Ivo Bischofberger (CVP/AI) wird zu Beginn der Wintersession voraussichtlich zum Vorsitzenden der kleinen Kammer gewählt. Der 58-jährige Historiker ist erst der dritte Ständeratspräsident aus Appenzell Innerrhoden. Ein Besuch beim Berufspolitiker an seinem Wohnort in Oberegg.

Ivo Bischofberger liegt viel daran, dass der Skilift im Dorf bleibt. Oberegg, auf knapp 900 Meter über Meer gelegen, ist aber alles andere als schneesicher. Vom heftigen Schneefall am frühen Morgen ist an diesem Novembertag schon fast nichts mehr zu sehen. Die Zukunft des kleinen Skilifts im Innerrhoder Dorf mit knapp 1900 Einwohnern sei gesichert, auch wenn in der letzten Saison nur elf Betriebstage gezählt worden seien, sagt Bischofberger.

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Eine Exklave von Innerrhoden

Vor kurzem gab er - nach 24 Jahren im Verwaltungsrat - sein Amt als VR-Präsident der Skilift Oberegg-St. Anton AG ab. Dem Skiclub Oberegg bleibt er verbunden. «Ich bin stark verankert im Bezirk», sagt er. Das kommt nicht von ungefähr. Der Vater von Ivo Bischofberger war 40 Jahre lang Bezirksschreiber in Oberegg.

Die Innerrhoder Gemeinde weist einige Besonderheiten auf. Sie ist vollständig von den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen umschlossen und bildet damit eine Exklave von Innerrhoden - das so genannte äussere Land.

Atypischer Weg

Im Innerrhoder Grossen Rat hat der Bezirk Oberegg Anspruch auf sechs der 50 Sitze. «Mein Weg ist atypisch», sagt Bischofberger. Statt über ein Exekutivamt in Bezirk und im Kanton kam er über die Judikative zur Politik. 16 Jahre präsidierte er das Innerrhoder Kantonsgericht.

Innerhalb der CVP sieht er sich «klar rechts von der Mitte». Bischofberger bezeichnet sich selber als wertkonservativ. Ihm gehe es nicht um Parteidoktrin. «Ich bin von der Landsgemeinde geprägt. Ich stelle die Sache ins Zentrum», sagt er. Für ihn sei auch immer klar gewesen, dass er auf Bundesebene nur im Ständerat politisieren wollte. «Ich schätze die Debattenkultur in der kleinen Kammer.»

Von der Landsgemeinde wurde Ivo Bischofberger im letzten Jahr ohne Gegenkandidat für eine dritte Amtsdauer als Ständerat gewählt. Am letzten Sonntag im April, ein halbes Jahr vor seinen Ratskollegen. Bei seiner Wiederwahl stand er im Ring mitten unter den Wahlberechtigten.

«Klein aber wertvoll»

Das Rampenlicht wie sein Vorgänger Carlo Schmid sucht Bischofberger nicht. «Ich will in Bern meine eigenen Spuren hinterlassen», sagt er. Seriöses und konstruktives Arbeiten liegt dem stillen Schaffer, der von 2001 bis 2012 Rektor des Gymnasiums von Appenzell war.

Er habe in den letzten neun Jahren zwar nur 15 Vorstösse eingereicht, aber dafür alle durchgebracht. Von Beginn weg gehörte er vier Kommissionen an. Seit 2012 ist Bischofberger Berufspolitiker und verbringt durchschnittlich zwei bis drei Tage pro Woche in Bern. «Die Grenzen des Milizparlaments sind erreicht», sagt er dazu.

Die politische Arbeit nage an der Gesundheit. Er schätze es immer sehr, heimzukommen in seine Oase, sagt Bischofberger und lässt den Blick über die weiten Hügel schweifen. «Klein aber wertvoll» mit diesem Motto politisiere er als Vertreter von Appenzell Innerrhoden in Bern. Im eigenen Kanton sucht er oft den Kontakt zur Bevölkerung und zu den Jungen. Sie möchte der Pädagoge für die Politik begeistern.

Kein Schattenaussenminister

Er selber ist nach dem Studium in Zürich und Konstanz wieder nach Oberegg zurückgekehrt. Auch als Ständeratspräsident will er keine grossen Reisen unternehmen. «Ich werde kein Schattenaussenminister sein», so Bischofberger. Statt etwa in China über das Freihandelsabkommen zu diskutieren, fahre er lieber nach Baden-Württemberg, um über die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Ostschweiz zu reden. Er sieht sich als Türöffner. «Meine Arbeit muss nachhaltig sein», sagt er.

Innerhalb der kleinen Kammer wolle er sich dafür einsetzen, dass die Disziplin nicht verloren geht. Durch die Polarisierung in der Politik seien Vorlagen wie die Masseneinwanderungs-Initiative oder zur Altersvorsorge emotionalisiert worden. Ideologische Grabenkämpfe hätten im Ständerat aber keinen Platz, sagt er. «Wir müssen die Relation unserer Arbeit im Auge behalten», warnt der Historiker vor falsch verstandenem Geschichtsverständnis. Nichts sei in Stein gemeisselt.

(sda/ccr)