Zweimal lag das «Baur au Lac» in der Bilanz-Rangliste der 100 besten Schweizer Hotels auf Rang zwei hinter dem «Albergo Giardino» in Ascona. Weil sich Stadt- und Ferienhotels indes nur bedingt vergleichen lassen, führen wir diese Häuser neu in zwei separaten Kategorien - und die Zürcher Nobelherberge darf sich jetzt rühmen, das beste Businesshotel im Land zu sein. Nun ist das «Baur au Lac» aber nicht einfach automatisch an die Spitze einer neuen Wertung gerückt; dazu ist die Konkurrenz vor allem aus Lausanne («Beau-Rivage Palace») und Genf («Du Rhône») zu hochkarätig und hat zu gewaltige Summen in ihre Häuser investiert. Vielmehr ist das «Baur au Lac» seit der 1998 abgeschlossenen Totalsanierung um gut und gern eine halbe Klasse besser geworden, als es zuvor schon war. Und die Investitionen beginnen sich auszuzahlen: Nicht zuletzt dank raffiniertester EDV-Technik zieht der herausgeputzte Luxustempel neben der eingeschworenen Stammkundschaft plötzlich auch ein neues Publikum an.

70 Millionen Franken hat die Verjüngungskur gekostet. Und das Vertrauen der Banken in Besitzer und Direktion war derart gross, dass sie sich kaum zierten. «Unsere Stärke ist die Transparenz - und dass der Shareholder-Value kein Thema ist», sagt Andrea Kracht. «Was wir erwirtschaften, wird umgehend reinvestiert.»

Das 1844 von Johannes Baur eröffnete «Baur au Lac», um das sich unzählige Geschichten und Legenden ranken, dürfte das letzte städtische Grandhotel sein, das vollumfänglich im Familienbesitz ist. Und Andrea Kracht ist Delegierter der Firma H. Krachts Erben, in der die Mitglieder der sechsten Generation zusammengefasst sind. Drei Zweige umfasst der Kracht-Stamm, ein paar Köpfe mehr die Erbengemeinschaft der vor kurzem verstorbenen Heidi Roulet-Kracht. Noch sind die Formalitäten um deren Nachlass nicht endgültig geregelt, doch für Andrea Kracht steht bereits jetzt fest: Wer aus der Erbengemeinschaft Roulet beim «Baur au Lac» nicht mitmachen mag, wird ausbezahlt. «Denn für ein solches Haus», so Kracht weiter, «muss man einen gewissen Enthuiasmus aufbringen. Wer es nicht als Liebhaberobjekt betrachtet, vermag nicht langfristig zu denken.»

Kracht ist verantwortlich für das Gesamtunternehmen Baur au Lac, zu dem auch eine exzellente Weinkellerei und der Club Baur au Lac gehören. In der Führung des Hotels freilich lässt der Chef des Familienrates seinem Direktor Michel Rey, Spross einer alten Hotelierdynastie und ein Topstar der Branche, absolut freie Hand. Die beiden harmonieren glänzend und verstehen sich blind - so wie einst schon ihre Väter, die mit exakt derselben Rollenverteilung ähnlich erfolgreich waren.

Geradezu vom Erfolg verwöhnt wird Hans C. Leu mit seinem Albergo Giardino. Zweimal zierte das Traumhaus von Ascona die Spitze der Bilanz-Hitparade mit den 100 besten Hotels im Land. Jetzt, nach der separaten Wertung für Stadt- und Ferienhotels, hat es in seiner Kategorie erneut die Nase vorn. In diesen drei Jahren folgten sich die Ehrungen und Auszeichnungen für das «Giardino» fast Schlag auf Schlag. Unter anderem wurde es vom Gourmetführer «Gault Millau» zum ersten «Hotel des Jahres» erkoren, und vor wenigen Monaten konnte Leu in feierlichem Rahmen in Hamburg vom deutschen Magazin «Business Traveller» auch noch den Special Award für Service-Excellence entgegennehmen - eine Auszeichnung, die als Oscar der Ferien- und Reisebranche gilt.

Leu und seiner einzigartigen Luxusoase am Seerosenteich gerecht zu werden, fällt zunehmend schwer; es ist schlicht nichts übrig geblieben, was nicht schon von allen Seiten beleuchtet und beschrieben worden wäre. Anzufügen ist einzig, dass der begnadete Hotelier, dem glattweg alles zu gelingen scheint, gemeinsam mit seinem unglaublich motivierten Team Jahr für Jahr alles Menschenmögliche unternimmt, um noch besser zu werden, seinen Gästen ein noch unvergesslicheres Ferienerlebnis zu bieten. Und dass die Küche von Armin Röttele, die höchstbewertete Hotelküche des Landes, noch grossartiger geworden ist. Oder dass man die einzigartige Atmosphäre, die gelungene Mischung aus Stil und lockerer Ungezwungenheit, eben im Hotel selbst erleben muss. Im vergangenen Jahr waren es mehr Menschen denn je, die sich dieses Erlebnis zumindest einmal gönnten - und dem Gesamtkunstwerk «Giardino» eine Saison der Rekorde bescherten.

Bei den Hotels, die hinter dem «Giardino» die Ehrenplätze belegen, handelt es sich um Häuser, in die in den vergangenen Jahren gewaltige Summen investiert worden sind und die deshalb zu Recht den Aushängeschildern der Schweizer Ferienhotellerie zugerechnet werden: «Victoria Jungfrau», «Quellenhof» und «Suvretta House». Doch dann folgt auf Rang fünf auch schon das erste Viersternhotel, das «Saratz» in Pontresina, mit dem die Familie Saratz und der exzellente Gastgeber Adrian Stalder ein kleines Hotelwunder vollbracht haben (siehe Kasten «Die kreativen Köpfe sind immer die Gewinner»).

In der Kategorie der besten Dreisternhotels, die wir neu von 25 auf 50 Häuser aufgestockt haben, war das «Waldhaus am See» am Rande von St. Moritz genauso wenig vom ersten Platz zu verdrängen wie das «Giardino». Dutzende von bilanz-Leserinnen und-Lesern gerieten ins Schwärmen ob der Gastfreundschaft von Claudio und Helen Bernasconi, rühmten deren Kreativität und Einfallsreichtum, erfreuten sich an dem gewaltigen, in den Berg gehauenen Weinkeller, an der weltweit grössten Auswahl an Whisky oder an den über 20 000 Schallplatten und CD im Discoraum. Neu auf Platz drei hinter dem «Waldhaus» und dem prächtigen Basler Kunsthotel Teufelhof taucht erstmals der «Römerturm» in Filzbach auf. Das «Al Porto» in Ascona, das diese Klassierung in den vergangenen beiden Jahren innehatte, ist gewiss nicht schlechter geworden, aber der «Römerturm» einfach noch besser als je zuvor. Hoch über dem Walensee zeigen Roger und Marion Reuss Tag für Tag auf eindrückliche Weise, was sich mit einem Hotel auch an einem Ort erreichen lässt, der nicht gerade den Perlen der helvetischen Feriendestinationen zugerechnet werden kann. Dank ihrer Innovationsfreude und ihrem Wagemut wurde der «Römerturm» nicht bloss zu einem der besten Seminarhotels im Lande, sondern er ist auch ein Erlebnishotel erster Güte.

Lage, Finanzkraft und vieles andere mehr können den Erfolg eines Hotels massgeblich beeinflussen. Doch letztlich ist es die Persönlichkeit des Hoteliers, sein Engagement, sein Charisma und sein Mut, die das Gesamtbild eines Hauses prägen. Dieser Tatsache haben wir bei der Erstellung unserer für die Schweiz exklusiven Ranglisten noch mehr als in den beiden Jahren zuvor Rechnung getragen. Die übrigen Bewertungskriterien sind dieselben geblieben. Bei der Errechnung des Rankings wurde die Einstufung der Hotels in der Branchenbibel «Guide Michelin» und in anderen Hotelführern ebenso berücksichtigt wie die Zugehörigkeit zu den exklusiven Hotelketten The Leading Hotels of the World und Relais & Château. Einbezogen haben wir die Benotung der Hotelrestaurants durch «Michelin» und «Gault Millau», erstmals ergab sich auch eine engere Zusammenarbeit mit den Swiss Deluxe Hotels. Die Inspektoren dieser Gruppierung, in der knapp 40 Luxushotels zusammengeschlossen sind, testen die Qualität eines Hauses anonym aufgrund von rund 1500 Kriterien. Eingeflossen sind zudem die Eindrücke der bilanz-Tester, und schliesslich haben wir alles auf einen Nenner zu bringen versucht, bevor neutrale Branchenexperten den Hitparaden noch den Feinschliff gaben.

Einfluss auf die Rangliste haben aber auch die Hotelgäste selbst genommen. Nahezu 2000 waren es, die uns übers ganze Jahr ihre persönlichen Eindrücke mitgeteilt haben. Das ist nicht bloss ein neuer Teilnehmerrekord, sondern verdeutlicht auch, welche Emotionen Hotels auszulösen vermögen. Eigentliche «Verrisse» waren selten, und Abklärungen ergaben, dass in diesen Fällen meist Antipathien gegenüber Personen dahinter steckten. Umso mehr honorierten die Gäste die Tatsache, dass in der Schweizer Hotellerie spätestens seit Mitte der Neunzigerjahre eine Qualitätsoffensive ausgebrochen ist, die zu einer erfreulichen Niveausteigerung geführt hat. Die 150 Hotels, die in unseren Ranglisten Aufnahme gefunden haben, gehören ausnahmslos zu jenen, die einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der Branchenkrise geleistet haben.

Mitarbeit: Claus Schweitzer
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