Experte.

John Paulson ist der Prominenteste

Herausragendster Kopf ist dabei zweifellos John Paulson. Der Hedgefondsmanager wettete 2007 gegen den überhitzten Immobilienmarkt und machte dadurch Milliarden Dollar Gewinn. Jüngst waren seine Einschätzungen zu Aktienentwicklungen und Konjunktur jedoch weniger genau. In den vergangenen fünf Jahren büssten seine Investments massiv an Wert ein. Auf der Reichenliste des US-Magazins «Forbes» nimmt Paulson mit einem Vermögen von 9,8 Milliarden Dollar den 108. Platz ein.

Auch Steve Feinberg ist Milliardär, bringt es Schätzungen zufolge allerdings nur auf 1,25 Milliarden Dollar. Der Investmentmanager ist Chef der von ihm 1992 mitbegründeten Beteiligungsgesellschaft Cerberus Capital Management. Unter seiner Führung war das Unternehmen auch grösster Anteilseigner von Chrysler, bis der Autobauer 2009 mit staatlicher Hilfe saniert wurde.

Ex-Goldman-Sachs-Partner

Ebenfalls Chef einer Beteiligungsgesellschaft ist Steven Munchin. Der Investmentmanager konzentriert sich auf Finanzierungsvorhaben in der Unterhaltungsbranche. Der Ex-Goldman-Sachs-Partner ist Chef der Beteiligungsgesellschaft Dune Capital Management. Er hat in der Vergangenheit häufig Geld an die Demokraten gespendet, einschliesslich deren Kandidatin Hillary Clinton. Mit Trump ist er nach eigenen Angaben seit mehr als 15 Jahren privat und beruflich verbunden.

Laut Trumps Wahlkampfstab ist auch Howard Lorber einer der besten Freunde des Präsidentschaftskandidaten. Lorber ist Chef der Vector Group, die Zigaretten herstellt und – wie Trump – im Immobiliengeschäft aktiv ist. Immobilienfinancier und Hotelentwickler Tom Barrack dagegen ist Gründer und Chef der Beteiligungsgesellschaft Colony Capital und ebenfalls langjähriger Freund Trumps.

Kaum Ökonomen

Im Wirtschaftsteam spärlich vertreten sind indes Ökonomen. So ist Peter Navarro der einzige Vertreter auf Trumps Beraterliste, der in Wirtschaftswissenschaften promovierte. Derzeit lehrt er als Wirtschaftsprofessor an der University of California in Irvine. Drei seiner neun Bücher befassen sich kritisch mit Chinas Rolle in der Welt. Er fordert einen Importzoll in Höhe von 45 Prozent auf chinesische Waren. Die USA sollten seiner Meinung nach eine strengere Haltung zu Diebstahl geistigen Eigentums und in Handelsfragen einnehmen.

Auch Dan Dimicco ist ein scharfer China-Kritiker, der neue Handelsregeln zugunsten der US-Industrie fordert. Zuvor war er Chef von Nucor, einem der grössten US-Stahlproduzenten.

Auch ein Journalist im Team

Erfahrungen mit der Arbeit im Weissen Haus sammelte bereits David Malpass. Er war Vize-Staatssekretär im Finanzministerium unter Präsident Ronald Reagan und Vize-Staatssekretär im Aussenministerium unter Präsident George Bush senior sowie Chefökonom der Investmentbank Bear Stearns. Derzeit leitet er die Investmentberatungsfirma Encima Global. Er ist ein scharfer Kritiker der Geldpolitik der US-Notenbank, fordert mehr Investitionen in die Infrastruktur und Steuersenkungen.

Gleiches gilt für Stephen Moore, der die Anti-Steuern-Lobbygruppe Club of Growth gründete. Moore ist einer der führenden konservativen US-Wirtschaftsexperten, der für das «Wall Street Journal» arbeitete und derzeit der Denkfabrik Heritage Foundation angehört.

Doch die mangelnde Vielfalt im Beraterteam Trumps kann auch Moore als Journalist nicht wett machen. Die Wahlkampfleiter kündigten aber bereits an, dass Trump nach und nach seinen Wirtschaftsberaterstab erweitern wird. Dann sollen auch Frauen mitmachen dürfen.

(ccr mit Material von reuters)