Hinter dem Chardonnay ist heute der Sauvignon blanc weltweit die am zweitmeisten angebaute weisse Rebsorte. 2010 lag die Anbaufläche bei rund 110'000 Hektaren, was einer Zunahme von 70 Prozent seit dem Jahr 2000 entspricht. Ein gutes Viertel entfällt dabei auf Frankreich, das Heimatland des Sauvignon blanc.

Wo genau in Frankreich seine Ursprünge liegen, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Immerhin haben neuere DNA-Analysen ergeben, dass der Sauvignon blanc mit dem Cabernet Sauvignon verwandt ist und als Zufallskreuzung von Traminer und Chenin blanc entstanden ist, vermutlich im Bordelais, wo er erstmals im 18. Jahrhundert schriftlich erwähnt wird.

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Die berühmtesten Süssweine Frankreichs

Auch wenn der Sauvignon blanc im Bordelais zu den klassischen Rebsorten gehört, tritt er dort nie reinsortig, sondern in Verbindung mit Sémillon in Erscheinung. Das ergibt in der trockenen Variante die weissen Graves-Weine, in der edelsüssen Spielform dagegen die berühmtesten Süssweine Frankreichs, die Sauternes, in denen der Sauvignon blanc aber nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Seinen schönsten Ausdruck findet der reinsortige Sauvignon blanc wohl am Oberlauf der Loire, in den Anbaugebieten Sancerre und Pouilly-Fumé. Auch wenn er dort erst nach der Reblausplage gegen Ende des 19. Jahrhunderts Fuss fasste und zur dominierenden Rebsorte avancierte, verkörpern die terroirgeprägten, knackigen Sauvignon-blanc-Gewächse der Appellationen Sancerre und Pouilly-Fumé den französischen Referenzstil, an dem sich weltweit viele Qualitätsproduzenten orientieren.

Reinsortige Weine finden Anklang

Da reinsortige Sauvignon-blanc-Weine mit ihrem leicht zugänglichen, aromatisch-fruchtigen Charakter auch bei Weinkonsumenten ohne Weinwissen auf Anhieb Anklang finden, erlebt die Sorte seit den 1980er-Jahren weltweit eine Boomphase, die sich in der Zunahme der Rebfläche widerspiegelt.

Es gibt heute auf dem ganzen Globus kein Weinland mehr, wo nicht auch Sauvignon blanc angebaut und reinsortig oder mit anderen Sorten assembliert abgefüllt wird. Dabei hat sich neben der klassischen Loire-Stilistik eine allgemein mit dem Adjektiv «international» bezeichnete Stilvariante von gefälligen, hocharomatischen Weinen etabliert, die wegen ihrer expressiven Frucht- und Kräuterwürze von Spöttern als «Fruchtsaft mit Alkohol» abgetan werden.

Spielformen ohne Ende

Zwischen dem klassischen, terroirgeprägten und dem internationalen, modernen Stil gibt es verschiedene, mitunter auch eigenständige Spielformen. Ein Beispiel dafür ist das Südtirol. Im einst von Rotweinsorten dominierten Weinbaugebiet sind heute 60 Prozent der Rebfläche mit weissen Varietäten bestockt. Dazu gehört auch der Sauvignon blanc, der im Südtirol zwar schon seit Ende des 19. Jahrhunderts angebaut, aber erst seit 1957 reinsortig abgefüllt wird.

Der weltweite Sauvignon-blanc-Boom hat auch vor dem Südtirol nicht haltgemacht: Die Anbaufläche hat sich in den letzten zwanzig Jahren vervielfacht: Von 72 Hektaren 1996 auf nunmehr 381 Hektaren. Eine Vergleichsverkostung von verschiedenen Sauvignon-blanc-Gewächsen hat gezeigt, dass es sowohl den klassischen wie auch den internationalen Stiltyp gibt. Doch es ist unübersehbar, dass die stilistische Tendenz heute eher in eine Richtung geht, die man als expressive Klassik bezeichnen könnte: Fruchtige Aromen von gelben Früchten (Aprikosen, Passionsfrucht, Zitrusfrüchte) vermischen sich mit Noten von Stachelbeeren, Holunderblüten und Brennnesseln zu einem harmonisch-stoffigen, von einem soliden Säuregerüst gestützten Ganzen.

Hans Terzer, einer der Qualitätspioniere im Südtirol und seit 1977 Kellermeister der Kellerei St. Michael in Eppan, bestätigt dies: «Die Stilistik der Südtiroler Sauvignon blancs hat sich in den letzten zwanzig Jahren geändert. Statt vordergründiger Expressivität und Duftigkeit sucht man heute eher die Komplexität und den Finessenreichtum. Was bei einem Wein letztlich zählt, ist, dass er auch im Gaumen schmeckt und dass man ihn gerne zum Essen trinkt.»

Empfehlenswerte Südtiroler Sauvignon blancs:
«Winkl», Kellerei Terlan, «Quarz», Kellerei Terlan, «Lahn», Kellerei St. Michael (Eppan), «St. Valentin», Kellerei St. Michael (Eppan), «Lieben Aich», Manincor, «Lafoa», Kellerei Schreckbichl (Girlan), «Mervin», Kellerei Meran, «Mock», Kellerei Bozen

Alle Weine sind bei www.weinvogel.ch erhältlich.