Seinen Namen verdankt das Restaurant am Münsterhof zwar dem anarchistischen Grafen Felice Orsini, der 1858 vergeblich versuchte, Napoleon III. mit Hilfe einer selbst gebastelten Bombe ins Nirwana zu befördern. Heute haftet ihm aber kein auch noch so feiner Hauch von Revolution mehr an, vielmehr ist es ein Hort klassischer Tradition. Vor dreissig Jahren übernahmen Manfred und Christina Hörger die Leitung des Hotels Savoy und des Restaurants Orsini. Seither pflegen sie mit viel Verve den Status quo – das Umstürzlerische kann man schliesslich gelassen an die Geschichte delegieren.

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Zum «Orsini»-Erlebnis gehören der schöne Raum mit den üppigen Mohnblumen auf dem Teppich und den filigraneren Versionen davon auf den Ölbildern an der Wand; die Camerieri, die unter der Leitung von Oberkellner Paulo Alexandre gewandt, aufmerksam und herzlich agieren; sowie die Karte, die Direktor Manfred Hörger 1985 vom grossen Küchenchef Angelo Conti Rossini entwerfen liess und an die sich die beiden Küchenchefs Alois Brünner und Rolf Laible bis heute halten.

Die Küche ist gediegen italienisch – die grosse Karte wird jeweils durch eine kleinere mit saisonalen Gerichten ergänzt. Die Wahl ist nicht einfach: Pasta, Fisch oder Fleisch? Vom Nebentisch, wo Riesencrevetten vom Grill aufgetragen werden, weht der Duft von Ferien am Meer herüber und verleitet zu unserer Vorspeise: einem Polpo-Salat, serviert auf aromatischem Gurkenfächer im luftigen Teigkörbchen.

Perfekte Cuisson. Und dann das Fleisch! Mein Gegenüber bestellt Kalbsleber, der man bei jedem Bissen die vielen Jahre Übung der beiden Herren in der Küche anmerkt. Die Cuisson ist perfekt – die Leber aussen ganz leicht knusprig, innen rosa und zart. Ich entscheide mich für den «Orsini»-Klassiker mit dem wunderschönen Namen: Filetto Padiglione di Caccia. Ein Kalbsfilet mit einer Scheibe Entenleber obendrauf und von einer aromatischen Basilikumsauce umhüllt. Perfekt! Dazu werden Polenta, Spinat und ein ebenfalls perfekter Risotto mit Pilzen gereicht. Zum letzten Schluck Wein – der überaus charmante Kellner Antonello Agius hat uns einen schönen Marchese di Villamarina aus seiner Heimat Sardinien empfohlen – gönnen wir uns ein Stück vom Brie de Meaux mit hausgemachter Trüffelfüllung und zum süssen Schluss eine Mascarpone-Crème mit Calvados-Birnen.

  • Was man unbedingt essen sollte: Die Ravioli al Brasato, weil sie hier in
    einer kräftigen, einzigartigen Amarone-Sauce serviert werden.
  • Zeit vom Platznehmen bis zum ersten Bissen: Am Mittag knapp zehn Minuten, am Abend genügend, um gemütlich einen Apéritif zu geniessen.
  • Diskretionsfaktor: Hier gilt: noblesse oblige. Es wird weder posiert noch gestarrt – und geklatscht sowieso nicht.

Restaurant Orsini am Münsterhof
Waaggasse 3
8001 Zürich

Telefon 044 215 27 27
www.savoy-baurenville.ch

Täglich geöffnet.