Die Nachricht sorgt in der Schweiz für Augenreiben: Hansjörg Wyss – bislang in der Öffentlichkeit nicht als Sport-Fan bekannt – möchte den FC Chelsea kaufen. Zusammen mit US-Milliardär Todd Boehly hat Wyss für die «Blue Devils» ein Angebot eingereicht. Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch muss sich wegen seiner Verbindungen zum Kreml in Russland nach 19 Jahren vom Spitzenclub trennen.

Seit gestern Donnerstag ist Abramowitschs Vermögen allerdings eingefroren. Die britische Regierung hat den russischen Milliardär und sechs weitere Oligarchen auf ihre schwarze Liste gesetzt. «Diese Massnahmen sollen die bestrafen, die Putin nahestehen», sagte ein Regierungssprecher.

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Roman Abramowitsch Chelsea

Er muss sich nach 19 Jahren vom Club trennen: Roman Abramowitsch (links) nach dem Gewinn der Champions League mit Chelsea-Captain César Azpilicueta.

Quelle: imago images/Shutterstock

Abramowitsch soll nicht profitieren

Dem Verkauf von Chelsea will Boris Johnsons Regierung aber nicht im Wege stehen. «Wir sind in Kontakt mit dem FC Chelsea. Diese Diskussion wird weitergehen. Wichtig ist, dass Roman Abramowitsch von einem Verkauf nicht profitiert oder dadurch Geld erhält», so der Regierungssprecher. Das Sportministerium stellte eine Sonderlizenz aus, damit Chelsea in der Premier League verbleiben kann. Es gehe nicht darum, die Fans zu bestrafen, hiess es von Downing Street. «Diese Massnahmen sollen ja die bestrafen, die Putin nahestehen.»

Ein Deal von Hansjörg Wyss mit Abramowitsch scheint somit noch möglich – doch nebst dem Berner und seinem US-Geschäftspartner sind noch andere Interessenten mit im Spiel: So sollen der US-Amerikaner Woody Johnson, Besitzer des Football-Clubs New York Jets, und der Türke Muhsin Bayrak Offerten unterbreitet haben. Die Liste von weiteren möglichen Bewerbern ist umfangreich.

Der 55-jährige Roman Abramowitsch gilt als Vertrauter Putins. Konkret legt ihm die britische Regierung zur Last, als grösster Aktionär des russischen Stahlkonzerns Evraz «in die Destabilisierung der Ukraine verwickelt» zu sein. Unter anderem könne der Stahl von Evraz zum Bau russischer Panzer verwendet werden. Abramowitschs Vermögen dürfte etwa 9 Milliarden Pfund betragen.

(mbü, mit Material der Agentur Reuters)