Eschikofen, ein schmales Dorf zwischen Weinfelden und Frauenfeld. Direkt an der Strasse das Restaurant Thurtal. Stünde da nicht eine mächtige Linde, würde man glatt vorbeifahren. Und wirkte im stattlichen Riegelbau nicht die vom «Gault Millau» zur Köchin des Jahres 2006 gekrönte Tanja Grandits, würde sich ein Besuch wohl auch kaum aufdrängen. Doch so lohnt das «Thurtal» den einschlägig bekannten Umweg.

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Die Gaststube in warmen Pastellfarben gestattet überraschenden Einblick in die Küche, wo ein flinkes Team beinahe lautlos an der Arbeit ist. Keine Frage: Man ist gut aufeinander eingespielt. Das Bild einer kleinen Familie taucht auf. Tanja Grandits bestätigt den Eindruck der familiären Atmosphäre, wenn sie beseelt von ihrer Crew erzählt. Der Kern besteht aus einem Trio: aus ihr, Stefan Pfanzelt, dem Herrn im Service und Hüter des Weinkellers, und René Graf, Tanjas Partner am Herd wie im Leben. Die drei kennen sich schon seit ewig. Stefan und Tanja von der Lehrstelle her in der erstklassigen «Traube» in Tonbach. Stefan stiess im feinen Château de Montcaud in Avignon dazu. Immer wieder brachte das Schicksal die drei zusammen, zuletzt in der «Krone» in Gottlieben, bis der Entschluss reifte, sich gemeinsam selbständig zu machen. Im Januar 2001 pachteten die drei das frei gewordene Hotel-Restaurant Thurtal.

Der Blick in die mit schwungvoller Schrift verfasste Speisekarte – fünf Vorspeisen, zwei Fisch- und zwei Fleischgänge, intelligent auf die Kapazitäten von Küche und Service zugeschnitten – offenbart sofort die Richtung der kulinarischen Reise. Uns erwartet die Vermählung der mediterranen mit der asiatischen Küche. Crossover nennt sich das neudeutsch. Tanja Grandits zieht es vor, von einer bunten, fröhlichen Weltküche zu sprechen.
Fehl geht, wer bei der zierlichen Frau – ihr Aussehen könnte die Vermutung stützen – von einem fernöstlichen Hintergrund ausgeht. Grandits stammt aus der Nähe von Tübingen. Ihre Mutter verwöhnte die Familie mit bodenständig schwäbischer Hausmannskost. Die Liebe für exotische Gewürze und Kräuter wurde bei ihren Auslandaufenthalten geweckt, allen voran im Hotel Claridge’s in London, und durch ihre umfangreiche Kochbuchsammlung. Hinzu kommt ein angeborenes Talent für das subtile, harmonische Zusammenfügen von Komplementärem. Die zwei Semester Chemiestudium vor der Kochlehre waren da ganz offensichtlich nicht für die Katz.

Unser Menu beginnt mit einem Jakobsmuschel-Tataki und fein geschnittenem Spargelsalat, denen Minze und ein Kokos-Chutney unaufdringliche Würze bescheren. Das Kohlrabi-Gorgonzola-Süppchen wird von einem haselnussbespickten Kaninchenspiesschen begleitet und führt in vertrautere Geschmacksgefilde zurück. Das Seeteufelmedaillon auf einer Erbsenbrandade und Madrascurry schmeckt wie aus Tausendundeiner Nacht. Der schmackhafte Fleischgang ist Grafs Beitrag: Das Kalbsfilet mit knusprigem Griess-Strudel, Lavendeltomaten und eingemachten Zitronen holt uns heim nach Südfrankreich – bevor die abwechslungsreiche Reise auf einer namenlosen Insel mit einem fabelhaften Schokoladen-Ingwer-Cheesecake mit Thaimango und Rooibos-Mangosorbet endet.

Nach dem spannenden Mittagessen kehrt die kleine Emma in Begleitung der Grossmutter von ihrer Spaziertour zurück. Emmas Geburt fiel praktisch mit Tanjas Ernennung zur «Köchin des Jahres» zusammen. Das kleine Mädchen macht nun das im «Thurtal» virulente Familienglück auch gegen aussen sichtbar.

Hotel-Restaurant Thurtal
Stefan Pfanzelt, René Graf, Tanja Grandits, 8553 Eschikofen TG,
Tel. 052 763 17 54, www.thurtal.ch, mittwochs und donnerstags geschlossen, Mittagsmenus 22 bis 39 Franken, Degustationsmenu 98 Franken, 4 Gästezimmer, 16 «Gault Millau»-Punkte.