San Francisco, Los Angeles, Las Vegas, Miami oder New York sind bei Schweizern seit Jahrzehnten populäre Reiseziele in den USA. Weniger bekannt ist Orlando im Orange County im Bundesstaat Florida. Dies, obwohl es nach dem «Big Apple» die zweitwichtigste Tourismusdestination Amerikas ist. Die Disney-Kapitale wurde im letzten Jahr von fast 60 Millionen Menschen besucht und diese gaben im Grossraum Orlando beinahe genau so viel aus wie die Gesamteinnahmen des Schweizer Tourismus von rund 35 Milliarden Franken.

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Im vorletzten Jahrhundert war der Zitrusanbau die primäre Einnahmequelle Zentralfloridas, doch diese wurde 1894 durch die Kältewelle namens «Big Freeze» vernichtet und die Region war danach 70 Jahre lang wirtschaftlich unwichtig. Dann aber kam Walt Disney, dessen Disneyland in Los Angeles an die Grenzen seines Wachstums gekommen war, und erwarb 150 Quadratkilometer Sumpfgebiete. Auf diesen eröffnete 1971 das Disney World, das eine riesige Entertainment-Industrie auslöste. Heute gibt es in dieser Gegend mehr als 50 Vergnügungspärke, beispielsweise die Universal Studios, das SeaWorld oder die Busch Gardens. Das neueste Kind ist die Wizarding World of Harry Potter – nicht nur für Kinder ein gruselig-schönes Abenteuer. Man könnte in Orlando zwei Monate lang jeden Tag einen anderen sogenannten Theme Park besuchen.

Das entspricht dem Reisebedürfnisder Schweizer kaum, insbesondere nicht denjenigen, die vorab Qualität und Ruhe suchen. Es sei vorweggenommen: Orlando bietet auch diese Werte. Luxus im «Sunshine State» kann bedeuten, bei angenehmen Temperaturen durch das Land zu cruisen. Freiheit und Langsamkeit sind in den USA am besten im Mietwagen oder Wohnmobil zu entdecken. Orlando ohne fahrbaren Untersatz ist wie eine Bergtour ohne Wanderschuhe.

Auf den Spuren der «Snowbirds»

Speziell die Wintermonate sind ideal, um Florida zu erfahren. Kanadier, die die kalte Jahreszeit hier verbringen, machen es vor. Die Einheimischen nennen sie die «Snowbirds», weil diese (vor allem die Pensionierten) im Herbst bleich nach Florida kommen, um im Frühling gebräunt wieder in den Norden zu reisen. Schweizer müssen halt fliegen, doch das dauert weniger lang als die Fahrt von Montreal nach Orlando. Die Swiss bedient ab Zürich täglich Miami. Von dort sind es 377 sehr breite Highway-Kilometer bis Orlando. Oder man kann mit der anderen helvetischen Lufthansa-Tochter Edelweiss zweimal wöchentlich nach Tampa fliegen. So sind es nur noch 137 Transfer-Kilometer.

In den Wintermonaten ist das Klima mit Tageshöchstwerten von 19 bis 22 Grad Celsius angenehm mild. Zudem ist die Sonne praktisch garantiert. Von Dezember bis Februar gibt es durchschnittlich fünf Regentage im Monat. Abends kann es dann schon etwas kühler werden. Es sind zwar keine tropischen Temperaturen, aber sie passen für Golf, Theme Parks oder Cruisen im Cabriolet.

Wenn man für den Grossraum Orlando eine ganze Woche Zeit hat (eine zweite Woche könnte man ja am Strand auf den Bermudas verbringen), gibt es zwei Reisekonzepte. Entweder entscheidet man sich für ein Basishotel und macht von dort aus Tagesausflüge – bei den Distanzen in Zentralflorida durchaus machbar – oder man wählt die Option, von Resort zu Resort zu ziehen. Beides funktioniert und lässt spannende Orte wie Daytona Beach, Cape Canaveral, Cape Coral oder Tampa erleben (siehe Spalte links). Dass dabei überall und quer durch den «Sunshine State» tolle Golfplätze im Angebot sind, ist bekannt. Anders als in vielen Ferienanlagen rund um die Welt steht hier auch Tennis weiterhin hoch im Kurs.

Geheimtipp Winter Park

Exzellente Unterkunft gibt es in Orlando zuhauf. Einerseits die landestypischen Unterhaltungstempel von Hotelkonzernen wie Hilton, Marriott oder Hyatt. Ein paar dieser Hotels sind im Stil Dubais und Macaus gebaut, beispielsweise das «Hyatt Regency Orlando» (vormals «Peabody») oder Hiltons «Waldorf Astoria Orlando», ein Schwesterbetrieb des altehrwürdigen New Yorker Originals. Wer solche Bettenburgen trotz Luxus und Service nicht mag, kann es sich für die erste Übernachtung trotzdem antun, um sich mal so richtig an die Disney-Welt zu gewöhnen.

Anderseits gibt es kleinere Resorts, die durchaus dem anspruchsvollen Schweizer Kunden gerecht werden. Die Häuser der Kessler Collection gehören dazu, im eher kitschigen Segment mit Lila-Türmchen im Neuschwanstein-Stil das Castle Hotel Orlando (214 Zimmer) oder im traditionellen Key-West-Stil das Boehmian Hotel Celebration im gleichnamigen Bezirk (115 Zimmer).

Empfohlen werden kann auch das Preferred-Boutique-Hotel Alfond Inn (112 Zimmer). Es liegt im sympathischen Städtchen Winter Park, das man ausnahmsweise für Florida tatsächlich zu Fuss erobern kann. Historische Gebäude, Shopping-Arkaden, Strassen-Cafés und Gartenanlagen. Winter Park ist ein Geheimtipp, weit weg vom Massentourismus und Unterhaltungslärm – es dürfte bei europäischen Reisenden grossen Gefallen finden.

Also, Orlando ist eine Reise wert. «Easy going» ist sicher ein treffender Beschrieb. Eher mit dem Auto, aber dafür sind die Strassen bestens konzipiert. Und wer es dann für einmal wieder etwas schneller will, cruist einfach eine gute Stunde nach Daytona Beach, östlich von Orlando, und gönnt sich auf dem Daytona Speedway eine Mietfahrt auf dem 4 Kilomter langen Rundkurs. Im Februar dieses Jahres fand dort bereits die 56. Ausgabe des sagenumwobenen Rennens «Daytona 500» statt. Das Durchschnittstempo der Profifahrer lag bei 233 Kilometern pro Stunde. Eine Geschwindigkeit, die es für erholsame Ferien in Florida sonst nicht braucht.

Ausflugstipps in Florida

  • Daytona Beach 90 Kilometer nordöstlich von Orlando liegt die Rennstrecke Daytona Speedway.
  • Cape Canaveral 90 Kilometeröstlich liegt der Nasa-Weltraumbahnhof Kennedy Space Center.
  • Cape Coral 260 Kilomter südwestlich von Orlando liegen die Strände von Fort Myers/Sanibel.
  • Tampa 130 Kilometer westlich von Orlando liegen die Strände von St. Petersburg/Clearwater.