Als Fabia Schild nach dem Verkauf der Firma das Grab ihres Grossvaters besuchte, fühlte sie sich schon ein wenig als Versagerin, die dessen Lebenswerk verscherbelt hatte. Sie war es, welche die Modegruppe Schild (Schild, Mango) in dritter Generation hätte übernehmen sollen. Doch nach jahrelangem Hin und Her und schlaflosen Nächten merkte sie, dass sie die Verantwortung nicht übernehmen konnte und wollte. Sie, das Energiebündel, aus dem die ganze Geschichte nur so heraussprudelt, sagt: «Es war die Hölle, ich habe sechs Jahre lang jeden Tag gelitten.»

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Die 42-jährige Juristin hängt an Traditionen, und so winkte sie nicht gleich ab, als 1998 der Onkel starb und sie als einzige Nachfolgerin aus der Familie in Frage kam. Nicht unbedingt als Managerin, sondern als Eigentümerin, denn ihr Vater Peter Schild vertrat die Familie im Verwaltungsrat.

Aus Familiensicht musste Fabia Schild sozusagen wollen, und so liess sie sich in den Verwaltungsrat des Luzerner Modehauses einbinden, arbeitete zeitweise sogar operativ mit, im Hintergrund immer der Plan des Vaters, dass sie dereinst seine Rolle übernehmen sollte.

Doch die Geschäfte liefen nicht besonders gut, und immer häufiger raubte ihr die Frage den Schlaf, wie sie die Aufgabe, für tausend Mitarbeiter verantwortlich zu sein, mit ihrem eigenen Lebensplan vereinbaren konnte – dem Wunsch, vielleicht doch noch eine Familie zu haben, ihrem politischen Engagement und ihren ehrenamtlichen Präsidien in der Lungenliga und im Tierschutz. Als 2002 die Umsätze einbrachen, drohte die nervliche Belastung auf ihre Gesundheit zu schlagen. Da sagte sie zu ihrem Vater: «Wir müssen über die Bücher.»

Ein Jahr brauchte sie, um ihn vom Verkauf zu überzeugen. Es kam zum Familienkrach. «Bei uns herrschte Eiszeit. Zuweilen kommunizierten wir nur noch über meine Mutter», sagt Fabia Schild. Erst als ihr Vater begriffen habe, dass sie nicht mehr gekonnt habe und der Familienfrieden auf dem Spiel gestanden sei, habe er eingewilligt.

Das war die Chance von Meinrad Fleischmann, Ex-CEO von Herren Globus, Ex-CEO von ABM und jetzt CEO von Schild. Der 43-jährige Manager und seine Kollegen aus der Geschäftsleitung kannten die Firma und glaubten, den Turnaround zu schaffen. Das Problem für die Unternehmer in spe war der Preis: Sie konnten mit der Höhe der externen Offerten anfangs nicht mithalten. «Als ich sah, dass die anderen Interessenten, die das Geschäft weiterführen wollten, die Mieten für die familieneigenen Liegenschaften drücken wollten, hatte ich eine Idee.» Fleischmann bot einen marktkonformen Mietzins, und so fand sich ein Immobilieninvestor, welcher der Familie die Liegenschaften zu guten Konditionen abkaufte. Dadurch liess sich der Kaufpreis des Unternehmens auf eine für das Management verkraftbare Höhe senken. Eine seltene Win-win-Situation: Die vier Manager bekamen das Unternehmen, die Familie mehr Cash, als unter dem Strich bei den anderen Angeboten geflossen wäre.

Ein halbes Jahr ist seit dem Deal vergangen, und Fabia Schild fühlt sich, wie wenn «man mir ein neues Leben geschenkt hätte». Mit dem 74-jährigen Vater, der sich immer noch einmal wöchentlich nach den Umsatzzahlen erkundigt, hat sie sich versöhnt. Meinrad Fleischmann arbeitet zwar viel, ist aber ebenfalls «glücklicher als vorher».