Der Gasthof Bären säumt als prächtiges traditionelles Bauwerk die Mägenwiler Hauptstrasse. Ihn zu übersehen, ist schwierig, auch deshalb, weil der glänzend goldene Bär des Gasthofschildes über die Chaussee hängt. Dabei müsste eigentlich eher ein Huhn vom Himmel herab die Gäste begrüssen, denn im Gasthaus von Bernhard und Barbara Bühlmann dreht sich viel um das Federvieh. Ob in der Scheuer, in der Beiz oder im Saal, die putzigen Viecher zieren Wände und Regale. Ich finde dies auffällig, mein Begleiter findet es too much – über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Und sowieso kann einem die Dekoration für einmal ziemlich egal sein. Bernhard Bühlmann (ehemals «Pinte Dättwil») ist ein hochbegabter, präziser und fantasievoller Koch; seine Gerichte sind so gut, dass sie selbst in einem Bunker glücklich machen würden. Und mit seinem Konzept «Bär trifft Huhn» zeigt er viel Flexibilität. Der Gast darf sich zwischen den eher traditionellen Güggeli-Gerichten (Mägenwil ist die Heimat von Kneuss-Poulet) und der schönen Bärenkarte entscheiden. Diese ist nicht nur kulinarisch auf einem höheren Niveau angesiedelt, sondern auch preislich. Trotzdem werden die Gäste nicht separiert – hier nimmt man Platz, wo man will, und bestellt, was man will, und wird so oder so genau gleich freundlich und aufmerksam bedient.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Lust auf Meer. Wir bestellten «Bären»: ein perfekter Pulposalat – ein Schuss Zitronensaft, frische Gewürze, sizilianischer Strand zum Anbeissen. Wer keine Lust auf Meer hat, bleibt mit dem Carpaccio von Ochsenherztomaten mit Aargauer Bufala-Mozzarella in der Region oder wählt mit dem Surf’n’Turf mit Muotathaler Kalbsschnitzel und Langusten gleich die ganze Welt. Mich begeisterte das zarte Sommerreh, das an einer interessanten und leckeren Brombeersauce serviert wurde. Dazu hätten wir gerne einen samtigen Franzosen getrunken und fragten die zackige Kellnerin um Rat. Sie musste passen: «Bei den Franzosen kenne ich mich nicht aus», und offenbar schien an diesem Abend auch sonst niemand Bescheid zu wissen. So verweilten wir im Aargau und tranken einen Siggenthaler Pinot noir, der in Ordnung, aber nicht herausragend war. Ganz im Gegensatz zu Bühlmanns Küche.

  • Was man essen sollte: Das Mistkratzerli, denn der Küchenklassiker wird hier nach allen Regeln der Kunst zubereitet.
  • Zeit bis zum ersten Bissen: Eine angenehme Viertelstunde, die man damit verbringen kann, Kunsthühner zu vergleichen.
  • Diskretionsfaktor: Wie in einem richtigen Hühnerstall gibt es auch hier allerlei Nischen und Verstecke.

Gasthof Bären
Hauptstrasse 24
5506 Mägenwil
www.baeren-maegenwil.ch
mittwochs bis samstags 9 bis 24 Uhr, sonntags 10.30 bis 24 Uhr.