Sonu Shivdasani (48) ist ein umtriebiger und nachhaltiger Touristiker. 1995 hat er Six Senses erfunden und zu einem bekannten Lifestyle-Brand für luxuriöse Resorts und Spas gemacht. Parallel dazu schuf der indisch-britische Unternehmer mit seiner schwedischen Frau Eva Malmström Shivdasani (63) die lässig-edlen Hotelmarken Soneva und Evason, die sich jeweils aus den Vornamen des Ehepaars zusammensetzen und an einsamen und exklusiven Warmwasserdestinationen befinden.

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2012 verkauften die Shivdasanis die Rechte an Six Senses inklusive Evason an eine amerikanische Private-Equity-Gesellschaft. Diese betreibt derzeit zehn kombinierte Anlagen als Six Senses Resorts & Spas (sieben) oder Evason Resorts & Spas (drei) in Asien und im Mittleren Osten. Dazu kommen 17 Six Senses Spas weltweit, unter anderem im neusten Gstaader Fünfsternehotel Alpina oder in den beiden Resorts der Soneva Group: «Soneva Fushi» im Baa-Atoll auf den Malediven und «Soneva Kiri» auf Koh Kood in Thailand.

Intelligenter Komfort in einer modernen Welt

Die Veräusserung will Sonu Shivdasani nicht als Zeichen einer Krise verstanden wissen, sondern als Rückbesinnung auf die Wurzeln. «Die meisten kleinen Luxushotelgruppen betreiben zu viele Häuser und riskieren, in der Masse unterzugehen. Wir geben unseren privilegierten Gästen Raum und Privatsphäre, intelligenten Komfort in einer modernen Welt, natürlich und unaufdringlich.»

Das sei es, was die Reichen suchten. Früher wohnten sie auf dem Land und reisten für ihre Ferien in die Stadt. «Heute leben die Reichen in Boxen – Home Box, Office Box, Car Box. Sie wollen raus aus den Metropolen, rein in die Natur, ohne auf ihren Status zu verzichten. Wir geben ihnen Freiheit zurück.» Dies manifestiere sich direkt bei der Ankunft in jedem Soneva. Getreu der Richtlinie «No News, No Shoes» müssten alle Ankömmlinge ihre Schuhe ausziehen, um den Sand zwischen ihren Zehen zu spüren. Die mutigen Besucher dürften auch ihr Handy und/oder ihren Computer abgeben.

«Ich habe zwar die Six-Senses-Marke verkauft, aber nur unter der Bedingung, dass ich mein Slow-Life-Konzept behalten kann», sagt Shivdasani. Die acht Buchstaben des langsamen Lebens stehen bei ihm wörtlich für «Sustainable-Local-Organic-Wellness-Learning-Inspiring-Fun-Experiences». Nachhaltiger Tourismus bedeute dabei sinn- und stilvolles Reisen gepaart mit dem Schärfen des Bewusstseins für die Umwelt und ihren Schutz vor Ort. Knapp die Hälfte der beiden Inseln sei jeweils nicht entwickelt. «Wir haben keine goldenen Wasserhähne und keine Klimaanlagen. Dafür bieten wir Badezimmer im Freien oder Abendessen auf Bäumen.»

Shivdasani ergänzt: «Wir recyceln 90 Prozent des Abfalls. 70 Prozent unserer Zutaten sind lokal hergestellt oder werden von uns angebaut. 50 Prozent unserer Weine sind biodynamisch.» 2008 initiierte er ein Projekt, um die Verwendung von importiertem Trinkwasser in Plastikflaschen zu stoppen. «Stattdessen verwenden wir aufbereitetes Wasser, das mit Mineralien angereichert in Glasflaschen abgefüllt wird.» Das ernsthafte Engagement unterdrücke aber nicht den Spassfaktor – im Gegenteil, es erhöhe ihn. «Gastfreundschaft kann jeder. Wir leben Servicequalität mit Passion.»

Diese Art des nachhaltigen Barfuss-Luxus scheint bei den sophistizierten Schweizern gut anzukommen. Laut Shivdasani sind sie im «Soneva Kiri» in Thailand nach den Briten die Nummer zwei, im «Soneva Fushi» auf den Malediven die Nummer vier. Für Letzteres nennt der Patron zwei Besonderheiten: «Neu kann man hier Residenzen kaufen, die vermietet werden, wenn die Besitzer sie nicht brauchen. Sie können damit also Geld verdienen. Vier dieser Residenzen gehören Schweizer Familien.» Und einer der wichtigsten Verkaufspartner überhaupt sei die Kuoni-Tochter Manta Reisen, die das Resort seit seiner Eröffnung vor bald 20 Jahren vertreibt.

Was die Zukunft betrifft, hegt Sonu Shivdasani diverse Pläne. Fest steht ihm zufolge, dass im nächsten Februar auf den Malediven endlich «Soneva in Aqua» vom Stapel läuft. Die «Floating Villa» ist eine 20 Meter lange Megayacht mit sechs Besatzungsmitgliedern für maximal vier Passagiere. «Zudem möchten wir die Residenzen ausbauen und zwei, drei weitere Inseln im Umkreis von 30 Minuten um ‹Soneva Fushi› erschliessen, das macht ökonomisch und ökologisch Sinn.» Weitere Resorts seien in Sri Lanka, Indonesien (Bali), oder Spanien (Ibiza) denkbar. Seine jüngste Idee nennt sich Soneva Secret, doch die ist, wie ihr Name schon andeutet, noch geheim.