Spätestens am 10. Mai muss Bulat Tschagajew die Schweiz verlassen. Der frühere Besitzer des in den Konkurs gegangenen Fussballclubs Xamax Neuenburg kann gegen den Ausweisungsentscheid des Kantons Waadt jedoch noch innert fünf Tagen Rekurs einlegen.


Tschagajew hatte den Fussballclub Neuenburg Xamax im letzten Jahr in den Konkurs geführt und einen Schuldenberg in der Höhe von über 30 Millionen Franken hinterlassen. Dem Tschetschenen werden ungetreue Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung vorgeworfen. Tschagajew war am 26. Januar, kurz nachdem der Fussballverein seine Bilanz deponiert hatte, in Untersuchungshaft gesetzt und später gegen eine Kaution wieder auf freien Fuss gesetzt worden.

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Gute Geschäfte


Tschagajew gilt in seiner Heimat als einer, der es im Ausland geschafft hat. Seine Millionen sollen aus dem Rohstoffgeschäft stammen. Doch in Schweizer Branchenkreisen kennt man den Mann nicht. Und seine Genfer Unternehmen Dagmara Trading (Rohstoffe) und Envergure (Immobilien) fallen vor allem durch rasche Managementwechsel und häufige Adressänderungen auf.

Tschagajews steiler Aufstieg begann kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Er leitete damals Sovamericantrade, ein Joint Venture zwischen den USA und der Sowjetunion zur Abwicklung von Rohstoffexporten. Die Geschäfte sollen sich ausserordentlich gut entwickelt haben, erzählen Quellen in Grosny.


Nähe zur Politik

Dass Tschagajews Vater erster Generalsekretär eines Regionalkomitees der KPdSU und sein Schwiegervater Vize der Partei der ganzen Republik war, beflügelte seine Karriere. Doch als Tschetschenien 1991 die Unabhängigkeit ausrief, war die Nähe zur Politik plötzlich eine Gefahr. Chagaev verliess das Land. Wie er den Weg in die Schweiz fand, ist unbekannt. Seit seinem kuriosen Gastspiel als Investor beim Fussballcub Xamax Neuenburg ist der Name auch in der Schweiz bekannt.



Laut der Zeitung «Le Matin» befindet sich Tschagajew, dessen Visum vor längerem ablief, noch immer in der Schweiz. Er wurde am Donnerstag in seiner Villa in Saint-Sulpice VD gesichtet. Der Gemeindepräsident von Saint-Sulpice, Jean-Charles Cerottini, bestätigte eine Meldung von «20 Minutes», wonach Tschagajew die Schweiz bis am 10. Mai verlassen muss. Er habe eine Kopie des entsprechenden Ausweisungsentscheides erhalten, sagte Cerottini. Dies kläre die Situation.


Präsenz nicht mehr nötig


Tschagajew selber hat allerdings nicht die Absicht, der Anordnung der Behörden nachzukommen. «Ich beabsichtige, gegen diesen Entscheid Rekurs einzulegen», sagte er in einem von Fernsehen RTS ausgestrahlten Telefoninterview und: «Ich habe noch viele Fragen zu stellen, und die Justiz hat auch mir noch Fragen zu stellen.»

Der zuständige Neuenburger Staatsanwalt Pierre Aubert benötigt jedoch die Präsenz von Bulat Tschagejew auf Schweizer Boden erst wieder, wenn es zum Strafprozess kommt, wie Aubert auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Für diesen Fall werde der Tschetschene eine Einreisebewilligung erhalten.

Datum des Prozesses noch offen

Tschagajew habe alles Interesse, vor Gericht zu erscheinen, um sich zu verteidigen, sagte Aubert. Im Moment seien die im Zusammenhang mit dem Konkurs sichergestellten Dokumente zur Beurteilung der Situation hilfreicher als die Aussagen Tschagajews. Wann der Strafprozess stattfinden wird, ist laut Aubert noch offen.


(se/aho/sda)