Die Strassen sind überfüllt, der Verkehr stockt und in den Zügen wird um Sitzplätze gekämpft: Für viele Menschen in der Schweiz ist der tägliche Weg zur Arbeit der Stresstest schlechthin. 3,6 Millionen Menschen im Land pendeln regelmässig zu ihrem fixen Arbeitsort. Welche Distanzen sie dabei zurücklegen oder wie lange Wegzeiten sie auf sich nehmen, zeigt eine aktuelle Auswertung des Bundesamt für Statistik (BFS) zeigt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zurückgelegte Distanz

2022 legten Pendlerinnen und Pendler pro Arbeitsweg 13,7 Kilometer zurück. Das sind 6 Prozent oder 0,8 Kilometer mehr als im Jahr 2000. Wobei die Zahlen aufgrund von unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen nur eingeschränkt vergleichbar sind, so das BFS. Männer pendeln im Schnitt länger als Frauen. So überrascht es kaum, dass die Pendeldistanz bei abnehmenden Arbeitspensum immer kürzer wird. Auch eine höhere Ausbildung führt dazu, dass Beschäftigte längere Arbeitswege auf sich nehmen. Da die Ballungszentren deutlich mehr Arbeitsplätze zu bieten haben, pendeln Menschen auf dem Land mit 16,1 Kilometer pro Weg im Schnitt über deutlich längere Distanzen. Bei Städtern sind es «nur» 12,7 Kilometer.

Verkehrsmittel für die Arbeit

Die Hälfte der 3,6 Millionen Arbeitspendler ist mit dem Auto unterwegs. Damit ist der Anteil der Autofahrer wieder auf das Niveau aus dem Jahr 1990 gesunken. Auch die Bahn behauptet mit 16 Prozent seit vielen Jahren einen stabilen Anteil am Pendelverkehr – eine Ausnahme bildete der kleine Ausreisser nach unten während der Covid-Pandemie. Die Bahn ist gerade bei langen Pendlerdistanzen beliebt. Die übrigen Pendler sind mit dem Tram oder Bus (13 Prozent), zu Fuss (9 Prozent), dem Velo (7 Prozent), E-Bike (2 Prozent) oder Motorrad unterwegs. Gerade in den Städten wächst der E-Bike-Anteil zügig an.

Auto vs. Zug: Schweizer und Schweizerinnen entscheiden sich häufiger, mit dem Auto als mit dem Zug zur Arbeit zu fahren.

Auto vs. Zug: Schweizer und Schweizerinnen entscheiden sich häufiger, mit dem Auto als mit dem Zug zur Arbeit zu fahren.

Quelle: Keystone

Wohin wird gependelt

Gut die Hälfte der Arbeitspendler reist in eine andere Gemeinde innerhalb des Wohnkantons. Etwa jeder fünfte fährt für die Arbeit in einen anderen Kanton. 29 Prozent gehen Pendler einer Arbeit in der eigenen Wohngemeinde nach. 1990 arbeiteten noch 42 Prozent im Wohnort. Damals gab es jedoch mehr Kleinbetriebe und -Gewerbe in den Gemeinden. Zudem machte der Ausbau der Bahninfrastruktur das Pendeln attraktiver.

Dauer des Arbeitswegs

Rund zwei Drittel der Arbeitspendler dürfen sich nicht beklagen, erreichen sie doch in maximal 30 Minuten ihren Arbeitsort. Die Mehrheit von ihnen muss gar weniger als eine Viertelstunde pro Weg aufwenden. Jeder Zehnte fährt länger als 45 Minunten zur Arbeit. Fast gleich viele sind über eine Stunde unterwegs.

Arbeitsanteil am Gesamtverkehr

Etwas mehr als jeder vierte Kilometer, der in der Schweiz zurückgelegt wird, entfällt auf einen Arbeitsweg. Mit Blick auf die Reisezeit macht der Arbeitsweg nur ein Fünftel aus. Fast gleich viel Zeit verwendet die Schweizer Bevölkerung für Einkaufsfahrten. Mehr als die Hälfte der Fahrzeit im Auto, Zug oder Bus werden in der Freizeit zurückgelegt. 2022 kamen zu den 3,6 Millionen Arbeitspendler noch 700'000 Personen dazu, die zu ihrem Ausbildungsort gependelt sind.

Martin Schmidt von Handelszeitung
Martin SchmidtMehr erfahren