Christine Lagarde gilt als Grande Dame der Finanzwelt. Dabei ist die Französin an den Schalthebeln der internationalen Finanzmacht als Frau eher eine Ausnahmeerscheinung.

Doch nun muss sich die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) wegen einer umstrittenen Millionenzahlung zu ihrer Zeit als französische Wirtschaftsministerin vor Gericht. Das französische Kassationsgericht wies ihren Revisionsantrag am Freitag ab. Damit muss die 60 Jahre alte Chefin des Internationalen Währungsfonds sich vor dem Gerichtshof der Republik verantworten.

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Seit 2011 im Amt

Lagarde ist seit 2011 - und nach dem unrühmlichen Abgang ihres Landsmannes Dominique Strauss-Kahn - die erste Chefin des IWF. Im Februar 2016 wurde sie für eine zweite Amtszeit bestätigt. «Ich freue mich darauf, den Mitgliedern weiter zu dienen und in der vor uns liegenden Zeit unsere wichtige Mission weiter zu führen», sagte die 60-Jährige damals.

In ihrer Funktion ist die Frau mit der grauen Kurzhaarfrisur zu einer der zentralen Figuren in der Euro-Schuldenkrise geworden. Vor allem in schuldengeplagten Ländern wird ihr Name aber nicht immer gern gehört. So werfen viele Menschen in Griechenland, aber auch in anderen Ländern wie Irland, dem IWF unter Lagardes Führung vor, zu strikte Bedingungen für die Gewährung von Hilfskrediten zu stellen.

Geschickte Verhandlerin

Als frühere Synchronschwimmerin ist Lagarde ein langer Atem eigen. Zudem gilt sie als gut vernetzte, geschickte Verhandlerin. Vor ihrer Laufbahn beim Weltwährungsfonds hatte sie sich als Anwältin einen Namen gemacht: Von 1999 bis 2004 leitete sie die US-Kanzlei Baker & McKenzie.

In die Politik kam sie 2007, als der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy die gelernte Juristin, Ökonomin und Amerikanistin zur Wirtschafts- und Finanzministerin machte.

Probleme mit der französischen Justiz

Schon seit Jahren aber hat die zweifache Mutter Probleme mit der französischen Justiz. Nun muss sie tatsächlich vor den Gerichtshof der Republik. Dieser ist ein spezielles Gericht, das für Gesetzesverstösse französischer Regierungsmitglieder im Rahmen ihres Amtes zuständig ist.

Der Fall sorgt schon seit Jahren für Schlagzeilen. Lagarde war in der Angelegenheit mehrfach von Korruptionsermittlern vernommen worden, im August 2014 wurde ein Anklageverfahren gegen sie eingeleitet. Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu ein Jahr Gefängnis und 15'000 Euro Strafe.

(sda/awp/ccr)