Uma Thurman, Angelina Jolie oder Scarlett Johansson: Wenn die Stars bei der Oscar-Verleihung in raffinierten Designerroben über den roten Teppich schreiten, glitzert und funkelt es auf viel nackter Haut. Und was verführerisch den Blick auf Décolletés, Ohren oder Hände zieht, das ist Juwelierkunst vom Edelsten.

Auf der Rückseite haben die kostbaren Stücke oft eine kleine Signatur in Form eines Sterns. Es ist das fünfzackige Emblem des Unternehmens H. Stern, einer der zehn grössten Schmuckmarken weltweit.

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Die Firma hat sich in den letzten zehn Jahren vom klassischen Juwelier zu einem internationalen Brand entwickelt, zunehmend tragen die Hollywoodgrössen neben Cartier oder Chopard auch den Schmuck aus Brasilien. Eine Tatsache, die der Imagebildung förderlich ist, indem sich die Schauspielerinnen als wandelnde Werbefläche präsentieren und dementsprechend von allen grossen Labels umworben werden. Dass die Berühmtheiten Stern-Schmuck tragen, freut natürlich Roberto Stern, Chefdesigner des Hauses. «Catherine Zeta-Jones schreibt uns sogar jedes Mal einen kleinen Dankesbrief», erzählt er.

Seit knapp zwei Jahren sind H.-Stern-Produkte auch in der Schweiz erhältlich: Das Uhren- und Schmuckgeschäft Kurz an der Bahnhofstrasse in Zürich führt sie exklusiv. Warum gerade der Zürcher Juwelier den Zuschlag bekommen hat, erklärt dessen Geschäftsleiter Olivier Fabrikant: «H. Stern wollte einen Handelspartner, der von Umfeld und Image her passt. Kurz hat sich in den vergangenen drei Jahren als Anbieter von Schmuck mit urbanem, zeitgemässem Stil positioniert.»

Geholfen hat sicherlich auch, dass 2004 das etwas muffige Hauptgeschäft an der Bahnhofstrasse in Zusammenarbeit mit dem international bekannten Schweizer Architekten und Designer Hannes Wettstein zu einem modernen Flagship Store umgebaut wurde. Ein weiteres Plus, vermutet Fabrikant, sei, dass seine Verantwortliche für den Schmuckbereich, Susan Sagherian, bereits für H. Stern in Rio ein Projekt realisiert hat. Diese schwärmt denn auch vom virtuosen Umgang des Juweliers mit Farbsteinen, von den liebevollen Details und der innovativen Verarbeitung. «Klassik und Tradition werden auf moderne Art umgesetzt», sagt sie.

So glamourös, wie sich das Juwelierhaus H. Stern heute auf dem roten Teppich präsentiert, waren die Anfänge keineswegs. Hans Stern floh als 17-Jähriger 1939 vor den Nazis nach Brasilien. 1945 verkaufte er sein Akkordeon für 200 Dollar und bekam so das notwendige Startkapital für ein kleines Edelstein-Handelsbüro. Die Steine und später den Schmuck verkaufte er vor allem an Touristen. 1949 eröffnete Hans Stern sein erstes Geschäft am Pier in Rio de Janeiro, wo die Kreuzfahrtschiffe aus den Vereinigten Staaten anlegten. Kurze Zeit später folgte die Filiale im Hotel Quitandinha im nahe gelegenen Erholungsort Petropolis. Bald eröffnete Hans Stern in ganz Südamerika Niederlassungen. Mit einer cleveren Idee machte er zusätzlich Umsatz: einem Garantiezertifikat für die Steine, das vor allem männliche Käufer zum Kauf animierte.

Anfang der fünfziger Jahre führte Hans Stern die ersten Touristen durch seine Goldschmiedewerkstatt. Noch heute ist das Unternehmen die am vierthäufigsten besuchte Touristenattraktion von Rio de Janeiro. Jährlich bis zu 200 000 Besucher schauen sich Designer, Diamantschleifer und Goldschmiede bei der Arbeit an. Das mit 200 Dollar gegründete Unternehmen generiert heute gemäss Schätzung des «Time Magazine» pro Jahr 500 Millionen Umsatz. «Time» hat 1964 Hans Stern als «König der Diamanten und Farbedelsteine» betitelt – er machte in dieser Zeit vorab brasilianische Farbedelsteine wie Aquamarine, Topase oder Turmaline weltweit bekannt.

Der heute 84 Jahre alte Hans Stern und seine Frau Ruth, auch sie seinerzeit aus Deutschland geflüchtet, haben eine Musterfirma aufgebaut, die für brasilianische Verhältnisse gute Löhne bezahlt und vorbildliche Sozialleistungen bietet. So gibt es eine komplett ausgerüstete betriebseigene Arztpraxis und bezahlten Schwangerschaftsurlaub. 3200 Menschen arbeiten bei H. Stern, beinahe ausschliesslich Frauen – was in Brasilien eher eine Seltenheit ist. Benefizveranstaltungen und Sonderverkäufe werden durchgeführt, und die Gewinne fliessen in soziale Einrichtungen. Mehrmals im Jahr lädt H. Stern Schulklassen aus den Slums zu Führungen ein. Immer wieder bekommen dort aufwachsende Jugendliche vom Juwelierbetrieb eine Chance.

Das Familienunternehmen aus Rio ist etwas Besonderes in der Branche. Es entwirft und verkauft seine Schmuckstücke nicht nur, bei H. Stern werden sie auch selber gefertigt. Von den 3200 Angestellten sind 600 Schmuckhandwerker. Heute ist das Unternehmen in 21 Ländern präsent, in 12 davon mit 160 eigenen Verkaufsstellen und in den andern 9 durch Partnerverträge mit dort ansässigen Juwelieren.

Die Sterns haben vier Söhne: Roberto, Ronaldo, Ricardo und Rafael. Ronaldo Stern ist heute für das Nordamerika-Business verantwortlich. Roberto wurde vom Vater 1986 zuerst in der Poststelle beschäftigt. Später verdiente er sich im Verkauf die Sporen und führte kurz darauf eine kleine H.-Stern-Filiale. Schon fünf Jahre später, 1991, wurde er nach São Paulo geschickt, um das gesamte Brasilien-Geschäft zu übernehmen. Als Roberto zum 50-Jahr-Firmenjubiläum 1995 den Chefsessel übernahm, war die Lage nicht gerade rosig. Er veränderte viel, vor fünf Jahren auch das Logo: Altdeutsche Schnörkel mussten einem eleganten Schriftzug weichen, in dem das grosse S zur prägnanten Wellenlinie umgeformt wurde.

Erstmals wurden die Kollektionen gemäss Konzepten gefertigt: Es gab fortan passende Ohrringe, Halsketten und Armbänder zu kaufen – inspiriert von Künstlern und Designern wie der brasilianischen Mode- und Geschmacksgöttin Costanza Pascolato oder dem brasilianischen Musiker Carlinhos Brown. Roberto knüpfte damit an eine bewährte Strategie seines Vaters an. Hans Stern brachte in den achtziger Jahren die von Catherine Deneuve inspirierte Kollektion auf den Markt, ein Quantensprung in Sachen Prestige. Die Schmuckstücke mit den Initialen CD avancierten zum Must für stilbewusste Frauen.

Im Jahr 2001 delegierte Roberto Stern einen Teil seines Aufgabenbereichs an Richard Barczinski, der heute für die administrativen Belange zuständig ist. Auch Barczinski ist mit dem Familienbusiness bestens vertraut, wechselte er doch bereits 1980 als Computerexperte vom Ölriesen Exxon zum Schmuckunternehmen. Stern selber konzentriert sich als Creative Director auf die Weiterentwicklung des Brands.

Und mit was überrascht uns Roberto in Zukunft? «Ich lanciere in den nächsten Monaten eine Kollektion für Käuferinnen unter 30 Jahren. Die ist natürlich günstiger und folgt eher modischen Trends.» Geplant sind verspielte Teile mit Perlen, Edelsteinen, Lederbändern und kleinen Anhängern in Form von Symbolen aus den verschiedensten Kulturen. Die Drogengeschichte der Stilikone Kate Moss beschert dem Designer Kopfzerbrechen, ist Moss doch Aushängeschild des Hauses und ziert die derzeitige Kampagne. «Dieser Skandal ist wirklich Pech für uns, denn nicht überall ist man gegenüber Drogen so liberal eingestellt wie in Europa.» Nach einigen Bedenken wird die Werbung jedoch teilweise wieder geschaltet. An der Uhren- und Schmuckmesse Anfang April in Basel wird Stern erstmals die Kollektion der berühmten Modedesignerin Diane von Fürstenberg zeigen, auch sie eine Ikone. Ein neuer Coup des erfolgreichen Hauses.