In der Schweizer Uhrenindustrie gibt es Rolex. Dann Omega. Und dann lange nichts mehr. Doch neben den beiden Mega-Marken, die global definieren, was Schweizer Uhrmacherkunst ausmacht, gibt es viele kleine, aber feine Uhrenmarken in der Schweiz.

Eine davon ist die Basler DuBois & Fils. Firma und Marke gehen zurück bis ins Jahr 1785. Selbstbewusst nennt sich die Firma daher «die älteste Uhrenfabrik der Welt».

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Für Aufsehen in der Szene der Uhrenkenner allerdings sorgt DuBois vor allem seit 2010. Damals ist der aktuelle Chef und Mehrheitsbesitzer Thomas Steinemann eingestiegen – und hat das Unternehmen regelrecht wachgeküsst.

Steinemann setzte bereits damals Dinge um, die heute bei den etablierten Marken erst zaghaft angegangen werden. Von Anfang an vertrieb Steinemann seine Zeitmesser über das Internet. Von Anfang an finanzierte er sich über Crowdfunding. Und er bietet seit längerem seine Uhren auch zur Miete an.

Jetzt will Steinemann mit DuBois & Fils die nächste Stufe zünden. Aber nicht allein.

Drei Millionen Franken von Promi-Investoren

Er hat den bekannten Schweizer Unternehmer, Multi-Verwaltungsrat und Manager Rolf Soiron als Investor an Bord geholt. Der frühere Präsident von Holcim und aktuelle Chairman von Lonza ist Teil des «Investor Board» von DuBois & Fils.

Neben Soiron haben auch Andrin Hofmann, Verwaltungsrat bei der Markant Finanz, und Rolf Gerber, früher bei UBS und LGT tätig, Geld in das Uhrenunternehmen investiert – alle zwischen 150'000 und 300'000 Franken.

Total will Steinemann 15 bis 20 Persönlichkeiten für das «Investor Board» finden. Ziel der Initiative ist es, rund 3 Millionen Franken einzusammeln.

Neue Uhren mit historischen Uhrwerken

Das Geld benötigt Steinemann, um einen veritablen Schatz zu heben. Ein Uhrmacher-Ehepaar hat eine Sammlung von 250'000 Uhrwerken in einem Estrich gehütet, wie das Schweizer Uhren-Fachmagazin «Watch Around» berichtet hat. Sie stammen aus den Jahren 1930 bis 1970 und sind von Marken wie Universal, Valjoux, Enicar, Record oder Felsa – alles Namen, die Kenner in Aufregung versetzen.

Das Stück Schweizer Industriegeschichte hat Steinemann dem Ehepaar abgekauft – und hat nun Grosses damit vor. Er will die historischen Kaliber nutzen und in neuen Modellen auf den Markt bringen. Das erste neue Modell mit Vintage-Herz wird eine Dreizeige-Uhr mit einem Kaliber Felsa 4007 aus den 1960er-Jahren sein.

Thomas Steinemann

Thomas Steinemann, Chef von DuBois & Fils: Lanciert neue Uhren mit Vintage-Uhrwerken aus Schweizer Produktion.

Quelle: ZVG

Aktuell hält Steinemann die Mehrheit an DuBois & Fils. Aber das soll nicht so bleiben: «Ich will die Kontrolle nicht behalten», sagt der Unternehmer.

Seine Idee: Das «Investor Board» mit Rolf Soiron als Aushängeschild soll rund 20 Prozent besitzen. Rund 35 Prozent des Unternehmens sollen an Kleinaktionäre gehen. Er selbst will rund 45 Prozent behalten.

Heute halten rund 950 Kleinaktionäre aus über 30 Ländern Aktien von DuBois & Fils. «Ich könnte mir vorstellen», so Steinemann, «dass wir in fünf Jahren rund 2000 Aktionäre haben».

Markenbotschafter, die bezahlen müssen

Doch Steinemann wäre nicht Steinemann, wenn er sein «Investor Board» und die Kleinaktionäre nur als Investoren betrachten würde. Natürlich braucht er deren Geld, um mit seinem gehobenen Schatz durchzustarten. Aber: Er will seine Aktionäre – und die Unternehmer rund um Rolf Soiron – auch als Markenbotschafter einsetzen.

Es sind in der Industrie wohl die ersten Markenbotschafter, die nicht dafür bezahlt werden, für ein Unternehmen Werbung zu machen. Bei DuBois & Fils ist es umgekehrt: Markenbotschafter investieren für dieses Privileg.

Marcel Speiser Handelszeitung
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