Als Luqman Arnold in den Konferenzraum im Londoner UBS-Warburg-Hauptquartier schlüpfte, nahmen ihn bloss wenige der für eine Präsentation eingeflogenen Schweizer Journalisten zur Kenntnis. Erstaunlich einerseits – schliesslich war der Brite eben erst zum Präsidenten der Konzernleitung aufgestiegen. Verständlich andererseits – der 50-Jährige war lange Zeit ein Manager-Nomade: Er arbeitete auf drei Kontinenten. Obendrein tun die Verantwortlichen der Bank ihr Bestes, um ihn vor neugierigen Medienvertretern abzuschirmen.

Seine Helfer
Im November 1996 bot ihm Hans de Gier die Leitung der UBS Warburg Asia Pacific an; Luqman Arnold verbrachte bloss zwei Jahre auf dem Chefsessel in Hongkong. Im Herbst 1998 nämlich hätte die Milliardenpleite von John Meriwethers Hedgefund Long Term Capital Management (LTCM) um ein Haar die UBS ruiniert und die Weltwirtschaft in eine Finanzkrise gerissen. Zurück nach Europa hiess es nun für Arnold. Er bezog Büros in London und Zürich, um die Stelle von David Solo, COO und treibende Kraft bei UBS Warburg, zu übernehmen. Dem wurde befohlen, die LTCM-Geschichte aufzuarbeiten. Kurze Zeit später musste Mathis Cabiallavetta das Verwaltungsrats-Präsidium räumen; der Nachfolger hiess Alex Krauer. Dessen Gewicht war nie sonderlich gross, schliesslich galt er als Übergangspräsident. Er hat sich nach Kräften für Arnold eingesetzt. Dieser wurde im Frühling 1999 zum Chief Financial Officer (CFO) des Konzerns ernannt. Für Arnold dürften sich auch die neuen Verwaltungsräte einsetzen, die Internationalität ins oberste Gremium der UBS bringen: Arnolds Landsmann Sir Peter Davis, Chef von J. Sainsbury’s, einem britischen Detailhändler, der Amerikaner Allen Weinbach, Präsident des Computerherstellers Unisys, und natürlich wiederum der Niederländer Hans de Gier. Vielleicht der wichtigste Helfer war Marcel Ospel, auch wenn seine Motive nicht ganz uneigennützig sein könnten. Analysten kalkulieren, Ospel habe Arnold befördert, weil der ihm weniger gefährlich werden könne als Peter Wuffli oder Markus Granziol.

Seine Lehrmeister
Luqman Arnold, Sohn eines Beamten, kam in Indien zur Welt. Schule und Universität besuchte er in England. Seine Banker-Karriere hatte Arnold in Dallas bei der First National Bank begonnen. Nächste Station: City of London, wo er für die Investmentbank Manufacturers Hanover arbeitete. Anfang der Achtzigerjahre wechselte er zur Credit Suisse First Boston (CSFB) und machte erstmals auf sich aufmerksam: Die «Financial Times» nannte ihn einen «aufsteigenden Stern». Fixstern der CSFB war damals Hans-Jörg Rudloff alias «Mr. Eurobond». Der hält bis heute grosse Stücke auf Arnold – «ein guter Mann, beherrscht sein Handwerk». Neun Jahre später wechselte er zu Paribas, einer französischen Investmentbank, wo er bereits in die Londoner Geschäftsleitung direkt unter Patrick Stevenson aufgestiegen war, als ihn der Ruf von UBS Warburg erreichte.

Die Übergangenen
Vor wenigen Monaten hätte kaum jemand darauf gewettet, dass Luqman Arnold den höchsten UBS-Posten unter Marcel Ospel bekommen würde – Luqman wer? Stattdessen lag das «smart money», kluge Wetteinsätze, auf Peter Wuffli und Markus Granziol. Wie so oft erscheint im Nachhinein Arnolds Beförderung fast zwingend. Wuffli, gewesener UBS-Finanzchef, gegenwärtig Chef der institutionellen Vermögensverwaltung, sieht noch kein Ende seiner Aufgabe im abgelegenen Chicago; es dauert länger als geplant, bei UBS Asset Management aufzuräumen. Auch Granziol kann über mangelnde Arbeit nicht klagen: Der Chef der UBS Warburg muss von London aus die kürzlich gekaufte amerikanische Vermögensverwaltungsfirma PaineWebber mit dem Unternehmen verschmelzen.

Seine Clique
Luqman Arnold sei kein Cliquenbuilder, sagt ein Mitglied seiner Clique. Unter ihm aufgestiegen ist bisher Mark Branson, den er während seines Einsatzes für UBS Warburg Asia Pacific schätzen gelernt hatte. Als Verantwortlicher für Investor-Relations – Bindeglied zu Grossinvestoren – leitet der 32-jährige Brite einen Bereich, der Arnold am Herzen liegt. Mit Bransons Vorgängerin Gillian Karran war er nicht zufrieden. Auch mit dem gegenwärtigen UBS-Aktienkurs dürfte Arnold noch nicht glücklich sein.
Gutes hört man von der Zusammenarbeit zwischen Arnold und Chief Risk Officer Marcel Rohner, Kreditchef Marco Sutter sowie Controller Hugo Schaub. Die Schweizer schätzten Arnolds informelle, zupackende Art. Gut angekommen ist bei seinen Untergebenen auch ein Skiausflug nach St. Moritz.
Obwohl er den Zürcher Erziehungsdirektor Ernst Buschor nicht persönlich kennt, kommt ihm dessen Anliegen entgegen: Buschor will, dass Schweizer Kinder früh Englisch lernen, zu Lasten der Landessprachen. Arnold versteht seine deutsch sprechenden Kollegen zwar, redet selber aber bloss englisch. Keinen Blick lässt er neugierige Journalisten auf seine Familie werfen. Arnold ist mit einer Thailänderin verheiratet und hat einen sechsjährigen Sohn. Presseberichte, wonach seine Frau eine Kette von Thai-Restaurants führe, waren aufgeblasen. Sie sitzt bereits nicht mehr im Aufsichtsgremium der Firma Thai Pot, die zwei Restaurants in Covent Garden, Londons Theaterviertel, betreibt.

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