Die Corona-Pandemie hat die Kunstwelt schwer getroffen: Die weltweiten Galerieverkäufe sind um mehr als ein Drittel geschrumpft. Das zeigt die Umfrage der Art Basel und der UBS: «Der Einfluss von Covid-19 auf den Galerien-Sektor». Dazu hat die renommierte Kunstökonomin Clare McAndrew 795 Galerien zum Geschäftsgang in den ersten sechs Monaten des Jahres befragt.

«Die Pandemie hat den Kunstmarkt – und insbesondere den Galeriesektor – vor einige seiner bisher grössten Herausforderungen gestellt», sagt McAndrew

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Dauerhafte Schliessungen

Die Resultate sind eindeutig: Der Umsatz im ersten Halbjahr ist im Durchschnitt um 36 Prozent eingebrochen. Das lag vor allem daran, dass 93 Prozent aller Galerien zwischen Januar und Juli schliessen mussten, heisst es in der Studie. Die Einbussen aus dem Lockdown seien gross. Das führte auch zu einem Jobabbau bei einem Drittel der Galerien: Im Durchschnitt waren es vier Stellen.

«Einige Galerien haben bereits dauerhaft geschlossen, andere haben eine beträchtliche Anzahl von Mitarbeitern auf Kurzarbeit gesetzt oder entlassen», sagt McAndrew.

Die neu eroeffnete Galerie Gagosian am Rheinsprung in Basel, fotografiert am Mittwoch, 12. Juni 2019. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Galerie Gagosian am Rheinsprung in Basel.

Quelle: Keystone

Sammler gehen online

Trotz den schwierigen Zeiten in der Kunstwelt gibt es eine positive Nachricht: Die Online-Verkäufe haben in der Corona-Zeit zugenommen. Die Kunsthändler haben im ersten Halbjahr fast 40 Prozent des Umsatzes darüber erwirtschaftet. Dies natürlich auch, weil es keine Kunstmesse mehr gab, aber auch Vernissagen kaum durchzuführen waren. Über 70 Prozent der Käufer, die online ein Kunstwerk erworben haben, waren Stammkunden der Galerien. «Neben all den negativen Auswirkungen der Pandemie können Krisen auch Anlass für Umstrukturierungen und Innovationen in den verschiedenen Märkten sein», so McAndrew.

Trotz der fehlenden Kunst-Happenings kaufen die Sammler weiterhin, kommt die Studie zum Schluss. 92 Prozent der Kunstsammler hätten im Jahr 2020 ein Kunstwerk gekauft. Der Wert der Ausgaben war auf einem relativ hohen Niveau für alle drei Märkte: eine Mehrheit kaufte für mehr als 100'000 Dollar.

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Auch 2021 wird ein schwieriges Jahr

Kunstsammler vermissen die persönliche Begegnung in der Galerie oder an einer Messe, heisst es in der Studie. Online könne das Erlebnis an einer Messe nicht ersetzen. «Viele Sammler wollen Kunst persönlich betrachten. Das hat für sie einen hohen Wert». 

Die Mehrheit der Galerien rechnet für das restliche Jahr mit weiteren Umsatzeinbrüchen. Nur knapp ein Fünftel rechnet mit einer Zunahme der Verkäufe. Für 2021 seien die Galerien zwar optimistischer – trotzdem erwarten nur rund 45 Prozent einen Umsatzanstieg.

Einige Galerien sind aber auch der Meinung, die Corona-Pandemie habe das Interesse an Kunst vor allem bei jüngeren Sammlern erhöht. 

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