Herr Hefti, auf was freuen Sie sich beim diesjährigen Autosalon am meisten?
André Hefti*: Ich freue mich, wenn Aussteller und Besucher zufrieden sind und das kriegen, wofür sie gezahlt haben. Persönlich freue ich mich besonders über unseren Neuling David Brown Automotive. Die Briten stellen Luxusautos im Retrostil von Aston Martin her.

Mit welchem Auto würden Sie am liebsten vom Messegelände fahren?
Definitiv mit dem David Brown – der ist aber leider nichts für mein Portemonnaie. Er kostet 498'000 Pfund.

Welches Auto fahren Sie stattdessen?
Einen Laguna Coupé Monte Carlo – Automatik.

Man sieht hier in Genf viele Elektroautos. Die Zahlen sprechen aber bislang nicht für einen Boom. Nur knapp 1 Prozent der verkauften Autos in der Schweiz waren reine Elektroautos.
Ich sehe da auch noch keinen Trend. Wir werden bis im Jahr 2030 nicht alle Elektroautos fahren. Diese werden aber ihren Platz haben, wohl eher auf kürzeren Distanzen.

Woran liegt das verhaltene Interesse – dem Ladenetzwerk, dem Preis?
Viele haben Angst, ein Elektroauto zu kaufen, weil das Ladenetzwerk nicht ausgebaut genug ist. Man muss immer noch gut planen, wo man das Auto aufladen kann. Zudem muss die Reichweite grösser werden. Die ist heute zwischen 300 und 400 Kilometern. Zu teuer sind die Modelle nicht. Ein Tesla kostet zwar so viel wie ein Luxusauto, der Zoe von Renault ist aber nicht teurer als ein Clio.

Trotz langsamem Erfolg bauen heute auch die Grossen wie Mercedes und VW Elektromodelle.
Ja, sogar jene, die früher zurückhaltend waren. Für sie ist das aber auch in Hinblick auf die neuen CO2-Normen wichtig. Die meisten Hersteller produzieren heute schwere, grosse Autos. Sie müssen fast ein Elektroauto im Portfolio haben, um die ab 2021 geltenden CO2-Abgasnormen der EU einhalten zu können und die Emissionen auf die 95 Gramm CO2 je Kilometer zu senken.

Man gleicht die grossen CO2-Schleudern also mit ein paar Elektroautos aus.
SUVs sind tatsächlich immer beliebter, da braucht es entsprechende Lösungen. Man merkt aber auch einen Trend hin zu kleineren, sparsamen SUVs. Mitsubishi hat in diesem Segment etwa den Eclipse, Renault den Kadjar.

Elektropionier Tesla ist in diesem Jahr nicht am Autosalon in Genf vertreten. Das Unternehmen hat allerdings einen Stand am Flughafen aufgebaut – direkt vor dem Eingang der Messe. Was halten Sie davon?
Tesla ist ein spezieller Fall. Sie sagen, sie seien kein traditioneller Hersteller, der an jeder Messe sein muss. Sie arbeiten viel mit ihren Showräumen in Zürich und Genf, arbeiten über das Internet und machen Street-Marketing. Im Januar war ich bei Tech-Messe CES in Las Vegas. Und wo war Tesla? Mit vier Autos auf dem Vorplatz der T-Mobile-Arena, in der die Messe stattfand. Die haben eine eigene Philosophie.

Ist das nicht auch eine Kostenfrage?
Vielleicht. Bei Tesla wurden die Marketingbudgets gekürzt.

Weitere Aussteller fehlen in Genf, Mini etwa das dritte Jahr in Folge.
Neben Tesla fehlt nur Mini. Und die haben seit Jahren eine andere Marketingstrategie. Sie fahren auf dem Lifestyle-Trend mit und gehen an Fashion-Shows statt Automessen.

An der Pariser Autoshow fehlten viele der grossen Luxusmarken: Aston Martin, Bentley, Bugatti, Cadillac, Lamborghini, McLaren, Rolls-Royce. Was machen Sie in Genf besser?
Wir sind nicht die grösste Messe, es ist übersichtlich. Ausserdem sind wir keine Hersteller-Nation. In Deutschland gehen Sie neben Mercedes, Audi und BMW unter. In Frankreich ist es ähnlich. Hier werden alle gleichbehandelt. Die Luxus-Marken kommen nach Genf, weil ihre Kunden hierherkommen. Wer ein Auto für über zwei Millionen Franken kauft, fliegt gerne auch mit dem Privatjet ein. Wir sind für diese Kunden sehr gut erreichbar.

Autopapst Ferdinand Dudenhöffer erklärt das Fehlen grosser Hersteller auch damit, dass Computermessen wichtiger als gewisse Automessen würden. Dem Tagesanzeiger sagte er, in Genf fehlten die Apples, Googles und Uber. Was halten Sie davon?
Damit bin ich nicht einverstanden. Ich war an der CES. Was Autohersteller wie Hyundai, VW oder Ford dort zeigten, sind nur Prototypen. Wichtiger ist der Austausch zwischen den Autobauern und den Ingenieuren aus dem Silicon Valley. Letztere bauen Technik für autonome und connected cars. Das ersetzt aber noch keinen Autosalon. Klar ist: Budgets der Autohersteller werden nicht grösser. Wenn jemand an der CES und einer Automesse teilnehmen will, fällt der Stand in Paris oder so vielleicht kleiner aus.

Wäre es denkbar, dass man die Tech-Grössen nach Genf einläd?
Ja, wieso nicht! Wir haben keine Berührungsängste. Anfangs dachte man zwar, Google könnte Konkurrenz sein. Das ist aber mittlerweile nicht mehr so. Google hat nicht das Knowhow, ein Auto zu bauen – und das wollen sie auch gar nicht. Mittlerweile gibt es Hersteller, die mit Google oder Microsoft zusammenarbeiten.

Die Jungen kaufen nicht mehr zwingend ein eigenes Auto. Viele nutzen Sharing-Konzepte. Braucht es den Autosalon dennoch?
Die Jungen kaufen nur später ein Auto, nicht gar nicht. Das Carsharing wird aber ebenfalls ausgebaut – auch von den Autofirmen. Es kann schon sein, dass man in 30-40 Jahren gar kein eigenes Auto mehr braucht, sondern eines auf Abruf nutzt. Das dauert aber noch.

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*André Hefti ist seit 2012 Managing Director vom Automobilsalon in Genf.

Redaktorin Caroline Freigang
Caroline Freigangschreibt seit 2019 für den Beobachter – am liebsten über Nachhaltigkeit, Greenwashing und Konsumthemen.Mehr erfahren