Das WEF-Hauptquartier in Genf: Die Kinder der Mitarbeiter strömen in das Gebäude, die alljährliche Weihnachtsfeier für den Nachwuchs steht an. Klaus Schwab gibt sich entspannt: «Jetzt sind die grossen Entscheidungen gefallen, alles läuft gut», lächelt der WEF-Gründer in seinem Büro mit Blick auf den Genfersee.

Sie organisieren das WEF in Davos zum 50. Mal. In den frühen siebziger Jahren waren die Bedrohungen im Vergleich zu heute auch sehr gross: Kalter Krieg, Ölschock, Nahostkonflikt, Terrorismus. Wann schauten Sie optimistischer auf die Welt: 1971 oder heute?
Ich schaute 1971 optimistisch auf die Welt, und ich tue es auch heute. Wir haben in den letzten 50 Jahren viel erreicht. Die Weltbevölkerung etwa ist von vier auf acht Milliarden gestiegen, es leben aber trotz dieser Verdoppelung in absoluten Zahlen weniger Menschen unter der Armutsgrenze. Oder der Analphabetismus: Damals war er ein grosses Thema, heute weniger. Die Geschichte der Menschheit bleibt eine Fortschrittsgeschichte, und das wird so weitergehen.

Was ist denn heute anders als vor 50 Jahren?
1971 war die Welt viel einfacher. In den ersten zehn Jahren des Forums hatten wir nur vier grosse Probleme: Handelsthemen, Währungsfragen, Ost-West-Konflikt und Nord-Süd-Verhältnis. Heute ist die Welt viel komplexer, viel schnelllebiger und damit auch viel riskanter geworden. Ich sehe also Fortschritt auch in der Zukunft, aber der Weg ist wesentlich risikoreicher.

Aber auch heute dreht sich die Debatte um wenige zentrale Themen.
Wir haben fünf Hauptthemen definiert: die Zukunft der Wirtschaft, die Umweltthematik, die Frage der sozialen Gerechtigkeit, der Einfluss der vierten industriellen Revolution und die geopolitische Lage. Doch jedes dieser Themen hat eben eine fast grenzenlose Zahl an Unterthemen. Das gab es früher nicht.

Und alles dreht viel schneller.
Die Geschwindigkeit hat dramatisch zugenommen. Vor vier Jahren haben wir uns zum ersten Mal mit künstlicher Intelligenz beschäftigt, heute sprechen wir schon über Quantencomputing und synthetische Biologie, zwei neue Kräfte, die gewaltigen Einfluss auf unser Leben haben. Kaum hat man etwas verdaut, kommt etwas Neues. Vor zehn oder zwanzig Jahren hatte man noch eine Ruheperiode. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Das sehe ich an mir selbst: Ich war allein in den letzten zweieinhalb Wochen in Riad, Rom, Moskau, St. Petersburg, Paris, Amsterdam, New York und Washington.

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