In der kürzlich veröffentlichten Netflix-Serie «Die Affäre Bettencourt: Skandal um die reichste Frau der Welt» nehmen sich die Filmemacher dem Leben der Milliardenschweren L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt (1922–2017) an. Der Dreiteiler steht in der Schweiz aktuell auf Platz 1 der beliebtesten Netflix-Serien der Woche.

Bereits im Alter von fünf Jahren verliert Liliane Bettencourt ihre Mutter. Vater Eugène Schueller (1881–1957), Gründer der Kosmetikmarke L'Oréal, ehelichte später die Gouvernante. Als Liliane 27 Jahre alt war, war es laut ihrem Vater auch für sie an der Zeit, unter die Haube zu kommen. Einen geeigneten Kandidaten hatte er praktischerweise bereits zur Hand: André Bettencourt (1919–2007). Ein französischer Politiker, den Lilianes Vater noch aus den gemeinsamen Zeiten bei der rechtsextremen Gruppierung «La Cagoule» her kannte. 

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«Kleinigkeit» übersehen

Bei seiner Hochzeitsvermittlung hat Eugène Schueller allerdings ein kleines, aber sehr wichtiges Detail übersehen: André Bettencourt war schwul. Liliane Bettencourt arrangierte sich damit und wurde 1953 dennoch Mutter von Töchterchen Françoise.

Mit dem Tod von ihrem Vater 1957 erbte Liliane Bettencourt 27.5 Prozent von L'Oréal. Mit dem Börsengang der Kosmetikmarke 1963 wurde sie zur Milliardärin. 

Die Bettencourt-Affäre

Der Umgang mit den Milliarden sorgte in ihrem letzten Lebensjahrzehnt für grossen Zwist mit Tochter Françoise (70). Diese zog ihre Mutter 2008 vor Gericht, weil sie dem Fotografen François-Marie Banier (76), der vermutlich letzten Affäre von André Bettencourt, über mehrere Jahre hinweg Geschenke im Wert von einer Milliarde Euro gemacht haben soll. Um die Vorwürfe zu stützen, liess sie von Hausangestellten heimlich Tonaufnahmen ihrer Mutter machen. 

Ein Jahr später wollte Liliane Bettencourts Tochter sie unter Vormundschaft stellen lassen, scheiterte aber. Als Reaktion verklagte Liliane Bettencourt ihre Tochter wegen «seelischer Grausamkeit». Die beiden einigten sich 2010 aussergerichtlich. Ein Jahr später stand Liliane Bettencourt dennoch unter der Vormundschaft ihres ältesten Enkels Jean-Victor Meyers (37).

Aus dem Familiendrama wird ein nationaler Politskandal

Aus den Tonaufnahmen von 2008 ging der Verdacht hervor, dass Liliane Bettencourt im grossen Stil Steuern hinterzogen sowie grosszügige Parteispenden getätigt hat. Unter anderem an Ex-Präsident Nicolas Sarkozy (68). Dieser stritt die Vorwürfe ab – zu einer Regierungskrise kam es dennoch. 

Nach einem letzten, turbulenten Jahrzehnt verstarb Liliane Bettencourt 2017 in ihrer Villa in einem noblen Pariser Vorort. Ihr geschätztes Vermögen zu dieser Zeit soll 36 Milliarden Franken betragen haben. 

Dieser Artikel erschien zuerst beim Blick unter dem Titel: Sie war die reichste Frau der Welt.