Hier sass schon Hermann Hesse, sein Blick schweifte durch die hohen Bogenfenster bis ans andere Ufer, blieb dort vielleicht eine Weile lang am Münster oder an der ältesten Universität der Schweiz hängen und folgte dem Wasserfluss. Hesse überlegte, nagte ein bisschen am Bleistift und schrieb über die Nöte seines Steppenwolfs.

Der Speisesaal des «Krafft» ist heute noch ein Ort der Inspiration. Denn er bleibt, eine lobenswerte Seltenheit in der Schweiz, ganz sich selbst. Keine Kunst stört die weisse Grosszügigkeit oder die hohen Bogenfenster. Der Blick fällt ungehindert auf das Wasser des Rheins und auf die Häuserzeilen des bürgerlichen Basel gegenüber. Die Tische – sorgfältig weiss gedeckt und abends im Glanz des Kerzenlichts schimmernd – sind weitläufig verteilt, die Höhe des Raumes betont diese Luftigkeit zusätzlich. Trotz der puristischen Inneneinrichtung wirkt der Raum nicht kalt wie Schnee, sondern strahlt die einladende Wärme weisser Sonnenstrahlen aus – und garantiert die nötige Diskretion, um auch einmal Privates in der Öffentlichkeit besprechen zu können.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Franz-Xaver Leonhardt hat den klassizistischen Bau aus dem Jahr 1872 vor gut drei Jahren in Pacht übernommen und ihn mit viel Gespür für dessen Geschichte renoviert, glücklicherweise ohne mit dem modernen Komfort die Seele des Hauses zu vertreiben. Ob auf der Terrasse, in der Bar oder im Speisesaal, es sind die kleinen Details, die den Charme des «Krafft» ausmachen. Sorgfältig ausgewählte, eigenständige Objekte wie etwa die Leuchter im Speisesaal oder der Boden am stillen Örtchen (unbedingt besichtigen!) verleihen dem alten Haus seinen Charakter.

Diese Sorgfalt gegenüber der eigenen Umgebung ist auf der Karte ebenfalls allgegenwärtig: Nicht ferne, exotische Zutaten spielen die Hauptrolle bei den Gerichten, die unter Andi Steiners Ägide entstehen, sondern Feines aus der Region. So stammt die Büffelmozzarella, die als Vorspeise mit einem roten und einem grünen Pesto serviert wird, nicht etwa aus Italien, sondern aus Schangnau im Emmental. Die Forelle, bereits zum Klassiker erhoben und in der Papillotte serviert, ist zwar nicht im Rhein geschwommen, sondern im Zeiniger-Zuchtbecken im nahen Fricktal. Und wird einmal ein bisschen weiter gereist, dann kehrt man nicht mit den gängigen kulinarischen Klischees zurück, sondern sucht dort – etwa in Italien – das Spezielle. Der Lardo di Colonato, weisser, dünn geschnittener Speck, begleitet die Kartoffelsuppe mit Sauerampfer. An die Nachbarn wird mit einem Elsässer Kaninchenstötzli erinnert und daran, dass draussen der Frühling Einzug hält, mit frischen Biospaghetti mit Bärlauchpesto und Ricotta.

Auf der Weinkarte finden sich – ganz im Sinne des Konzeptes – keine Namen aus Übersee. Wer die Augen der Walliser Kellnerin zum Strahlen bringen will, bestellt eine Flasche Cayas von J.R. Germanier. Ein kraftvoller und erdiger Rotwein, der gut zu Steiners Kochkünsten passt und mit 74 Franken auf eine sympathische Art zu Buche schlägt.

Hotel Restaurant Krafft
Franz-Xaver Leonhardt, Andi Steiner, Rheingasse 12, 4058 Basel, Telefon 061 690 91 30, www.hotelkrafft.ch, Vorspeisen 13 bis 20 Franken, Hauptspeisen 34 bis 45 Franken, Weine ab 42 Franken pro Flasche, Hotelzimmer 145 bis 290 Franken.