Was ist die erfolgreichste Luxusmarke der Welt? Louis Vuitton? Hermès? Rolex? Alles falsch. Es ist Apple. Einst machte die Firma nur die besten Computer, dann die praktischsten Musikplayer. Inzwischen haben ihre Produkte alle Eigenschaften von Luxusgütern: Sie sind hervorragend verarbeitet, begehrt, sehr teuer, gelten als Statussymbol, ihre weltweite Distribution ist genau kontrolliert, sie sagen viel aus über den Besitzer. Nirgends zeigt sich das so deutlich wie bei der neuen Apple Watch. Mit bis zu 17'500 Franken (in Gelb- oder Rosé-Gold) stösst sie in frivole Preisschichten vor.

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Auch in der deutlich günstigeren Stahlvariante macht die Uhr einen wertigen Eindruck, die vielfältigen und leicht austauschbaren Armbänder überzeugen ebenfalls. Der Touchscreen wirkt auch in der grösseren Version (42 Millimeter vs. 38) klein. Die Darstellung ist eigentlich gut, doch in der Sommersonne der letzten Wochen war das Display kaum lesbar.

Vorsichtiges herantasten

Bei den meisten Apple-Produkten heisst es auspacken und loslegen. An die Watch muss man sich hingegen herantasten. Weil die Bedienung, eine Kombination aus Touchscreen, Swipe-Gesten und mechanischer Krone, zwar durchdacht, aber nicht immer intuitiv ist. Und weil es Zeit braucht, die Uhr zu personalisieren.

Auch danach ist der Mehrwert überschaubar: Eigentlich ist die Watch nichts anderes als ein Zweitbildschirm für das – zwingend notwendige – iPhone, ohne jedoch dessen Möglichkeiten zu erweitern. Es ist praktisch, eingehende E-Mails oder Pushmeldungen mit einem kurzen Blick auf die Uhr zu checken, statt jedes Mal das Handy zu zücken – besonders im Auto oder in Sitzungen. Doch mehrmals wurde mein Blick aufs Handgelenk vom jeweiligen Gegenüber so interpretiert, dass ich in Eile wäre. Weiter gehende Interaktionen mit der Uhr sind zwar möglich – etwa durch Spracheingabe via Siri oder vorformulierte Kurzantworten –, doch im Alltag selten praktikabel. Gleiches gilt für das Telefonieren mit der Uhr: Man kann, aber warum sollte man?

Aufgestossen sind mir die zum Teil langen Ladezeiten der Apps. Zumal viele davon gegenüber der iPhone-Version stark reduziert sind – oder gänzlich nutzlose Spielereien wie jene, den eigenen Herzschlag an eine andere Watch zu senden. Schwach ist auch die Akkulaufzeit von 18 Stunden. Wer die Uhr nicht konsequent über Nacht lädt, braucht bald ein zweites Ladegerät fürs Büro. Und auch die Batterie des iPhones leidet stark unter dem Austausch mit der Uhr.

Fazit: Die Apple Watch ist die beste Smartwatch bisher. Doch die Armbanduhr erfindet Apple damit nicht neu. Ein Killerfeature und damit einen echten Kaufgrund habe ich nicht entdeckt.

Apple Watch
Infos und Bestellung: www.apple.ch
Preis: Fr. 389.– bis 17 500.–
Testkonfiguration: Fr. 789.–

Bewertung:★★★

★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend