Dinner im Eiffelturm, Militär-Spektakel auf den Champs-Élysées: Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron umwirbt den eigensinnigen US-Präsidenten Donald Trump. Am selben Tag ist in Paris die Bundeskanzlerin zu Gast.

Für das französische Ego ist es schmeichelhaft: Die mächtigste Frau Europas und der mächtigste Mann der Welt geben sich in Paris quasi die Klinke in die Hand.

Ein willkommenes Symbol

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron empfängt an diesem Donnerstag erst die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zum deutsch-französischen Ministerrat, wenige Stunden später gastiert dann US-Präsident Donald Trump im Élyséepalast. Ein Zufall des Kalenders, aber zugleich ein willkommenes Symbol für den selbstbewussten jungen Staatschef.

Denn Merkel und Trump sind zwei Spitzenpolitiker, an denen Macron seit seinem Amtsantritt ganz wesentlich seine Selbstdarstellung ausgerichtet hat. Mit der einen sucht er demonstrativ die Nähe. Vom anderen hat Macron sich nach dessen Abkehr vom Klimaabkommen sehr pointiert abgegrenzt, auch Trumps nationalistische Wirtschaftspolitik passt nicht zum Kurs des Pariser Überfliegers.

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Dialog mit Trump

Trotzdem sucht Frankreichs Präsident offensiv den Dialog mit dem Mann, der zuletzt beim G20-Gipfel in Hamburg durch Härte und Kompromisslosigkeit auffiel. «Ich verliere nie die Hoffnung, zu überzeugen», sagte Macron in Hamburg zu Trumps Klimaposition. «Das ist ein Charakterzug.» Der Pariser Regierungssprecher beschrieb die Einladung nach Paris als ausgestreckte Hand, um Trump «zurück in den Kreis zu holen».

Inwieweit das vor allem starke Töne für das heimische Publikum sind, sei dahingestellt. Der Besuch des Amerikaners ist aber ein Paradebeispiel für Macrons Strategie, die der Sender BFMTV in einem Artikel als «Diplomatie der Paukenschläge» beschrieb. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin empfing er Ende Mai im Prunk des Königsschlosses von Versailles, sprach dort aber öffentlich Klartext bei Streitthemen.

Viel grösser geht es kaum

Für Trump gibt es nun die ganz grosse Show auf der Prachtstrasse Champs-Élysées: Der Amerikaner ist am Freitag als Ehrengast bei der Militärparade zum französischen Nationalfeiertag dabei. Viel grösser geht es kaum. Anlass ist der 100. Jahrestag des US-Eintritts in den Ersten Weltkrieg.

Am Abend zuvor dinieren die Staatschefs und ihre Ehefrauen Brigitte Macron und Melania Trump auf der zweiten Etage des Eiffelturms - in einem Restaurant von Sternekoch Alain Ducasse.

Symbolik und ähnliche Interessen

Zum Teil mag dieser Hang zum Symbol innenpolitisch begründet sein, Teil der sehr amerikanisch geprägten Kommunikationsstrategie Macrons. Nach Einschätzung des Aussenpolitikexperten Dominique Moïsi vom Institut Montaigne steckt darin aber auch eine Botschaft an den «Amerika zuerst»-Präsidenten.

«Am 14. Juli in Paris französische und amerikanische Truppen gemeinsam über die Champs-Élysées laufen zu lassen bedeutet (...), Trumps Vereinigten Staaten daran zu erinnern, dass es eine Zeit gab, wo Amerika gross, weltoffen und grosszügig war», schrieb er in einem Gastbeitrag für die Zeitung «Les Echos».

Letztlich haben Paris und Washington bei manchen Themen auch einfach ähnliche Interessen. Ein Beamter im Weissen Haus sagt, dass die Präsidenten vor allem über den Anti-Terror-Kampf und den Syrien-Konflikt sprechen wollten. «Ich sehe die Chemie zwischen ihnen als sehr gut.» Ob Macron einen Draht zu Trump findet, der sich politisch auszahlt, dürfte sich aber erst auf mittlere Sicht zeigen.

Kein Durchbruch

Neben der glanzvollen Trump-Visite wird der deutsch-französische Ministerrat am Donnerstag wohl ein wenig in den Hintergrund rücken. Nachdem Merkel und Macron bereits mehrfach ihre Verbundenheit demonstriert haben, könnte das Treffen Anlass zur Frage geben, wann der versprochene Neuanfang für Europa denn nun Fahrt aufnimmt.

Bei Macrons Forderungen nach einer Reform der Eurozone ist jedenfalls so knapp vor der Bundestagswahl kein Durchbruch zu erwarten.

Bewegung könnte es bei der geplanten verstärkten Militär-Zusammenarbeit der EU-Länder geben, wo Berlin und Paris an gemeinsamen Positionen feilen. Auch Initiativen für mehr Investitionen sind ein Thema, etwa zur Förderung von Start-ups.

«Zeichen des Vertrauens»

Zu dem traditionellen Treffen des deutsch-französischen Tandems reist ein grosser Teil des Kabinetts an. Erstmals seit langem leiten Kanzlerin und Präsident dabei ein Treffen des deutsch-französischen Sicherheitsrats - ein Indiz, dass die Verteidigungspolitik und der Kampf gegen den Terror neues Gewicht gewonnen haben.

Es ist auch ein Symbol, dass das Treffen in Paris stattfindet. Eigentlich wäre Deutschland dran gewesen, letztes Jahr hatte man sich im französischen Metz getroffen. Das sei ein «Zeichen des Vertrauens» für die neue Führung in Paris, heisst es im Élyséepalast.

Die Kanzlerin soll Trump nach der bisherigen Planung in Paris nicht treffen: Sie reist ab, bevor Macron Trump am Invalidendom empfängt.