Es einfach machen, ist Kafi Freitags Credo. Und dabei riskieren, dass es auch schiefgehen kann. Weil Fehler menschlich und verzeihlich sind. Die 39-Jährige probierte vieles aus, ehe sie sich als Coach selbständig machte und ihren Blog online schaltete. Sie findet: Frauen müssen besser zusammenhalten.

Frau Freitag, Sie haben unter anderem als Anlageberaterin gearbeitet, waren Filialleiterin einer Billigmodekette, Assistentin eines Heilpädagogen und Ghostwriterin – waren Sie unentschlossen oder experi mentierfreudig?

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Kafi Freitag:
Beides (lacht). Ich war jung und ungebunden, hatte noch kein Kind, musste nur für mich sorgen, konnte ausprobieren, worauf ich Lust hatte. Es gab nichts zu verlieren, nur etwas zu gewinnen. Ich traute mir das alles zu. Sogar als Anlageberaterin zu arbeiten, obwohl ich dafür gar nicht ausgebildet war.

Neigen Frauen nicht eher dazu, schnell mit sich zu hadern und an ihren Fähigkeiten zu zweifeln?

In meinen Coachings stelle ich immer wieder fest, dass sich Frauen oft gar nicht bewusst sind, was sie alles können. Dabei können sie so vieles. Müssen sie ja auch, weil sie im Alltag ganz verschiedene Rollen ausfüllen. Je mehr es gelingt, diesen Reichtum an Fähigkeiten sichtbar zu machen, desto weniger besteht Anlass, an sich zu zweifeln.

Sich selbständig zu machen, braucht Mut: Was war für Sie ausschlaggebend, es zu wagen?

Dass ich Mutter geworden bin. Mein Wertesystem hatte sich stark verändert. Mir war plötzlich wichtig, über meine Zeit besser bestimmen zu können. Das führte in meinem Fall unweigerlich in die Selbständigkeit. Ich sagte mir: Blick nach vorn, wage es einfach. Wenn du es nicht ausprobierst, wirst du nie wissen, ob es funktioniert. Und hätte es nicht funktioniert, hätte ich ja in einen alten Job zurückgehen können.

Frauen, die Kinder und Beruf wollen, stecken oft im Dilemma. Sie fragen sich, ob sie beidem gerecht werden können. Wie kann es funktionieren?

Mit guten Rahmenbedingungen, zu denen auch bessere Betreuungsangebote gehören. Aber auch mit der Fähigkeit, loslassen zu können, sprich: das Kind einer anderen Person zu übergeben und darauf zu vertrauen, dass es auch dort gut aufgehoben ist. Was nicht geht, ist, das Kind selbst zu hundert Prozent zu betreuen und gleichzeitig Karriere machen zu wollen. Aber wenn man bereit ist, Kontrolle abzugeben, lässt sich durchaus beides organisieren.

Kritik an Frauen und ihrem jeweiligen Lebensmodell kommt oft aus den eigenen Reihen. Warum ist das so?

Wir vergleichen sehr stark, wurden früh so geprägt: Wir wollen «richtig» sein, wollen, dass man uns gern hat, auch optisch gefallen. Dieses Sich-gegenseitig-Abchecken hängt damit zusammen. Ich beobachte dies insbesondere bei Müttern, die sich auch noch ein schlechtes Gewissen einimpfen: weil die eine daheim ist beim Kind und nicht arbeitet; oder aber weil die andere arbeitet und nicht beim Kind ist. Es würde Frauen sehr gut tun, sie zollten jedem Familienmodell mehr Respekt, ohne darüber zu urteilen oder zu werten. Wir brauchen mehr Respekt vor der freien Entscheidung. Jede Frau soll für sich entscheiden, wo sie ihre Prioritäten setzt.

Wie schaffen Frauen mehr Zusammenhalt?

Das haben meine Freundin und ich uns auch gefragt und thematisieren dies seither auf unserer neuen Plattform www.tribute.ch. Ich denke, mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein, ist eine der Voraussetzungen dafür. Nur wenn ich mit mir im Reinen bin, kann ich andere Lebensentwürfe respektieren. Ich muss mit mir selbst wertschätzend umgehen, dann schaffe ich es auch, anderen Wertschätzung entgegenzubringen.

 

Kafi Freitag (39) lebt mit Mann und Sohn in Zürich und führt dort eine selbständige Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitagcoaching.ch). Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin hat sie jüngst eine neue Plattform gegründet, die Frauen in den Mittelpunkt stellt. Tribute.ch bietet Seminare für Frauen an, die sich in ihrem Alltag mehr Grossartigkeit und Selbstzufriedenheit wünschen. Kafi Freitag antwortet in ihrer Kolumne «FragFrauFreitag.ch» auf sämtliche Fragen des Alltags.


Hier können Sie das Magazin «Frauen und Karriere» anschauen.

Universum: Frauen und Karriere