Es gibt Momente im Leben, für die braucht es eine Zigarette. Bei mir sind das überwiegend die nicht so schönen. Dass das teuer (in New York kostet eine Packung 13 Dollar) und ungesund ist, geschenkt. Manchmal geht es ja genau darum. Aber gut. Vielleicht lässt es sich auch elektronisch leiden, dachte ich mir vor ein paar Tagen. Einen Tick gesünder und zeitgemässer eben.

Ich fand E-Cigarettes ja eigentlich immer sehr albern, noch ein Stück alberner als alkoholfreies Bier. Entweder trinkt man, oder man trinkt eben nicht. Gleiches galt aus meiner Sicht für die elektronischen Glimmstengel, die vorne je nach Modell ersatzweise blau aufleuchten, wenn man dran zieht, und hinten ein bisschen Dampf ausspucken. Menschen, die das öffentlich machen, müssen entweder sehr wenig Schamgefühl oder sehr viel Selbstbewusstsein haben. Dachte ich.

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300 Puffs für 10 Dollar

Nun will ich testweise einer von ihnen sein. Im Internet suche ich meine Umgebung nach «Dealern» ab. Wenige Minuten von meiner Wohnung entfernt werde ich fündig. «Do you have e-cigarettes?»,  frage ich den pakistanischen Deli-Verkäufer hinter dem Tresen. Er guckt mich zerknirscht an, schüttelt leicht den Kopf und deutet mit dem Finger irgendwo nach draussen. Aber auf dem Schild an der Tür stehe doch, dass er sie habe, hake ich nach. «Oh, electronic cigarettes» sagt er dann, greift hinter sich und reicht mir ein Exemplar (was genau er mir bis zu diesem Moment andrehen wollte, bleibt unklar). 10 Dollar kostet es und beschert mir laut Verpackung im Gegenzug 300 «Puffs».

Mit denen ziehe ich weiter ins nächste Kaffee. Coffee and Cigarettes, der Klassiker. Ich bestelle einen Americano, setze mich zu den anderen Menschen ohne andere Tagespläne vor die Tür – und zögere. Hier meine «alkoholfreie» Zigarette zu zücken, fällt mir erwartungsgemäss schwer. Kurz sehe ich mich durch die Augen der Anderen, und was ich sehe gefällt mir gar nicht. Aber ich habe es ja nicht anders gewollt. Verstohlen und umständlich heimlich nehme ich einen Zug. Immerhin der Dampf sieht echt aus.

E-Zigarette im Mund statt Pflaster auf dem Arm

Menschen rauchen e-cigarettes, um irgendwann gar nicht mehr zu rauchen. Statt Pflaster auf dem Arm, sozusagen. Sie stecken viel Geld in Rechargable oder Premium-Kits und immer neue Flavors wie Cherry Crush und Peach Schnapps, in der Hoffnung, den Nikotingehalt im Laufe der Zeit irgendwann auf Null zu reduzieren.

Dass das bei mir nicht gutgehen würde, zeigt sich schon im Ansatz. Weil: Jetzt muss ich plötzlich nicht mehr vier (zu Hause) bzw. acht Stockwerke (Büro) nach unten, um zu rauchen. Sondern kann den Nikotin-Dampf direkt am Schreibtisch im Office oder am Esstisch meines rauchfreien Apartmentbuildings atmen. Das Ergebnis: Plötzlich schreibe ich meine Artikel mit «Kippe» im Mundwinkel, was sich zugegebenermassen recht cool anfühlt, solange es ausser mir niemand mitbekommt. Um mit dem Rauchen aufzuhören, scheint die batteriebetriebene Variante jedenfalls bei mir nicht die richtige Methode zu sein.

Bleibt nur zu hoffen, dass bald wieder bessere Momente kommen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Bold Economy – das umfassende Nachrichtenportal zur digitalen Revolution.