Kann er das, ist er nicht zu jung?, fragte sich mancher Luzerner, als der 37-jährige Michael Haefliger 1997 zum Intendanten der Internationalen Musikfestwochen Luzern (IMF) designiert wurde. Es handelt sich schliesslich um eines der exklusivsten internationalen Musikfestivals Europas, das durch Jean Nouvels neues Kunst- und Kongresszentrum (KKL) weltweite Aufmerksamkeit geniesst. Inzwischen hat sich der ehrgeizige junge Mann durchgesetzt, und die skeptischen Stimmen sind verstummt. Unter dem Thema «Metamorphosen» bietet er den Musikfreunden vom 17. August bis zum 16. September ein musikalisches Feuerwerk an, das den Wandel vom 20. zum 21. Jahrhundert symbolisiert. Mit Erfolg. Etliche der 86 Konzerte sind bereits ausverkauft. Michael Haefliger lockt die Sponsoren mit Qualität und Exklusivität an. Er ist Musiker, aber die Sprache der Wirtschaft ist ihm nicht fremd. Haefliger hat an der Juilliard School of Music studiert, ist als Pianist und Geiger international aufgetreten und hat den Executive-MBA an der HSG absolviert. Dass er nicht bloss in den musischen Gefilden schwebt, sondern auch die geschäftlichen Aspekte zu würdigen weiss, erleichtert ihm zweifellos den Zugang zu den Grossen der Wirtschaft. Zu Fritz Gerber etwa, der den happigen Roche-Sponsorenbeitrag für das Wochenende mit Pierre Boulez und den Londoner Symphonikern ermöglichte. Anlässlich des 75. Geburtstags des Komponisten, der mit Paul Sacher eng befreundet war, stehen unter vielem anderem am 21. und 22. August drei Schweizer Erstaufführungen auf dem Programm.

Die Starthelfer
In Davos, dem Geburtsort seines Vaters und dem Feriendomizil seiner Eltern, begann Michael Haefliger seine Karriere. Gefördert und unterstützt von Tourismus-Direktor Bruno Gerber, der auch beim Aufbau des World Economic Forum massgebend beteiligt war und das Kirchner-Museum lancierte, gründete der damals 24-jährige Haefliger 1986 das Festival Young Artists in Concert. Das Musikfest, das er 13 Jahre lang geleitet hat, soll der zukünftigen Musikerelite als Sprungbrett dienen. Die Idee begeisterte auch Werner Kupper, Nachlassverwalter von Herbert von Karajan, den Haefliger als Förderer und Freund schätzt. Ein Mentor der ersten Stunde war auch der pensionierte CS-Direktor Victor Erne. Für Klaus Schwab, den Präsidenten des World Economic Forum, ist Haefliger von Zeit zu Zeit als künstlerischer Berater tätig. Schwab revanchierte sich: Im Frühjahr wurde Michael Haefliger vom Forum zu einem «Global Leader for Tomorrow» ernannt.

Die IMF-Connection
Nach Luzern wurde Haefliger vom langjährigen IMF-Präsidenten George Bucher geholt. Ebenso fruchtbar wurde die Zusammenarbeit mit dessen Nachfolger Jürg Reinshagen und mit Stadtpräsident Urs Studer. Die IMF verschafften ihm persönliche Kontakte zu einflussreichen Grössen der Wirtschaft. Dazu gehören David de Pury, Vizepräsident des IMF-Stiftungsrates, und die Grosssponsoren Daniel Vasella (Novartis), Fritz Gerber (Roche), Walter Kielholz (Swiss Re), Rolf Hüppi und Peter Eckert («Zurich»), Heinz Hertach (Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr), Marcel Ospel (UBS), Lukas Mühlemann (CS), Philippe Bruggisser (SAirGroup), Alois Sonnenmoser (ABB), Michael Pieper (Franke), Stefan Heidenreich (Hero), Walter Frey (Lexus), Ernst Rohner (Siemens), Rainer Kaczmarcyk (Compaq), Juhani Anttila (Swisslog), Hans Vontobel (Bank Vontobel), Helmut Maucher und Nachfolger Rainer Gut (Nestlé).

Der Haefliger-Clan
Weit verzweigt ist der Haefliger-Clan. Michael ist der Sohn des Tenors Ernst Haefliger, der trotz seinen 80 Jahren noch Meisterkurse in Japan und den USA gibt. Mutter Anna Hadorn Haefliger stammt aus der Bernburger Familie Hadorn. Der jüngere Bruder Andreas Haefliger ist Pianist und lebt in New York, Schwester Christina Marecek ist mit dem Schauspieler Heinz Marecek in Wien verheiratet. Zu Russland hat Michael Haefliger, der Russisch spricht, engen Kontakt. Er ist mit der russischen Pianistin Irina Nikitina, der Intendantin des Festivals Musical Olympus in St. Petersburg verheiratet, die zurzeit an der Universität in Moskau ein MBA-Studium absolviert. Jüngste im Clan ist die neunjährige Tochter Annika, die in Zug die Schule besucht.

Der Förderer
Auch in Luzern setzt sich Michael Haefliger, der als junger Geiger 1985 selber an den IMF aufgetreten ist, für den musikalischen Nachwuchs und die zeitgenössische Moderne ein. Mit Fritz Gerber hat er das Wochenende für Pierre Boulez zum 75. Geburtstag des Komponisten ausgeheckt. Als «Investment into the Future» hat der IMF-Intendant mit Lukas Mühlemann den CS Group Young Artist Award geschaffen, der am 16. September erstmals der 27-jährigen holländischen Cellistin Quirine Viersen übergeben wird. Mit 75 000 Schweizerfranken ist dies der höchstdotierte Preis für junge Musiker der Welt. Die Zürich- Versicherungsgesellschaft mit Peter Eckert ist Hauptsponsor des berühmten Gustav-Mahler-Jugendorchesters, das ab diesem Frühling jeweils während der Osterfestspiele in Luzern residiert und dieses Jahr 15 000 Besucher zählte, fast doppelt so viele wie 1999.

Vermarktungshelfer
Sollen kulturelle Zentren international ausstrahlen, müssen die Veranstalter auf den kraftvollen Support der lokalen Tourismusorganisationen zählen können. Leicht vorstellen kann man sich, dass Michael Haefliger der diskrete und hinter den Kulissen enorm effiziente Davoser Tourismus-Direktor Bruno Gerber näher lag als der populäre Kurt Illi, welcher Luzern den Massentourismus beschert hat. Entsprechend steht der IMF-Intendant KKL-Betreibern, die kurzfristig auf eine klingelnde Kasse schielen und Nouvels spektakuläres Gebäude für ein Käferfest anbieten, kritisch gegenüber. Mit dem neuen Chef Rolf Brönnimann (Ex-«Bürgenstock»- Direktor und Partner der neu gegründeten Swiss Hospitality Group) ist noch alles offen. Als besondere Herausforderung betrachtet Haefliger die Stärkung des internationalen Bekanntheitsgrads der IMF. Er hofft dabei auch auf die Unterstützung der global tätigen Sponsoren.

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