Der Kampf für den Austritt seiner Insel aus der EU ist für Nigel Farage eine Lebensaufgabe. Entsprechend bedeutet das Brexit-Votum für den Chef der UK Independence Party die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Tag und Nacht hatte er seit der Gründung der Ukip 1993 für den Austritt aus dem verhassten Staatenbund gekämpft. Als am Freitag das Ergebnis des EU-Referendums verkündet wurde, hatte er Tränen in den Augen vor Freude über ein endlich «unabhängiges Vereinigtes Königreich».

Mit seinen verbalen Attacken fesselte der 52-jährige EU-Hasser während der Brexit-Kampagne regelmässig die Aufmerksamkeit der Medien und begeisterte mit seiner scharfen Rhetorik seine Anhänger. Gemässigten Konservativen galt Farage, der gerne mit einem Bier in der Hand und einer Zigarette zwischen den Lippen im Pub seine Volkstümlichkeit demonstriert, dagegen als zu radikal und zu kontrovers.

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EU-Parlamentarier

Sein verruchtes Image verhinderte auch sechs Mal, dass die Briten Farage ins Londoner Parlament wählten. Nicht verlegen, trat der EU-Gegner daraufhin zur Wahl des EU-Parlaments in Strassburg an, wo er seit 1999 ohne Unterbrechung sitzt. Wie andere Rechtspopulisten auch sieht er keinen Widerspruch darin, im EU-Parlament zu sitzen und trotzdem in den schrillsten Tönen gegen die «korrupten» und «antidemokratischen» EU-Institutionen zu hetzen.

Die rastlose Energie, mit der Farage Politik betreibt, rührt womöglich auch aus der Erkenntnis, dass das Leben jederzeit vorbei sein kann. Der 1964 im Süden Londons geborene Farage entging nämlich schon drei Mal nur knapp dem Tode: Erst 20-Jährig war er beim Verlassen eines Pubs von einem Auto erfasst und so schwer verletzt worden, dass ihm ein Bein amputiert werden musste. Wenige Monate später dann wurde bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert.

Mit einer Deutschen verheiratet

Vom Krebs geheilt, heiratete er eine Krankenschwester, mit der er zwei Söhne hat. Später ehelichte er eine Deutsche, Kirsten Mehr, mit der er zwei Töchter hat. Ein drittes Mal wäre er fast gestorben, als sein Flugzeug am Tag der Wahlen 2010 abstürzte, weil ein Werbebanner in den Propeller geraten war. Farage überlebte mit mehreren gebrochenen Rippen und einer perforierten Lunge, doch leidet er bis heute an den Folgen.

Trotz der Verletzungen stürzte sich Farage nach dem Unfall mit noch grösserer Verve in die Politik, ergriff die Führung seiner Partei und wurde bald zu ihrem führenden Gesicht.

«Brite des Jahres»

Bei der Europawahl 2014 gelang es seiner Partei, stärkste Kraft zu werden, was Farage die Ausrufung zum «Briten des Jahres 2014» durch die «Times» einbrachte. Nach der Ankündigung eines EU-Referendums durch Premier David Cameron im Januar 2013 warf Farage sich dann in den Brexit-Abstimmungskampf.

Mit breitem Grinsen posierte er vor dem Referendum vor einem Plakat, das in polemischer Weise vor Einwanderung warnte. Seine Gegner warfen ihm deshalb völlige Skrupellosigkeit vor, doch wie auch immer man es nennt - es hat sich ausgezahlt.

«Wir haben eine scheiternde politische Union zurückgelassen», freute er sich am Freitag. «Die EU ist am Scheitern, die EU ist am Sterben. Ich hoffe, wir haben den ersten Stein aus der Wand gebrochen.»

(sda/ccr)