Als vor zwei Jahren bekannt wurde, dass Antonio Colaianni vom Herd des «Casale» in Wetzikon an jenen des «Clouds» im obersten Stock des Zürcher Prime Towers wechseln würde, freute sich die Feinschmeckergemeinde der Limmatstadt wie die Kinder auf Weihnachten. Schliesslich hatte sich der Berner mit italienischen Wurzeln zuerst im Schloss-Restaurant in Rapperswil und später im «Casale» im Zürcher Oberland eine so begeisterte wie treue Gästeschar erkocht. In den ersten Monaten nach der Eröffnung waren die Tische mit Aussicht entsprechend begehrt und stets ausgebucht. Dann, nach nur neun Monaten, die Hiobsbotschaft: Colaianni liess verlauten, genug vom Höhenflug zu haben und zurück auf den Boden der Realität zu wollen. Immerhin: Er würde in Zürich bleiben.
Seit einem Jahr kocht der begnadete Chef nun wieder ebenerdig – im «Mesa» an der Weinbergstrasse. Das Lokal präsentiert sich grosszügig, die gut 50 Sitzplätze sind in angenehmer Distanz zueinander im Raum verteilt, das Mobiliar ist schlicht, das Licht gedämpft. Ein schöner Ort, wo man sich gerne niederlässt.
Und geniesst. Die Karte präsentiert sich denkbar einfach: Am Abend stehen zwei Siebengänger zur Wahl, einer mit, einer ohne Fleisch. Der Gast darf nach eigenem Gusto kombinieren und auch weniger als die vorgeschlagenen sieben Gänge bestellen.
Ob bei den wunderbaren Ravioli mit Hummer und Krevetten mit leichtem Jus und Datteltomaten, der ansprechenden Zucchiniblüte auf einem aromatischen Zwiebelragout, dem Rindsmedaillon mit dem überraschenden Kartoffelschaum – Antonio Colaiannis Biografie manifestiert sich auf dem Teller. Er kocht mit grossem Wissen um die klassische französische Küche, überlässt dabei seinen italienischen Wurzeln eine schöne Bühne und setzt gekonnt Akzente mit einzelnen Ingredienzen aus entlegeneren Küchen.
Anders als sein Vorgänger, der Österreicher Marcus Lindner, koche er eher mit dem Herzen als mit dem Kopf, sagte Colaianni, als er in die Fussstapfen des Vielgelobten trat. Die Gerichte werden mit viel Wissen um die Produkte und Sorgfalt gegenüber den Details inszeniert, die sichere Hand und der grosse Erfahrungsrucksack sind spürbar, der Service ist aufmerksam und korrekt, die Weinkarte gut sortiert. Alles ist perfekt. Und doch wünscht man sich im «Mesa» zuweilen ein bisschen weniger Perfektion und dafür ein Quentchen mehr von der angekündigten Herzlichkeit.
Restaurant Mesa
Weinbergstrasse 75
8006 Zürich
Tel. 043 321 75 75
Samstagmittags, sonntags und montags geschlossen, 17 «Gault Millau»-Punkte.