Der Ehemaligenausflug des Nobelinternats Le Rosey lockte dieses Jahr mit einer speziellen Attraktion. Schon die Bahnfahrt im luxuriösen Andalus Expresso durch Südspanien war ganz nach dem Geschmack der aus aller Welt Angereisten. Ganz besonders aber schätzten sie den Abstecher auf den Golfplatz von Valderrama. Er gilt als einer der exklusivsten überhaupt und ist für Klubmitglieder reserviert, die sich die Aufnahme 100 000 Franken kosten lassen. Doch die ehemaligen Roséens waren auch als Gäste hochwillkommen. Schliesslich ist Jaime Ortiz-Patiño, Besitzer der Anlage und schwerreicher Erbe eines Minenimperiums, einer von ihnen. Auch «Jimmy», wie ihn seine Schulfreunde nennen, verbrachte die Jugend am Genfersee und in Gstaad, auf dem Sommer- und Wintercampus jener Schule, die sich ohne falsche Bescheidenheit «the most exclusive boarding school in Europe» nennt.

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Exklusiv bedeutet allerdings nicht luxuriös. Von Fünf-Sterne-Komfort ist im Institut Le Rosey im waadtländischen Rolle nichts zu sehen, genauso wenig wie in den anderen Schweizer Eliteinternaten mit internationaler Ausstrahlung, dem Institut Rosenberg in St. Gallen und dem Lyceum Alpinum in Zuoz. In diese Reservate schicken die oberen Zehntausend ihre Sprösslinge, um sie in einer Welt ohne Sozialgefälle aufwachsen zu lassen. Obwohl in einem Neubau untergebracht, sind die Unterrichtsräume im Le Rosey so schlicht, dass sich kaum eine öffentliche Schule mit diesem Standard zufrieden geben würde.

Opulent ist hier einzig die Umgebung. Rund um das Château du Rosey, einem Landsitz aus dem 18. Jahrhundert, liegt das Schulgelände zwischen Rebbergen und dem Lac Léman. In der Parkanlage finden sich Rugby-, Beachvolleyball- und Fussballfeld, aber auch Tennisplätze und ein Schwimmbad.

Das Château, in dem die Verwaltung untergebracht ist, verkörpert die bald 125-jährige Tradition der Schule.

Schwere Leuchter, durchgesessene Klubsessel und an den Wänden lauter Fotos des sportbegeisterten Nachwuchses – man wähnt sich am Sitz einer alten, weit verzweigten Familie. Philippe Gudin de la Sablonnière, Generaldirektor und Besitzer von Le Rosey in vierter Generation, passt vorzüglich in dieses Bild: entspannt, gewinnend, athletisch. «Selbstverständlich sind wir eine Schule für Reiche», sagt er, «bei einem Schulgeld von 68 000 Franken im Jahr das Gegenteil zu behaupten, wäre absurd.»

Das Erfolgsgeheimnis seiner Eliteschmiede sieht Gudin in der nicht abreissenden Reihe von illustren Schulabgängern: Von Schah Reza Pahlevi über den spanischen König Juan Carlos bis zum ehemaligen CIA-Direktor Richard Helms. Zu den Schweizer Absolventen gehören Jean-Michel Barbey, Golfunternehmer und Sohn des Genfer Financiers Claude Barbey, der Basler Society-Arzt Nicolaus Langloh oder die Hoteliers Andrea Kracht («Baur au Lac», Zürich), Jean-Jacques Gauer («Schweizerhof», Bern) und Ernst Scherz («Palace», Gstaad).

Namen von gegenwärtigen Zöglingen verschweigt Gudin – Discrétion oblige. Das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit ist einer der Hauptgründe, weshalb die Superreichen der Welt ihre Sprösslinge dem waadtländischen Elitereservat anvertrauen. Weitere Pluspunkte sind der Unterricht in Englisch und Französisch, der zu international anerkannten Abschlüssen führt, die kosmopolitische Ausrichtung – Quoten sorgen dafür, dass keine der 50 Nationen mehr als ein Zehntel der 350 Schüler stellt –, die vielen Reisen und Exkursionen sowie das Netzwerk der Anciens Roséens, «eine der einflussreichsten Ehemaligenorganisationen überhaupt». Man trifft sich Winter für Winter bei der Fondueparty auf dem Gstaader Hausberg Eggli, sieht sich bei der Heli-Ski-Reunion im kanadischen Revelstoke, bei einem der Stadtdiners – ob im Club du Polo in Paris oder im Restaurant Scandinavia in Moskau – oder beim Freundschaftscup im Maidstone Golf Club auf Long Island.

Was es den Reichen am Le Rosey angetan hat, sind nicht nur die zukunftsträchtigen Freundschaften – hier kann man Beziehungen zu den Kindern russischer Oligarchen, saudischer Ölminister und türkischer Immobilientycoons knüpfen –, sondern auch die strenge Hand der Internatsleitung. «Disziplin und Mangel an Autonomie», räumt Philippe Gudin ein, mache vielen zu schaffen, vor allem Kindern von Eltern, die ständig auf Reisen seien und dann realisierten, dass ihr Nachwuchs unter Aufsicht der Hausangestellten tue und lasse, was ihm beliebe.

Am Genfersee gilt ein anderes Regiment. Die Tage sind randvoll mit Unterricht und Sportprogramm, und auch Abende und Wochenenden verbringen die Zöglinge unter Aufsicht. Freien Ausgang gibt es kaum, nicht einmal für die Volljährigen. Drogenkonsum und unerlaubtes Fernbleiben führen zum Rausschmiss – ohne Vorwarnung und unwiderruflich. Was Sache ist, erfahren die Söhne und Töchter aus bestem Hause beim Gang aufs Sekretariat. Dort führt eine elektronische Tafel eine Liste der aktuell bestraften Schüler auf. Zuoberst stehen die Namen von drei Russen, die soeben von der Schule gewiesen worden sind.

Gut möglich, dass der eine oder andere Sünder früher oder später in einem Internat auftaucht, das sich an ein ähnlich elitäres Zielpublikum richtet: Zwischen Le Rosey, dem Lyceum Alpinum in Zuoz und dem Rosenberg in St. Gallen herrscht ein reger Verkehr. Im Institut auf dem Rosenberg in St. Gallen stammt ein Fünftel der Schüler aus ehemaligen Ostblockländern. Die meisten Eltern evakuieren ihre Sprösslinge aus Sicherheitsgründen hierher; gefährdete Kinder erhalten während des Aufenthalts sogar ein Pseudonym.

Das ist nur ein Grund, warum Eltern ihre Kinder hier versorgen. Sie wollen auch sicher sein, dass der Nachwuchs nicht in Shopping-Centern rumlungert oder in obskuren Bars Kiffergestalten über den Weg läuft. Zudem wissen sie die Leistungskurve ihrer Sprösslinge unter ständiger fachkundiger Kontrolle. Und schliesslich befürchten sie, dass den Kindern in öffentlichen Schulen eine allzu direkte Sicht auf Armut und Ungerechtigkeit den Lebensmut rauben könnte. Unter ihresgleichen hingegen kommen die Teenager weniger ins Grübeln. Im Rosenberg erwartet sie eine Welt in Rosarot. Rosa die Rosen vor dem Fenster, rosa der Marmor, rosa der Teppich, rosa die Stühle im Büro von Otto Gademann, der das Institut in dritter Generation leitet. Und rosa der Zaun, der das parkähnliche, hügelige Gelände ob St. Gallen umfasst, eben den Rosenberg. Der Campus besteht aus mehreren Villen aus dem 19. Jahrhundert, in denen Verwaltung, Klassenräume und die rund 250 Schülerinnen und Schüler – strikt in Mädchen- und Knabenhäusern getrennt – untergebracht sind.

Noch bevor die Kinder beim Eintritt ihre Koffer auspacken, müssen sie die 18 Seiten starke Hausordnung «Ordnung in der Freiheit – Freiheit in der Ordnung» verinnerlicht haben. Werktags ist um 6.55 Uhr Tagwacht, dann folgt «Betten zurückschlagen und Fenster öffnen». Nach dem Frühstück um 7.30 Uhr wird gebettet, danach das Zimmer in «tadellose» Ordnung gebracht. Unterricht und Studienzeiten werden unterbrochen von Mittag- und Abendessen um 12.00 Uhr und um 18.30 Uhr, danach ist bis 21.30 Uhr überwachtes Studium angesagt. Um 21.45 Uhr sind alle Lichter gelöscht, auch in den Zimmern der Volljährigen. «Wer es weit bringen will, muss früh ins Bett», sagt Institutsleiter Otto Gademann und kritisiert Übermüdung und Überreizung der heutigen Jugend. Lichtverlängerung gibt es keine, wer im Bett liest oder telefoniert, riskiert eine Verwarnung und eine eingeschriebene Depesche an die Eltern.

Im Speisesaal gilt eine ganz besondere Etikette. All jene, die das im Elternhaus nicht gelernt haben, werden daran erinnert: «Vor jeder Mahlzeit Hände waschen.» Die Mädchen tragen bei Tisch Röcke oder Kleider, die Jungen Anzüge und Krawatten. Wem der Direktionsdienst Einlass gewährt hat, stellt sich zunächst gerade hinter seinen Stuhl. Nach dem ersten Gong herrscht Ruhe, beim zweiten dürfen sich die Mädchen setzen, beim dritten die Jungen. Sollte ein Schüler Schwierigkeiten mit Tischmanieren oder Zahnhygiene haben, wird ihm eine Gouvernante zur Nacherziehung zugeteilt.

Eltern bezahlen für Zucht und Ordnung, gutes Gewissen inklusive. Das Schulgeld beträgt rund 65 000 Franken pro Jahr. Zum Dank «für das grosse finanzielle Opfer» (Hausordnung), das die Eltern leisten, müssen die Schüler einmal pro Woche einen Brief nach Hause senden. Der Eingang des Briefs – spätestens Donnerstag, 13 Uhr – wird vermerkt; wer das Absenden verpasst, verzichtet aufs Taschengeld. Als weitere Strafen sind im Wiederholungsfall vorgesehen: Verwarnung, ultimative Rüge, Ultimatum und Ausschluss. Die Sanktionen dienen «der Erziehung zur sozialen Intelligenz», wie es in der Hausordnung heisst. «Das Leben ist nicht eine einzige Party, man muss lernen, mit Widerwärtigkeiten zu leben», sagt Gademann energisch.

Lob gibt es natürlich auch. In einer Zeremonie werden zum Beispiel Schülerinnen und Schüler ausgezeichnet, die eine «vorbildliche Haltung» zeigen. Nach englischem Vorbild wählt die Schulleitung einmal pro Trimester ein «Headgirl» und einen «Headboy». Diese Auszeichnung erhält, wer aus seinen Fähigkeiten das Beste gemacht hat. Die Gekürten bekommen nicht nur eine Urkunde, ihre Namen werden auch im Speisesaal auf einer Messingtafel eingraviert. Wohl kein anderes Objekt im Internat ist so häufig von stolzen Eltern fotografiert worden.

Auf dem Rosenberg essen Juden und Muslime zusammen an einem Tisch ihre speziellen Speisen, zudem werden neben herkömmlichen Gerichten vegetarische Menüs und Trennkost serviert. Und wehe, ein Schüler isst nicht richtig! Während das Drogenproblem fast vom Institut verschwunden ist, seit Urinproben genommen werden, fallen die Jugendlichen zunehmend der Magersucht und Ess-Brech-Sucht anheim. Und zwar nicht mehr nur Mädchen, sondern auch Knaben. Um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, ermuntert die Schulleitung die Zöglinge, Kollegen zu melden, die sich am Tisch oder auf der Toilette auffällig verhalten.

Exklusive Internate
Ab 48 000 Franken pro Jahr


Lyceum Alpinum, Zuoz


Internat für den sportbegeisterten Geldadel. Viele Externe aus dem Engadin federn das elitäre Gehabe der Internen ab. Wettkampfgeist ist ebenso wichtig wie Mathekenntnisse. Ab zehn Jahren. Internationale Lehrgänge. Hauptkosten Internat: ab Fr. 51 500 pro Jahr.
www.lyceum-alpinum.ch,
Telefon 081 851 30 99



Institut auf dem Rosenberg, St. Gallen


Bildungs- und Erziehungsanstalt für die Nouveaux Riches aus Deutschland, Russland und Japan. Ab sechs Jahren, Krawattenzwang bei Tisch. Bildungsziel ist die Führungsposition. Internationale Lehrgänge. Hauptkosten Internat: ab Fr. 48 000 pro Jahr.
www.instrosenberg.ch,
Telefon 071 277 77 77



Institut Le Rosey, Rolle und Gstaad


Hier trifft Adel auf Geldadel; im Sommer in Rolle, im Winter in Gstaad. Die Angst vor dem sozialen Niedergang fördert den Zusammenhalt ein Leben lang. Ab sechs Jahren. Internationale Lehrgänge. Hauptkosten Internat: Fr. 68 400 pro Jahr.
www.rosey.ch,
Telefon 021 822 55 55

Der Aufwand hat einen übergeordneten Zweck: Er soll die Jeunesse dorée für die Übernahme einer Führungsposition rüsten. Wer die Schulbank mit Deutschen, Russen, Franzosen, Arabern und Japanern drückt, kann später vielleicht einmal Papas KMU globalisieren. «Not only a school – a communication system»: Der Webeslogan des Rosenbergs klingt wie der eines Telekommunikationsunternehmens. Zum multikulturellen Background kommen internationale Diplome, die zu Studienplätzen in aller Welt befähigen, wie etwa das International Baccalaureate. Neben den traditionellen Unterrichtsfächern üben die Schüler Vorstellungsgespräche und Präsentationstechnik, absolvieren Rhetorikkurse und lernen korrektes Benehmen. Zudem werden sie in Gesellschaftstänzen unterrichtet, die sie dann am traditionsreichen Herbstball in Smoking und Abendrobe aufs Parkett legen. Da bleibt kaum Zeit, um auf dumme Gedanken zu kommen.

Oder doch? An den Wochenenden entfliehen die Schüler ihrer Halbgefangenschaft und fliegen im Privatjet nach Paris oder Hamburg, wo sie zwei Nächte lang auf den Putz hauen. Falls sie am Sonntagabend unbehelligt durch die Urinkontrolle schlüpfen, können sie bis Freitag in der Schulbank den Kater auskurieren. Im Lyceum Alpinum in Zuoz machte sich über die Jahre eine schleichende Verluderung der Sitten bemerkbar, worauf die Schulleitung, nicht zuletzt auf Druck der Eltern, unter anderem die Wochenendregelung verschärfte. Seit dem neuen Schuljahr dürfen nur noch Schüler mit Note 5 am Freitagabend nach Hause; früher lag die Grenze bei 4,5. Wer den Wert nicht erreicht, muss samstags Zusatzunterricht nehmen. Zudem gibt es seit diesem Herbst einmal pro Monat ein Gemeinschaftswochenende mit Studium oder Exkursionen, an denen die Schüler im Internat bleiben müssen. «School ist eben nicht nur cool, Erziehung nicht immer nur Fun, und das Verhalten kann nicht immer nur easy sein!», mahnt Rektor Bruno Behr, früher einmal Ausbildungschef der Zürcher Stadtpolizei, «knochenharte Arbeit ist gefragt, will man im späteren Studien- und Berufsleben bestehen.» Vorbilder für seine Zöglinge sind Schweizer Topshots wie Swisscom-CEO Jens Alder, Globus-Chef Thomas Kern, Uno-Botschafter Jenö Staehelin oder der ehemalige Novartis-Forschungsleiter Paul Herrling, die alle in Zuoz die Schulbank gedrückt haben.

Sie schafften den Weg an die Spitze noch ohne die zweimal im Jahr stattfindenden «Wirtschaftswochen» und ohne den ganzjährigen, unternehmerisch ausgerichteten Kurs namens «Yes, Young Enterprise Switzerland». Unter Anleitung von Führungskräften der Wirtschaft erstellen Schüler Businesspläne und Geschäftsberichte für fiktive Unternehmen, machen Akquisitionen, lancieren Produkte und führen Generalversammlungen durch. In diesen Planspielen lernen schon 16-Jährige, den Aktionären und Mitarbeitern Red und Antwort zu stehen über Entlassungen, Dividendenkürzungen und Gewinneinbussen.
Dass es ein Leben abseits der High Society gibt, erfahren die Schüler des Lyceums jeweils bei Hilfseinsätzen in Ländern wie Rumänien, wo sie zum Beispiel heruntergekommene Schulhäuser renovieren. Auch die Absolventen des Instituts Le Rosey nehmen regelmässig an Arbeitseinsätzen teil, kürzlich an einem Wohnbauprojekt des Hilfswerks Habitat for Humanity, an dem die Schüler mit den künftigen Bewohnern der Häuser zusammenlebten. Solche Erfahrungen seien für die privilegierten Roséens «sehr positiv», glaubt Bibliothekar Pierre Bérubé, der die Vierergruppe begleitete. «Wir sind uns bewusst, dass es gefährlich ist, allzu stark vom wirklichen Leben abgeschnitten zu sein.»

Bereits in ein paar Wochen werden die Erinnerungen ans Armenhaus Europas durch neue, weniger verstörende Erlebnisse verdrängt werden. Jeweils Anfang Dezember zieht die Schule nach Gstaad in den Wintercampus um. Dort locken nicht nur Sonne und Schnee, sondern auch mehr persönliche Freiheiten. Gstaad wird die Kinder des Geldadels ein Leben lang an ihre unbeschwerte Jugend erinnern. «Die Rosey-Boys von heute», heisst es im Hochland, «sind die Chaletbesitzer von morgen.» Menschen wie Dalia Fayed, die Nichte von Harrods-Besitzer Mohammed Al-Fayed, oder Geoffrey Moore, der Sohn von Roger 007, sie lernten Gstaad als Roséens kennen und verbringen den Winter heute noch in ihren Chalets am Oberbort, Gstaads Sonnenhang.

Etwas im Schatten dieser grossen Institutionen ist seit den Sechzigerjahren die Gstaad International School tätig. Das Schattendasein ist ganz im Sinn von Schuldirektor Alain Souperbiet, der äussersten Wert auf Unauffälligkeit legt. «Viele unserer Schüler», sagt er, «haben besonderen Schutz nötig, weil ihre Eltern als Politiker oder Unternehmer an exponierter Stelle stehen.» Unter den 24 Bewohnern seines Internats zählt Souperbiet Kundschaft aus Asien, Afrika und dem Nahen Osten. Mit nur vier bis fünf Schülern sind die Klassen extrem klein. Seine Schule sei, den Kosten von 60 000 Franken im Jahr zum Trotz, immer ausgebucht, sagt Souperbiet: «Wir funktionieren mit Mund-zu-Mund-Propaganda.»

Was religiöse Zucht und Ordnung in einem Internat bedeutet, hat Serono-Besitzer und America’s-Cup-Gewinner Ernesto Bertarelli erlebt. Er besuchte die katholische Privatschule Institut Florimont in Genf. Die angesehene Knabenschule wurde ursprünglich von der Kongregation der Salesianer betrieben und war ihres autoritären Stils wegen gefürchtet. Zu den Florimont-Absolventen gehören der ehemalige Genfer Regierungsrat Jean-Philippe Maitre, der Le-Rosey-Besitzer Philippe Gudin, die schwerreichen Erben Marguerite Latsis und Benjamin de Rothschild und der Schauspieler Christophe Lambert («Highlander»).
Das Institut hat nichts von seinem Prestige eingebüsst, obschon der Zahn der Zeit an ihm nagt. Als Christophe Lambert dem Internat kürzlich einen Besuch abstattete, stellte er ungläubig fest, dass in seinem ehemaligen Klassenzimmer noch immer dasselbe Tourismusplakat wie vor 25 Jahren die Schönheit des Gornergrats pries.

Zuoz Club
Kitt der Reichen


Wer kennt sie nicht, die Golf-GTI-Fahrer mit einer auffällig unauffälligen Plakette neben dem Nummernschild: Zuoz? Es sind die Old Boys und die Old Girls des Lyceums Alpinum im Engadiner Kurort gleichen Namens, die sich durch Herkunft und Ausbildung von den Mitsubishi-Lenkern abgrenzen. Da nach Ende der Ausbildung alle Absolventen automatisch in den Zuoz Club aufgenommen werden, ist der Zirkel in den achtzig Jahren seines Bestehens auf über 2000 Mitglieder aus 40 Ländern angewachsen. Da kommt einiges an Prominenz zusammen: Zu den Alumnen zählen Globus-Leiter Thomas Kern, Bankier Bénédict Hentsch, Franke-Chef Michael Pieper, Uno-Botschafter Jenö Staehelin oder die Sprösslinge der Autodynastie Piëch.


Zu den engagiertesten Old Boys gehört Anthony von Hoboken, ehemaliger Unternehmensberater und heute Vorsitzender des Beirats der Neuen Privat Bank in Zürich. Der 66-Jährige betreut das Hausorgan «Zuoz Zeitung» und die Kommunikation des Lyceums. Er führte über viele Jahre das Berufscenter am Internat, das den Schülern Studieninformationen und Praktika vermittelt. Auf diesem Weg fand etwa Swisscom-Chef Jens Alder zu seinem ersten Arbeitgeber Alcatel.


«Sport ist der Kitt des Clubs», sagt van Hoboken. Eine eingeschworene Truppe trifft sich regelmässig zur sportlichen Ertüchtigung bei komplizierten englischen Sportarten wie Cricket oder Eaton Fives, die auch im Internat gepflegt werden. Im Rahmen der Summer und Winter Games treten die Old Boys regelmässig gegen die heutigen Mittelschüler an, und meistens gewinnen sie. «Wir vergleichen uns lieber mit einem Segelclub als mit einem Businessclub», sagt van Hoboken, «es ist sogar verpönt, den Club für Geschäftskontakte zu missbrauchen».


Derzeit ist van Hoboken mit den Vorbereitungen zum 100-Jahr-Jubiläum des Lyceums beschäftigt, das Mitte Juli 2004 gefeiert wird. Vier Tage wird das Engadiner Hochtal von vornehmer Feststimmung erfasst werden. An einer Gala, die am Abend des 10. Juli stattfindet, werden 700 Gäste erwartet, davon bis zu 400 Old Boys und Old Girls, alle selbstredend in Smoking und Abendrobe.