Nachdem vor Jahresfrist noch Ascona die Spitze der Gesamtrangliste belegt hatte (vor Luzern und Domaine Impérial), haben rund 450 Golferinnen und Golfer diesmal etwelche Korrekturen angebracht. Das liegt weniger daran, dass auch Golfanlagen sich in die eine oder andere Richtung entwickeln können, sondern hauptsächlich an der neuen Fragestellung mit klareren Differenzierungen.

Dennoch: Gegenüber dem Vorjahr wurde beileibe nicht alles auf den Kopf gestellt. Sieben der zehn Anlagen, die 1999 die Top Ten bildeten, erscheinen erneut unter den zehn besten. Neu sind einzig der grosse Aufsteiger Maison Blanche (jetzt Rang 3), Interlaken (5) und Domat/Ems (10). Die drei erreichten ihre Spitzenklassierungen auf Kosten von Luzern (Vorjahr Rang 2), Bad Ragaz (4) und Erlen (9).

Die Dominanz der Westschweiz ist augenfällig, vermag indes kaum zu überraschen. Sieger Genf zählt zusammen mit Zumikon zu den exklusivsten Klubs im Lande (für Gäste ist die Begleitung eines Caddy obligatorisch), doch geben die Genfer sich alle Mühe, Exklusivität und Snobismus auseinander zu halten. Und ein Genuss ist es allemal, den im leicht hügeligen Gelände von Cologny gelegenen Platz zu bespielen. Bezeichnenderweise belegt Genf nicht bloss in den Hauptkategorien jeweils einen Platz unter den ersten drei (siehe Ranglisten auf Seite 169), sondern erreichte bei den Detailfragen nach Infrastruktur, Qualität von Essen und Trinken sowie betreffend die Turnierorganisation die Bestnote. Bei der Frage nach der Gepflegtheit der Anlage wurden die Genfer überdies auf Rang zwei (hinter Domaine Impérial und vor Ascona) eingestuft. Das reichte schliesslich zum hauchdünnen Gesamtsieg vor Domaine Impérial, das sich gegenüber dem Vorjahr um einen Rang verbessern konnte.

Domaine Impérial gilt als Klub der Sportprominenz: Auf der erst vor 13 Jahren eröffneten, traumhaft schönen Anlage (Rang eins bei der Frage nach dem besten optischen Eindruck) schwingen aktuelle und frühere Cracks wie Hans Leutenegger und Jean Wicki (beide Unternehmer und Ex-Bob-Olympiasieger), Alain Prost und Jacky Stewart (beide Ex-Formel-1-Weltmeister) oder der aktuelle Formel-1-Superstar Michael Schumacher ihre Schläger. Berühmt ist im mondänen Klub auch das schwarze Brett. Dort werden alljährlich schonungslos die Namen jener Mitglieder veröffentlicht, die ihren Jahresbeitrag nicht bezahlt haben. Als prominentester unter den Ausgeschriebenen gilt noch immer der gestrauchelte Financier Werner K. Rey.

Hinter dem drittplatzierten Maison Blanche – wird als spielerisch interessantester Platz eingestuft – und dem Vorjahressieger Ascona wurde Interlaken zum besten Deutschschweizer Golfklub erkoren. Die gastfreundlichen Berner Oberländer erreichten bei der Frage nach den angenehmsten Klubs und Klubhäusern Rang eins und schafften es gar, in dieser Hauptwertung Genf sowie Domaine Impérial auf die Plätze zu verweisen. Bemerkenswert ist, dass in der Gesamtwertung neben Interlaken bloss noch die beiden relativ jungen Anlagen von Sempachersee und Domat/Ems der erdrückenden Überlegenheit der Romands standzuhalten vermochten.

Ein Deutschschweizer Klub immerhin darf sich zu den grossen Siegern der Umfrage zählen: Engelberg-Titlis ist nicht bloss der schönste 9-Loch-Platz im Land, sondern die attraktivste Anlage überhaupt, die in den vergangenen drei Jahren in der Schweiz erstellt worden ist; in der Gesamtwertung der Newcomer liessen die Obwaldner gar gleich eine ganze Reihe von 18-Loch-Plätzen hinter sich. Als Pünktchen auf dem i wurde Engelberg überdies zum gastfreundlichsten aller Klubs gewählt.

Für Engelbergs Präsident Eugenio Rüegger sind diese brillanten Klassierungen Belohnung und Genugtuung zugleich. Über ein Jahrzehnt lang hat der zähe frühere Direktor der Titlisbahnen für die Realisierung des in einer malerischen Landschaft gelegenen Platzes mit seinem schmucken Klubhaus gekämpft und dabei gewaltige Überzeugungsarbeit geleistet. Heute hat er den ganzen Kurort samt seiner touristischen Infrastruktur hinter sich – und begeisterte Golfer aus dem ganzen Land.

Wo es Sieger gibt, gibt es stets auch Verlierer. Zu diesen zählen Oberentfelden (Lage und spielerische Anforderungen), Les Coullaux (optischer Eindruck und Ambiente), Lavaux (Infrastruktur), Alvaneu (Küche), Bürgenstock (Trainingsmöglichkeiten), Source du Rhône (Turnierorganisation) und Zumikon (Gastfreundschaft). Vielleicht tröstet es sie, dass die nächste Umfrage mit Sicherheit kommt.

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