Warmes Holz an Decke und Wänden, weiche Teppiche am Boden, dazwischen elegantes Mobiliar, opulente Vorhänge und warmes Licht – der Raum im Bauch des «Gstaad Palace» strahlt viel Noblesse aus. Das könnte leicht ins Steife kippen, bleibt aber dank der Armada von italienischen Camerieri persönlich und entspannt. Die meisten sind wie die beiden Maîtres d’hôtel Gildo und Maurizio schon seit langem hier tätig, sprechen mehrere Sprachen – am liebsten durcheinander – und besitzen die Fähigkeit, sich in Sekundenschnelle auf die jeweilige Stimmung an den Gästetischen einzulassen.

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Auch wenn wir bei unserem Besuch weder James Bond (Roger Moore) noch Sophia Loren noch Madonna (alles Stammgäste) als Tischnachbarn begrüssen durften, fühlten wir uns sofort wohl. Nicht zuletzt weil die Karte im «Grill» trotz allem Glamour und einem Hauch von «schöner weiter Welt» wunderbar einfach gehalten ist. Le Chef Peter Wyss, auch er seit über dreissig Jahren im «Palace» tätig, mag es schlicht: «Der Gast muss verstehen, was er auf dem Tisch hat.»

Sein Angebot präsentiert er zweigeteilt. Unter der Rubrik Tradition findet man Klassiker wie Foie gras, Chateaubriand oder einen gegrillten Wolfsbarsch.Die Kategorie Evolution wiederum bietet Spielraum für neue Ideen. «Die Ansprüche verändern sich laufend – heute wollen viele Gäste leichter essen und bestellen immer öfter statt Foie gras ein Gemüsegericht.» Besonders wenn es so gut schmeckt wie die «légumes racines», die mit Arganöl langsam im Ofen geschmort und mit einem Hauch schwarzem Trüffel serviert werden.

Als Hauptspeise gönnten wir uns die Spezialität des Hauses – die Canard nantais. Auch hier spielt Zeit eine entscheidende Rolle. Bis die Ente mit knusprig brauner Haut und zartem aromatischem Kern serviert wird, dreht sie sich eine ganze Stunde lang vor den Flammen im Kreis. Dann wird sie tranchiert und mit Trüffelkartoffelstock und geschmortem Gemüse angerichtet. Ein Leckerbissen, der nicht als Nouvelle-Cuisine-Portion serviert wird, sondern auf grosszügig gefüllten Tellern. «Schliesslich fahren unsere Gäste tagsüber Ski», sagt Maurizio.

Vor dem Dessert – einem luftigen Schoggisoufflé – erlebten wir einen anderen Höhepunkt: Gildo, der Maître mit vierzig Jahren «Palace»-Erfahrung, trat an unseren Tisch und schmetterte spontan mit schönstem Bariton eine Verdi-Arie durch den Raum. Ente mit Bariton! Was will man mehr?

«Le Grill Rôtisserie» im «Gstaad Palace»
3780 Gstaad
Tel. 033  748  50 00

täglich geöffnet von 19.30 bis 23 Uhr