«Er hätte gar nichts anderes sein können als ein Pionier», sagt Gerold Bührer, Präsident des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse und als FDP-Nationalrat  über Otto Ineichen. Das Neue habe den Luzerner stets gereizt, so Bührer.

So war Otto Ineichen mit seinem «Otto's Warenposten» nebst Denner-Gründer Karl Schweri einer der ersten, der mit Discount-Angeboten das grosse Geschäft machte. Doch während Schweri sich auf Lebensmittel konzentrierte, war bei Ineichen ein Sammelsurium von Restbeständen zu haben.

Den Grundstein zu diesem Geschäft legte Ineichen 1978, als er nach einer Unwetterkatastrophe im Tessin die Waren eines beschädigten Einkaufszentrums zu Schleuderpreisen verquantete. Als in St.Gallen ausgebildeter Ökonom verstand er sein Handwerk, expandierte, benannte das Geschäft schrittweise um. Heute heisst der Discounter schlicht «Otto's», betreibt mit rund 1600 Angestellten fast 100 Filialen, verkauft auch Autos und günstige Fertighäuser.

«Man muss auch mal an die Grenzen gehen»

Nicht dass Ineichen nie Lehrgeld hätte zahlen müssen: Seine Mitte der 1960er Jahre gegründete Fleischverarbeitungsfirma musste er für einen symbolischen Franken verkaufen. Er reflektierte während einer kurzen Auszeit im Kloster.

Immer Weitermachen, kreativ sein, arbeiten, das war sein Credo. «Man muss an sich glauben und überzeugt von dem sein was man macht, und man muss auch mal an die Grenzen gehen», sagte er vor rund zwei Jahren in einem Interview.

Dies waren auch seine Appelle an die Jugend. Mit der Stiftung Speranza engagierte er sich für die Ausbildung und die Integration von Jungendlichen in den Arbeitsmarkt. 2009 erhielt er von der Jugendsession dafür den Prix Jeunesse, ein Jahr später wurde er zum Politiker des Jahres gewählt. Neuerdings will sich Speranza auch älteren Arbeitslosen annehmen. Schlagzeilen machte zudem auch seine Idee, günstige Kinderkrippenplätze anzubieten.

Spirit spürbar

Der wenig kaufkräftigeren Kundschaft ist auch die Firma Otto's treugeblieben, aus der sich der Gründer vor zehn Jahren operativ und vor zwei Jahren vollständig zurückgezogen hat. Das Verwaltungsratspräsidium hat seither Mark Ineichen inne, einer der vier Söhne.

Otto Ineichens Spirit sei in der Firma auch nach seinem Rückzug stets spürbar gewesen. «Er war enthusiastisch und kreativ. Für ihn standen immer die Menschen im Mittelpunkt», sagte Verwaltungsrat Stefan Hitz. Der Mensch habe bei Ineichen stets mehr gezählt als der Profit.

Für die unternehmerische Tätigkeit habe dies wiederum den Vorteil gebracht, dass Otto's oftmals auch Wohlwollen entgegengebracht worden sei bei spezifischen Anliegen; etwa bei der Suche nach Mietfläche. «Er meinte es wirklich ernst und das spürte man.»

Schlicht unkontrollierbar

Er war eine «Maschine der Sympathien», sagt auch der frühere FDP-Parteipräsident Fulvio Pelli gegenüber Schweizer Radio DRS. Für die Partei sei dies nicht immer einfach gewesen, denn Ineichen war schlicht unkontrollierbar.

Dabei war er mit seinem Eintritt in die Politik 2003 politisch gänzlich unerfahren, eher ein Spätzünder. Doch eben auch ein Jungbrunnen, was die Leidenschaft und das Engagement betrifft. Otto Ineichen verstarb am Mittwochmorgen, zwei Tage vor seinem 71. Geburtstag. Es war das Herz.

(tno/sda)

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