Thomas Bauer wird neuer Verwaltungsratspräsident der Finanzmarktaufsichtsbehörde FINMA. Der Bundesrat hat ihn am Mittwoch als Nachfolger von Anne Héritier Lachat gewählt. Er übernimmt das Amt ab kommendem Jahr.

Vorher werde er im Verwaltungsrat noch ein Praktikum absolvieren, sagte Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf bei der Bekanntgabe vor den Medien in Bern.

Die derzeitige FINMA-Verwaltungsratspräsidentin Anne Héritier Lachat verlässt die FINMA nach Ablauf ihrer Amtsperiode per Ende 2015, wie das Eidg. Finanzdepartement (EFD) mitteilte. Sie war 2008 in den FINMA-Verwaltungsrat und 2011 zu dessen Präsidentin gewählt worden.

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Spezialist im Insolvenzrecht

Ihr Nachfolger, der bald 60-jährige Baselbieter Thomas Bauer, studierte Rechtswissenschaften und doktorierte zu Börsenrecht. Nach Stationen in verschiedenen Funktionen bei verschiedenen Banken arbeitete er bei ATAG Ernst & Young, wo er ab 1998 bis 2014 Partner und Fachbereichsleiter Insolvency and Restructuring Law war. Derzeit arbeitet Bauer noch Teilzeit am Kantonsgericht Basel-Landschaft.

Finanzministerin Widmer-Schlumpf hob bei der Präsentation des neuen Verwaltungsratspräsidenten dieses Wissen im Insolvenz- und Sanierungsrecht hervor, das bei der FINMA wichtig sei. Ausschlaggebend für seine Ernennung waren aber auch sein Leistungsausweis und seine ausgewiesenen fachlichen Kompetenzen im Bankenrecht, namentlich im Bereich der Sorgfaltspflicht und Geldwäschereiprävention sowie im Gesellschaftsrecht.

Bauer ist Vater zweier Kinder und Mitglied der SVP. Dies erachtet er nicht als Problem, da für die Arbeit im FINMA-Verwaltungsrat Experten und fachliche Arbeit gefragt seien. Die politischen Entscheidungen würden woanders gefällt.

Grosse Erneuerung

Neben dem Verwaltungsratspräsidium hatte der Bundesrat drei weitere Vakanzen zu besetzen. Grund dafür waren die Rücktritte von Vizepräsident Paul Müller per Ende 2015 und der bereits erfolgten Rücktritte von Jean-Baptiste Zufferey und Joseph Rickenbacher. Neu gewählt hat er Renate Schwob, Marlene Amstad und Bernhard Keller.

Die Rechtsanwältin Schwab arbeitete unter anderem bei der Credit Suisse und war von 2004 bis 2014 stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsleitung der Schweizerischen Bankiervereinigung und Leiterin Finanzmarkt Schweiz. Die Wahl erfolgte aufgrund ihrer vertieften Kenntnisse in allen wichtigen Themen, die den Finanzplatz betreffen.

Eine Wirtschaftswissenschaftlerin und ein Praktiker

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Amstad kann auf ein internationales Netzwerk bei Notenbanken und Regulatoren zurückgreifen, wie Widmer-Schlumpf erklärte. Sie blickt auf Tätigkeiten bei der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF), bei der Credit Suisse, in der Forschungsabteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sowie bei der Federal Reserve Bank of New York zurück. Sie war auch stellvertretende Direktorin der SNB und ist derzeit bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Hong Kong tätig.

Der Volkswirtschaftler Keller gilt als Praktiker und Kenner des Finanzplatzes - insbesondere des Kantons Tessin. Dort war er bei der UBS und später bei der Banco di Lugano tätig. Nach dem Verkauf an Julius Bär wurde er CEO der umbenannten Bank Julius Bär Lugano und Mitglied der Geschäftsleitung von Julius Bär.

Für die neue Amtsperiode 2016-2019 hat der Bundesrat zudem Philippe Egger, Bruno Frick, Yvan Lengwiler, Günter Pleines und Franz Wipfli in ihrem Amt bestätigt. Den neuen Vizepräsidenten wird der Bundesrat zu einem späteren Zeitpunkt bestimmen.

Widmer-Schlumpf betonte am Mittwoch, dass alle neuen Verwaltungsratsmitglieder von den Beaufsichtigten unabhängig seien und bei Amtsantritt keine Tätigkeit mehr ausüben, die zu Interessenskonflikten führen könnten.

(sda/ccr)