Was wir Gäste in Hotels zu finden hoffen, ist einem ständigen Wandel unterzogen. Dem Trend nach authentischen Erlebnissen und smarter Schlichtheit folgend, bekannten wir uns in den letzten Jahren zum Bodenständigen und misstrauten allem Extravaganten und Luxuriösen. Das Behagliche, das Solide zog uns an, und viele Reisende verfielen dem natürlichen Charme und der hemdsärmeligen Eleganz kleiner Boutiquehotels. Jetzt, da es uns bewusster geworden ist, wie und wo wir unser Geld ausgeben wollen, erwacht erneut die Sehnsucht nach Aussergewöhnlichem. Grandhotels mit klassischen Starqualitäten betören durch strahlenden Perfektionismus, Traumpaläste zwischen Abu Dhabi und Zermatt wecken verloren geglaubte Emotionen und bieten beste Voraussetzungen, damit man sich von der Gewöhnlichkeit dieser Welt erholen kann.

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Kein anderes Stadthotel in der Schweiz erfüllt derzeit die Erwartungen von zeitgemässer Grandhotelmagie besser als das Fairmont Le Montreux Palace. Der Belle-Epoque-Palast geniesst höchstes Ansehen bei führenden Schweizer Hoteliers, Reiseprofis, Tagungsveranstaltern und Hotelsachverständigen, auf deren Erfahrungen BILANZ das jährliche Rating abstützt (siehe «So wurde bewertet» unter 'Weitere Artikel').

Das im letzten Jahr komplett renovierte «Montreux Palace» hat nicht nur in Schönheit investiert, sondern auch in Mitarbeiter, die ihr Handwerk beherrschen. Die Réceptionistin spürt, wenn der Anreisende schnurstracks aufs Zimmer will und keine weitschweifigen Erklärungen wünscht. Der Restaurantchef weiss vom letzten Besuch her, dass der Gast auf Tomaten und Eier allergisch ist. Der Concierge bleibt auch bei einer komplizierten Flugumbuchung angenehm gelassen. Die Spa-Therapeutinnen haben die geschicktesten Hände am Genfersee. Nur das Frühstück ist durchschnittlich. Dafür ist der weitum beliebte Sonntagsbrunch in den prachtvollen Salons ein lukullisches und atmosphärisches Erlebnis, da man für einen Augenblick glaubt, noch den Geist Nabokovs zu spüren.

Westschweizer offensive. Der letztjährige Primus, das Beau-Rivage Palace (2) in Lausanne, überzeugt auch in diesem Jahr mit tadelloser Servicekultur und gelungenen Erneuerungen in den öffentlichen Hotelbereichen. Zuletzt etwa die gläserne Erweiterung der Jugendstil-Rotonde. Nach dem Afternoon Tea in der Lobby Lounge oder dem Dinner bei Anne-Sophie Pic läuft man entspannt zu den Zimmern, die allerdings eher enttäuschen. Viele erfüllen nicht mehr die hohen Erwartungen, die das Hotel weckt.

Mit einer Qualitätsoffensive in Service und Angebotsvielfalt schafft es das Genfer City-Resort La Réserve (3) erstmals in die Medaillenränge. «Ein Hotel, das in der Krise nicht zulegt, ist kein gutes Hotel», sagt Michel Reybier, der Besitzer. Sein Engagement ist auch in weiteren Luxusherbergen wie der «Réserve Ramatuelle» (siehe Tabelle «Die weltbesten Ferienhotels» rechts) zu bewundern, wo nichts, aber auch gar nichts Mittelmass ist.

Die drei erfolgreichsten Aufsteiger unter den Top Ten liegen alle in Genf. Neben der «Réserve» verbesserten sich das Mandarin Oriental du Rhône (5) und das Four Seasons des Bergues (9) um einige Ränge. Auch die positive Entwicklung des Lausanne Palace (11) und des Grand Hôtel du Lac (18) in Vevey sowie die hoch einsteigenden Neuzugänge President Wilson (19) in Genf, Suisse Majestic (25) in Montreux und Grand Hotel Kempinski Geneva (30) bestätigen deutlich die Spitzenposition der Genferseeregion.

Echte Gastgeber. Ein Grandhotel in dritter Generation zu führen, ist keine Wahl. Es ist eine Verpflichtung und eine interessante, herausfordernde Aufgabe. Andrea Scherz fand für sein Gstaad Palace einen eigenen Weg zwischen alpiner Tradition und erfrischend durchgedrehtem Esprit – und erobert dank einzigartigem Spa, vielfältiger Gastronomie und ausserordentlicher Grosszügigkeit gegenüber den Gästen den ersten Platz bei den Ferienhotels in der Schweiz zurück.

Scherz ist keiner dieser zahlenfixierten Schreibtischmanager, sondern eine auf stille Art mitreissende Gastgeberpersönlichkeit, die sowohl bei Gästen wie bei Mitarbeitern nachwirkt. Letztere überzeugt er regelmässig davon, dass jeder Tag neu und anders ist. Und vor allem wissen seine Leute, dass sie nicht nur Spezialisten an der Réception, im Service oder hinter den Kulissen sind; sie sind Teil eines Teams, welches das Hotel am Laufen hält.

Ein Teil vom Zauber des zweitplatzierten Castello del Sole in Ascona beruht darauf, dass alles mehr oder weniger so geblieben ist, wie es im Jahr zuvor war. Während viele Hotels versuchen, einander mit Trends und Gimmicks zu übertrumpfen, wird man hier nie Kondome in der Minibar finden und auch keine witzigen Zitate auf dem Kopfkissen. Das «Castello del Sole» steht über solchen Dingen. Bei aller Zurückhaltung, was Veränderungen betrifft, wird das Leistungsspektrum doch jede Saison punktuell ausgebaut. Heuer etwa bietet das Halbpensionsrestaurant eine breitere kulinarische Palette und eine attraktive vegetarische Spezialkarte.

Das ebenfalls in Ascona gelegene Eden Roc stieg in der Wertung um sieben Ränge und landet auf dem vierten Platz. «Der Service steht an erster Stelle», sagt Jens Wycisk, der Hoteldirektor, und beweist, dass im Nobelhotel nicht nur viel investiertes Geld steckt, sondern auch Herzblut. Weitere Vorzüge sind: die spektakuläre Uferlage am Lago Maggiore, die vier Restaurants und das im Frühjahr hinzugekommene Spa. Das farbige Design trifft nicht jedermanns Geschmack, zeigt allerdings, dass Luxus durchaus Experimentierfreude verträgt.

Das Zermatter Riffelalp Resort behauptet sich auf dem dritten, das Suvretta House in St.  Moritz auf dem fünften Platz. Im Aufwind sind die Engadiner Bastionen Kulm Hotel St. Moritz (6), Grand Hotel Kronenhof (9), Badrutt’s Palace (11), Carlton Hotel (16) und Kempinski Grand Hôtel des Bains (21). Besondere Anerkennung verdient der «Kronenhof» mit den schönsten Blumendekorationen im Land und der besten Guest History: Wer einmal einen Luftbefeuchter ins Zimmer bestellt, wird in Zukunft ungefragt immer einen vorfinden.

Auch das Grand Resort Bad Ragaz (7) bietet beste Voraussetzungen für erholsame Tage. Man kann sich darüber ärgern, dass dem Gast bei sehr hohen Zimmerpreisen 17 Franken für den Abholservice vom Bahnhof Bad Ragaz berechnet werden und auch der Wi-Fi-Empfang extra kostet. Man kann den Elektrosmog und die zu kleinen Schlafzimmer in den ansonsten grossen Tower-Suiten bemängeln. Doch das qualitativ hoch stehende Angebot zur aktiven und passiven Entspannung und der liebevolle Perfektionismus des Hotelteams machen das wieder wett.

Wenig Identität stiftet das im letzten Sommer wiedereröffnete Le Mirador Kempinski (25) bei Vevey. Die Innenarchitektur ist völlig austauschbar, abgesehen von der sagenhaften Aussicht könnte man sich irgendwo auf der Welt befinden. Anderen Neuzugängen wie dem Cervo (26) in Zermatt, dem Guarda Golf (33) in Crans-Montana und dem Chalet d’Adrien (41) in Verbier gelingt es, regionale Verwurzelung und internationale Ausrichtung zu verbinden. Der Gast erlebt mit allen Sinnen, wo er ist – nicht zuletzt kulinarisch.

Die grössten Sprünge nach vorne machen das Vieux Manoir (12) am Murtensee, das Paradies (15) in Ftan und Le Crans (19) in Crans-Montana. Allen drei Landhaushotels gelingt es, entspannte Gemütlichkeit mit High-End-Charakter zu schaffen. Insbesondere das sanft renovierte «Vieux Manoir» vermittelt das Gefühl, dass jeder Winkel des parkumgebenen Anwesens eine Geschichte zu erzählen weiss. Überdies muss sich der Gast nicht dem Hotelrhythmus anpassen, sondern ist frei, dann zu frühstücken, zu schwimmen oder zu dinieren, wenn er es wünscht – Improvisation zugunsten des Gastes macht hier niemanden nervös. Der unterschwellige Luxus, den Hoteldirektor Daniel J.  Ziegler anscheinend mühelos hinbekommt, ist einzigartig in der Schweiz.

Authentische Stadtoasen. Das Four Seasons Hotel Firenze führt erneut die Liste der weltbesten Stadthotels an. Von aussen kaum als Hotel erkennbar, tut sich hinter dem massiven Holzportal eine Welt auf, in der die blühende Medici-Vergangenheit aufs Luxuriöseste lebendig wird. Wer Inspiration in der Natur sucht, findet sie im vier Hektar grossen Park wieder. Zum authentischen Florenz-Erlebnis tragen auch die mehrheitlich einheimischen Mitarbeitenden bei, die sich souverän und charmant über manch übertriebenen Service-Standard der kanadischen Hotelgruppe hinwegsetzen.

Manche Städte verfügen über mehr stilbildende Hotels als andere. In diesem Jahr stechen fünf Städte heraus. Jede ist mit fünf oder mehr Hotels in den Top-100-Charts vertreten, und zusammen machen sie ein Drittel der City-Bestenliste aus. New York glänzt mit 12 Hotels, gefolgt von London mit 8 sowie Paris, Shanghai und Tokio mit jeweils 5. Mit weniger Häusern als im Vorjahr vertreten sind Los Angeles, Miami und Dubai (jeweils 4) sowie die einstigen Spitzenreiter Hongkong und Bangkok (je 2).

In Manhattan geben derzeit die beiden Glamourhotels Mandarin Oriental New York (2) und Four Seasons New York (5) den Ton an, doch begeistert hier ebenfalls die Independent-Hotelszene: Smarte Häuser wie The Mercer (11), Crosby Street Hotel (25), The Lowell (28) und The Greenwich Hotel (30) lassen das Herz von manch verwöhntem Reisenden höher schlagen.

Nachdem Shanghai ungezählte Businesshotels im globalisierten Einheitslook hochgezogen hat, überrascht Chinas aufregendste Stadt in jüngster Zeit mit bemerkenswert eigenständigen Hotels wie The PuLi (22) und The Langham Yangtze Boutique (26), die zwar internationales Niveau, doch gleichzeitig flirrendes Shanghai-Flair haben. In der 18-Millionen-Metropole ist das eindrücklichste der insgesamt 35 Fünfsternehotels das Park Hyatt Shanghai (17). Von knapp 500 Metern Höhe kann man abends das endlose Beleuchtungstheater bestaunen und sich darüber klar werden, was Luxushotels sind: sichere Häfen im Ozean der Wirklichkeit.

Das spektakulärste Revival in diesem Jahr ist – nach vierjähriger Renovierung – der Hoteldiva La Mamounia (7) in Marrakesch gelungen. Hier wurde das Beste aus den zwanziger Jahren in etwas berauschend Neues übergeführt. Der üppige Hotelpark, das Spa, der von Innenarchitekt Jacques Garcia perfekt inszenierte Vintage-Chic und die überaus gut geschulten Mitarbeiter versetzen die Gäste in eine unvergleichliche eigene Welt.

Und genau darum geht es: «Living Legends» wie The Peninsula Hong Kong (4), Mandarin Oriental Bangkok (9), Le Meurice (10) in Paris, Ciragan Palace Kempinski (13) in Istanbul, Adlon Kempinski (15) in Berlin und Brown’s Hotel (16) in London zählen vor allem darum zu den Weltbesten, weil sie tempelartige Oasen inmitten der City sind und dabei das Lebensgefühl ihrer Stadt so vital verkörpern, dass sich auch jüngere Grossstadtmenschen zu Hause fühlen. Bei allen Superlativen vergisst man niemals, dass man sich in Hongkong, Bangkok oder Istanbul befindet. Ausserdem ist in diesen Häusern stets das Commitment der Hoteliers zu spüren. Irgendwie schaffen es alle, dass sich jeder Gast vollkommen entspannt und zugleich ernst genommen fühlt.

Luxuriöse Naturerlebnisse. Bei der Southern Ocean Lodge, der neuen Nummer eins unter den weltbesten Ferienhotels, fällt als Erstes auf, wie gemütlich es selbst bei Sauwetter an einem so entlegenen Orte wie der südaustralischen Kangaroo Island ist. Wer einmal hier ankommt, will nirgends mehr hin. Innenräume und Natur gehen nahtlos ineinander über, die ökologisch nachhaltig konzipierte Architektur stellt ästhetische Gelassenheit her. Wohltuend bei der schnörkellosen Einrichtung ist der Verzicht auf die sattsam bekannten Designklassiker. Stattdessen: handgefertigte Möbel aus einheimischen Materialien, die man anfassen will. Jeder Gast begreift sofort, dass er hier von bedachtsam ausgewählten Materialien umgeben ist, von Dingen, die eine Geschichte erzählen. Die 21 Suiten sind durch ein paar Treppenstufen in einen Wohn- und einen Schlafbereich unterteilt, von allen Räumen blickt man aufs Meer. Die Natur ist auch Leitmotiv in Restaurant und Spa: organische Produkte aus der Region, wenn immer möglich dem «Kilometer Zero»-Konzept folgend.

Und auf welche Gäste trifft man? Auf verwöhnte Individualisten, die Erlebnisse der Superlative suchen. Hier wandern sie über den Klippen, surfen, picknicken mit Koalas und Kängurus, begleiten den Ranger bei kostenlosen Wildlife-Ausflügen im «Zoo ohne Zäune» und bedienen sich im Weinkeller (alle australischen Weine sind im Zimmerpreis inbegriffen). Manche Gäste bleiben tagelang auf ihrem Zimmer und lassen die Magie des Ortes auf sich wirken. Roomservice aus der Gourmetküche. Do not disturb. Der Service ist beispiellos in seiner Spontaneität, mit einem sicheren Gespür für die Anforderungen des Moments.

Auch das zweitplatzierte Schloss Elmau Spa & Cultural Hideaway in Oberbayern huldigt dem Luxus von Weite und Sinnlichkeit. Neben dem vielfältigen Spa-, Kultur- und Freizeitangebot und dem gastbewussten Hotelteam fasziniert hier die jederzeit fühl- und erlebbare Naturnähe. Jeder Gast findet sein ganz individuelles Lieblingsplätzchen – ohne die in anderen Hotels übliche Einschränkung, sich nur dorthin setzen zu dürfen, wo es der Architekt vorgesehen hat. Mehrmals täglich lassen sich die Welten wechseln, es gibt immer wieder Neues zu entdecken, und das gilt drinnen wie draussen. «Schloss Elmau ist für viele eine Art Homeland geworden», weiss Dietmar Müller-Elmau, der viel gereiste Hausherr, «sie kommen jedes Jahr zum Entspannen und treffen auf alte und neue Bekannte.»

Moderne Klassiker. Gleich zwei markante Aufsteiger liegen an der Côte d’Azur. Sie stehen für sehr unterschiedliche Interpretationen von Luxus im 21.  Jahrhundert. La Réserve Ramatuelle (5) bei Saint-Tropez verzichtet auf alles Überflüssige, nicht aber auf luftig-elegante Architektur und die hohe Kunst der Dienstleistung. Die kräftig gelüftete und geliftete Schönheit Grand-Hôtel du Cap-Ferrat funktioniert heute genauso gut wie vor hundert Jahren, als die goldene Küste ihre erste touristische Invasion erlebte.

Die besten Newcomer sind das Four Seasons Resort in Landaa Giraavaru auf den Malediven (23), ein Musterbeispiel für grünen Luxus, und das Delaire Graff Estate (25) in den Rebhängen ob Stellenbosch; Südafrikas spektakulärstem Hotel gelang es, maskulinen Minimalismus mit hochkarätiger Kunst und opulenten femininen Details zu brechen.

Dass sich moderne Klassiker wie La Residencia (7) auf Mallorca, Amanpuri in Phuket (8), Auberge du Soleil (10) in Napa Valley, Le Prince Maurice (11) auf Mauritius, Soneva Fushi (12) auf den Malediven und Lémuria Resort of Praslin (14) auf den Seychellen auf den vordersten Rängen halten, dass sie die erbarmungslose Konkurrenz durch immer neue Investoren-Resorts hinter sich lassen, liegt an der passionierten Führung. Wenn Hotelteams so offensichtlich Vergnügen haben, dann kann es den Gästen nicht anders ergehen.