Nachmittags um 2 Uhr scheint die Altstadt von Quebec City respektive Ville de Québec aus lauter Bistros, Brasserien, Bars und Restaurants zu bestehen. Hier duftet es nach Hummer und Moules, dort nach Erbsensuppe, Quiche Lorraine und Crèpes. Sämtliche Strassen- und Reklameschilder sind auf Französisch angeschrieben. Und durch die Gassen schallen alte französische Chansons. Kurzum: Es ist die heiter-charmante Atmosphäre eines alten französischen Hafenstädtchens.

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Ein paar Details machen allerdings darauf aufmerksam, dass man sich nicht in Europa befindet. Ein erstes Indiz ist die Rechnung in kanadischen Dollar, ein zweites das seltsam klingende Französisch der Einheimischen. Und ein drittes sind die Nummernschilder der Autos mit dem Spruch «Je me souviens» – drei Worte, die an die Eroberung von «Nouvelle France» durch die Engländer erinnern und auf die Probleme und Unabhängigkeitsbestrebungen der ehemaligen französischen Kolonie hinweisen. Kampfgetöse erschallt aber nur noch im Musée du Fort, das die sechs Belagerungen Quebecs multimedial aufleben lässt. Das einstige Schlachtfeld Plaines d’Abraham, wo die Briten 1759 die Franzosen besiegten, ist heute ein friedlicher Park. Jeden Sommer ist er Mittelpunkt eines grossangelegten Open-Air-Musikfestivals, bei dem während elf Tagen fast rund um die Uhr international bekannte Grössen, wie Lady Gaga im vergangenen Jahr, die verschiedensten Stilrichtungen interpretieren.

Wie ein kleines Montmartre ...

Als Neuankömmling ist man nicht nur von der starken Präsenz der französischen Sprache und Lebensart überrascht, sondern auch vom Erscheinungsbild von Quebec City. Eine alte Stadtmauer, eine mächtige Zitadelle, reihenweise mittelalterlich wirkende Gebäude sowie enge Gassen mit Kopfsteinpflaster – das alles ist für den nordamerikanischen Kontinent doch recht ungewöhnlich. Kein Wunder, ist die 1985 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärte Altstadt ein Touristenmagnet. Pro Jahr werden rund 4 Millionen Gäste aus aller Welt gezählt, bei lediglich etwas über einer halben Million Einwohnern. Ein Grossteil der Besucher kommt mit Kreuzfahrtschiffen von Norden her über den Sankt-Lorenz-Strom, der sozusagen bis vor die Stadttore von Ozeanriesen befahren werden kann. An solchen Tagen herrscht Grossandrang in den Gassen und vor jedem Fotosujet steht ein halbes Dutzend Selfie-knipsender Asiaten.

Wie unsere Stadtführerin verrät, ist allerdings nicht alles alt, was so aussieht. Vieles wurde im 20. Jahrhundert nach alten Plänen und mit alten Steinen neu erbaut. Die einstigen Häuser der Engländer präsentieren sich stilgerecht in Backstein, jene der Franzosen mit grobem Mauerwerk. Das Innere wurde hingegen den modernen Komfortansprüchen angepasst. Hoch oben auf dem Cap Diamant thront die Oberstadt, dominiert vom «Château Frontenac». Das schlossähnliche Luxushotel ist das Wahrzeichen von Quebec und angeblich das meist fotografierte Gebäude Kanadas. Ein paar Schritte weiter liegt die Place d’Armes, mit ihren Cafés, Galerien, Souvenirläden, Verkaufsständen und Strassenkünstlern ein charmantes kleines Montmartre.

Per Zahnradbähnchen oder zu Fuss über steile Treppen und Passagen geht es nun in die Unterstadt hinab. Hier, an der schmalsten Stelle des Flusses, wo die Kolonisierung im 17. Jahrhundert ihren Anfang nahm, steht eine der ältesten Kirchen Nordamerikas: Die 1793 erbaute Notre Dame des Victoires, benannt nach dem Sieg über die attackierenden Briten. Rundum befanden sich früher kleine Läden und Werkstätten. Heute haben sich dort Boutiquen, Restaurants und Hotels eingenistet. Verwöhnte (und gut betuchte) Gäste steigen zumBeispiel im Hotel Le Germain-Domeniva oder in der zu den «Relais & Châteaux» gehörenden Auberge Saint Antonine ab, die beide über ausgezeichnete Restaurants verfügen.

... und wie ein Schlaraffenland

Besonders schön ist, dass man praktisch überall gut essen kann. Zu verdanken ist dies einerseits der französisch inspirierten Küche und anderseits den erstklassigen regionalen Produkten aus Feld, Wald und Meer. Im Marché du Vieux-Ports, wo die Bauern der Umgebung ihre Erzeugnisse verkaufen, wird dies auf verlockende Weise veranschaulicht. Die vielen Marktstände und Theken mit Bergen von Gemüse, Obst, Broten, Fischen, Fleisch und raffinierten Delikatessen vermitteln den Eindruck eines wahren Schlaraffenlands. Für die Touristen sind die ostkanadischen Spezialitäten interessant, vom getrockneten Bisonfleisch über die verschiedenen Terrinen bis zu den mannigfachen Produkten aus Ahornsirup.

Für die grösste Überraschung sorgen indessen die Weinproduzenten: Tatsächlich bringt die kanadische Provinz Quebec – insbesondere die im Fluss liegende Isle d’Orléan – erstaunlich köstliche Tropfen hervor. Schade, dass Quebec City jenseits des Atlantiks liegt. Die Stadt mit ihren frankophonen Einwohnern wäre ein ideales Ziel für einen kulinarisch-kulturellen Weekend-Trip.

Anreise

Ab Zürich gibt es keine Direktflüge nach Quebec City. Man muss entweder in Montreal oder Toronto umsteigen. Der National Carrier Air Canada verbindet die beiden kanadischen Städte in 60 beziehungsweise 100 Minuten mit dem angestrebten Ziel. Über den Atlantik geht es ins entferntere Toronto in rund 9 Stunden. Ab Mai 2015 setzt Air Canada auf dieser dann wieder täglich bedienten Strecke eine Boeing 787 (Bild) ein. Der sogenannte Dreamliner bietet die Klassen Economy, Premium Economy und Business Class. Mehr Informationen unter 787.aircanada.com. Ins nähergelegene Montreal handelt es sich um einen rund 8 Stunden dauernden Nonstop-Flug, der von Star-Alliance-Partner Swiss im Codeshare mit Air Canada durchgeführt wird. Zum Einsatz kommt ein Airbus A330-300. Ab Genf verkehrt Air Canada via Montreal nach Toronto, von wo aus man jeweils nach Quebec weiterreisen kann.