Während der aktuelle französische Präsident François Hollande eine unprätentiöse Autovariante für repräsentative Zwecke nutzt, nämlich einen kompakten Citroen DS5 Hybrid-Wagen, bevorzugte der Nachkriegs-Regierungschef Charles de Gaulle mehr als zehn Jahre lang den deutschen Horch 830 BL. Dem Reiz deutscher Autos konnte sich der Franzose offenbar nicht entziehen. Oder er wollte mit der dem Wagen bewusst eine Aussage treffen.

Immerhin stammte seine Staatskarosse ursprünglich aus dem Fuhrpark von General Dietrich von Choltitz, dem letzten Stadtkommandanten des von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg besetzten Paris. Dass de Gaulle den ehemaligen Wagen eines deutschen Offiziers zu repräsentativen Zwecken nutzte, wirkte wie eine Demonstration der Überlegenheit. Erst zu seiner Präsidentschaft 1959 wechselte Charles de Gaulle pflichtbewusst zu französischen Fabrikaten.

Das schwarz-glänzende Gefährt

Herausgebracht wurde der erste Horch 830 von den Zwickauer Horchwerken im Jahre 1933 als Oberklasse-Wagen. Das schwarz-glänzende Gefährt, von dem 12’000 zivile Exemplare und weitere militärische Kübelvarianten gefertigt wurden, brachte fast zwei Tonnen auf die Waage. Unter der Motorhaube befand sich ein Acht-Zylinder-Motor mit drei Litern Hubraum. Die Höchstgeschwindigkeit des 78 PS starken Motors lag bei überschaubaren 115 Stundenkilometern. Umso höher war der Verbrauch, der bei fast 20 Liter auf 100 Kilometern lag.

Staatskarosse der 1940er

Verschiedene Varianten des Horch BL wurden bis 1940 gefertigt. Das «L» stand für «lang». Das Fahrgestell wurde für die Pullman-Limousine, das Pullman-Cabriolet und das viertürige Cabriolet verwendet. Neben der Flaggenhalterung und der feinen ledernen Innenausstattung, zeichnete sich das Fahrzeug durch eine Trennscheibe zwischen den vorderen und hinteren Sitzen aus.

Das elegante Fahrzeug wurde nicht nur von Charles de Gaulle geschätzt. In den 1930er und 1940er Jahren kam der Horch bei vielen Staatsmännern und Mitgliedern der NS-Führungsriege zum Einsatz. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Horch-Werke in Zwickau stark beschädigt. Die Produktion wurde vorerst eingestellt.

Horch und die Marke Audi

Auf der Marke Horch basiert im übrigen der heutige Audi-Konzern. Wegen Streitigkeiten mit dem Finanzvorstand verliess August Horch Anfang des 20. Jahrhunderts die nach ihm benannte Firma und gründete die «August Horch Automobilwerke GmbH». Er wurde gerichtlich gezwungen, einen anderen Namen für sein neues Unternehmen zu finden. Die Idee für den Namen «Audi» hatte ein Gymnasiast. Er übersetzte den Imperativ «Horch!» (von «aufhorchen») ins Lateinische – «audi» («höre»).

Ein Oberklassewagen wie der Horch ging nie wieder in Serie. Stattdessen wurden in den Zwickauer Werken zu Zeiten der DDR keine Luxusautos, sondern Trabanten produziert. Eine einzige Limousine unter dem Namen Horch wurde Jahre nach dem letzten Modell noch einmal gefertigt. 1953 bauten Mitarbeiter des Ingolstädter Auto-Union-Werkes basierend auf einer Karosserie eines Vorkriegsmodelles in Handarbeit ein Einzelstück. Es wurde dem damaligen Geschäftsführer Richard Bruhn zu Repräsentationszwecke übergeben. Es war der einzige jemals in Ingolstadt gefertigte Horch. Das berühmteste aller Horch-Modelle, der Wagen von Charles de Gaulle, ist heute im Audi Forum in Ingolstadt zu bewundern.

Dieser Artikel ist zuerst in unserer Schwester-Publikation «World's Luxury Guide» erschienen.

 
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