Einen langen Weg haben die beiden Löwen hinter sich. 1819 kommen sie, fertig skulptiert, aus dem italienischen Carrara und nehmen ihren Platz ein vor dem klassizistischen Portal des Palais der Fürstin Kleopatra Lobanova-Rostowskaja in St. Petersburg. Sie sind ein Geschenk ihres Gatten. Zar Alexander I. missfällt der hässliche Platz vor der Isaak-Kathedrale. Ein befreundeter Graf kauft kurzerhand das 5400 Quadratmeter grosse Gelände. Den berühmten französischen Architekten Auguste de Montferrand, der auch die Isaak-Kathedrale entwarf, beauftragt er, im selben Stil, aber auf dreieckigem Grundriss ein Palais zu entwerfen als würdigen Rahmen zur Kirche – um dem Zar eine Freude zu bereiten. Die noble Adresse wird gesellschaftlicher Mittelpunkt mit rauschenden Festen.

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Es scheint, wir sind zu früh. Ausser uns ist niemand im grossen, hohen Foyer. Keine der Damen in illustren, weit schwingenden Roben schwebt graziös die breite Marmortreppe zum Ballsaal hinauf, keiner der Herren in eleganter Paradeuniform. Doch nein, wir sind genau richtig. Denn erst seit letztem Jahr ist es möglich, diese Vision vergangener Zeiten zu erleben. Sie kommt unwillkürlich jedem Gast, der zum ersten Mal zwischen den zwei Marmorlöwen und den Granitsäulen hinaufschreitet und durch die von zwei Portiers geöffnete Flügeltür die weite, hohe Halle des «Four Seasons Lion Palace St. Petersburg» betritt. Schon eilt einer der Concierges zur Begrüssung herbei. Es ist die Nobelherberge der Stadt. In der Zeit der Sowjetunion völlig ruiniert, wurde das Gebäude in über zehnjähriger Arbeit originalgetreu restauriert und behutsam zum Luxushotel umgestaltet. Nun ist es mit originalen goldgelben Fassaden auferstanden wie ein Phönix aus der Asche.

Die 177 Zimmer und Suiten sind 36 bis 203 Quadratmeter gross. In der Belle Etage über dem repräsentativen Eingang mit den Marmorlöwen liegt die Lobanov Presidential Suite mit Blick auf den Park mit dem «Ehernen Reiter», das Denkmal Zar Peter des Grossen, und die Admiralität mit der vergoldeten Turmspitze. Das war sicher auch vor 200 Jahren das teuerste Appartement. Die Veranda zwischen acht Granitsäulen und einem Esstisch für zehn Personen kann durch die Fussbodenheizung heute sogar im Winter genutzt werden.

Sehenswürdigkeiten in Gehdistanz

Ein Genuss ist das Frühstück im eleganten Ambiente der durch Pflanzen unterteilten Tea Lounge im «Four Seasons Lion Palace St. Petersburg». Im intimen italienischen Restaurant Percorso sieht der Gast hinter einer Glasperlen-Wand Köche bei ihrer Kunst. Das japanische Restaurant Sintoho bietet erlesene fernöstliche Gaumenreize. Elegant im russischen Stil Zar Alexanders ist die aus zwei Räumen bestehende Xander Bar, in einem darf geraucht werden. Bei der Wodkaverkostung erklärt Sommelier Michael Kutschin, dass Getränk und Gläser eisgekühlt sein müssen. Erst dann komme der Geschmack des Wässerchens, wie Wodka übersetzt heisst, zur Geltung. «Wodka ist Teil unserer Kultur und gehört zu jedem Fest, zu jeder Ansprache – und nie ohne Trinkspruch.» Ebenso ein Gourmeterlebnis ist die Kaviarverkostung.

Zentraler könnte das Palais auch heute nicht liegen. Um die Hausecke erhebt sich die innen atemberaubend schöne Isaak-Kathedrale unter goldener Kuppel, die sich unbedingt zu erklimmen lohnt. In fünf Fussminuten ist die Eremitage zu erreichen, in sieben Minuten durch den Park mit dem «Ehernen Reiter» am Ufer der Njewa die 407 Meter lange Frontseite der Admiralität mit vergoldeter Turmspitze und goldener Fregatte als Windfahne. Oder zum berühmten Michailowski-Theater sind es nur zehn Fussminuten. Der Concierge besorgt gern Karten für ein Ballett oder ein Schauspiel, auf Wunsch mit einem Backstage-Ereignis vor der Aufführung. Ebenso brauchen Gäste des Hotels sich beim Besuch der Eremitage nicht in die endlos lange Warteschlange einzureihen. Sie bekommen eine VIP-Karte für den Sondereingang.

Mit dem Taxi geht es zum 25 Kilometer entfernten Ort Puschkin zum Katharinen-Palast. Mit vergoldeten Zwiebeltürmchen bekrönt ist die Kirche. Unfassbare 300 Meter lang erstreckt sich die blau-weisse Barockfassade. Staunend durchwandern wir die riesigen mit Spiegeln, Gold, Stuck und Deckenmalereien verzierten Säle. Höhepunkt ist das Bernsteinzimmer. In 20-jähriger Puzzle-Arbeit schufen 30 Restauratoren nach alten Fotos aus etwa einer halben Million Bernsteinstückchen diese Rekonstruktion. Wir dürfen danach einen Blick in die Bernsteinwerkstatt werfen. Eine Reise mit Windrose de Luxe für zwei Personen macht auch das möglich. Immer noch wird hier eifrig Ostseegold geschliffen. St. Petersburg ist seit je die Stadt der Künstler und Literaten.

Die Recherche wurde unterstützt von Windrose de Luxe und Four Seasons.