Vieles in der Malerei des 1959 geborenen Basler Künstlers wirkt anachronistisch – die Formate sind klein, der Farbauftrag braucht lange zum Trocknen, der Malgrund besteht meist aus Holz.
Dementsprechend entstehen im Atelier des Künstlers nur gerade gut ein Dutzend Bilder pro Jahr. Bereits seit mehr als drei Jahrzehnten schafft Melzl ein teils poetisches, teils provokantes Werk in pastellartig abgedämpften Farbtönen und inszeniert eine Welt ohne Zeit und Ort, die in der Andeutung verharrt. Für die jetzige Ausstellung hat der Künstler eine neue Werkgruppe geschaffen, die den malerischen Ansatz der allegorischen Mehrdeutigkeit zugunsten aktuellerer Dimensionen weiterentwickelt.
«Window»
Die zumeist hochformatigen Bilder enthalten zwar nach wie vor unverkennbare Referenzen zur Kunstgeschichte, doch finden sich in den neueren Werken immer deutlichere Verbindungen zur Gegenwart. Etwa in der 65 × 50 cm grossen Landschaftsansicht «Window».
Stephan Melzl zeigt hier eine Bergidylle mit pittoresken Felsen, einem tiefblauen See und dramatischen Wolkengebilden. Mitten in dieser Landschaft steht ein Paar, das von hinten zu sehen ist, wie es die Berglandschaft betrachtet. Die beiden stehen auf einer Art Plattform, die in die Landschaft zu ragen scheint. Doch ist diese Landschaft ganz offensichtlich ein Bild, das im oberen Teil durch ein «scrollboard» begrenzt und auf eine zweite Landschaft projiziert wird, welche identisch mit derjenigen im Vordergrund ist. «Window» verkörpert so in mehrfacher Hinsicht ein Fenster und ist ein typisches Beispiel für die teils feinen, teils überspitzten surrealen Inszenierungen Melzls.