Wie viel kostet ein Krieg? Eine unmoralische Frage. Doch im Weissen Haus in Washington und wohl in sämtlichen Administrationen westlicher Staaten wird gegenwärtig genau darüber sinniert und gestritten. Der von George W. Bushs US-Regierung angemahnte Waffengang rückt, wie es scheint, unvermeidlich näher. Die Meinungen der Buchhalter darüber sind nicht gemacht – und höchst unterschiedlich. Selbst in den nach dem 11. September kurzzeitig zusammengerückten USA gehen sie auseinander. «Ein Krieg in Irak droht für viele Jahre die knappen Ressourcen und die Aufmerksamkeit der Vereinigten Staaten zu binden», sagt etwa William Nordhaus. Der renommierte Ökonom von der Universität Yale hat errechnet, dass sich die Gesamtkosten eines Militärschlags für Staat und Wirtschaft der USA im schlechtesten Fall auf fast zwei Billionen (exakt: 1924 Milliarden) Dollar summieren könnten. Er steht mit seiner pessimistischen Einschätzung nicht alleine da: «Wir könnten wirklich schnell wieder wirklich tief in den roten Zahlen stecken», sagt Haushaltsexperte William Gale von der Washingtoner Brookings Institution. Kriegskalkulationen hat eine eigens eingesetzte Kommission des Washingtoner Center for Strategic and International Studies (CSIS) gemacht. Ihre Rechnungen gehen von einem Basis-Szenario aus. Darin wird von «keinem Krieg» ausgegangen. Dieses wird bei einem «Krieg von vier bis sechs Wochen» überboten. Bei einem schnellen Sieg der USA und ihrer Alliierten rechnen die Experten, dass der Ölpreis, in dem derzeit eine Risikoprämie von rund sechs Dollar eingepreist ist, von über dreissig Dollar pro Barrel binnen Jahresfrist auf unter zwanzig Dollar zurückfallen würde. Anders sieht dies bei einem«Krieg von sechs bis zwölf Wochen»» aus (siehe «Mittleres Szenario»): Das Konsumentenvertrauen in den USA und anderswo würde einen nachhaltigen Rückschlag erleiden, der Ölpreis zwischenzeitlich auf über vierzig Dollar pro Barrel hoch- klettern. Die Eurozone würde vorübergehend in die Rezession zurückfallen. Noch viel Schlimmeres ist zu befürchten bei einem «Krieg von 90 bis 180 Tagen»: Es geht von vorübergehend achtzig Dollar für ein Barrel Öl, anhaltend abstürzenden Börsenkursen und explodierenden Inflationsraten aus. Hoffentlich rechnet da jemand genau nach.
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